Der Montagsmann: Roman (German Edition)
sozusagen. Nur, dass sie meist für sich allein Kaffee machte und Fabio für einen ganzen Raum voller Gäste. Heute Abend zum Beispiel, bei der Neueröffnung. Da würde die Maschine der größten nur denkbaren Belastung standhalten müssen. Meine Güte, was waren sie die ganze Zeit aufgeregt gewesen wegen der Eröffnung!
Isabel trank den Kaffee viel zu heiß und verbrannte sich die Lippen.
»Maledetto!« , stieß sie hervor, während sie die Tasse wegstellte.
Erst auf der Treppe nach oben merkte sie, dass sie schon wieder geflucht hatte. Diesmal sogar laut. Und auf Italienisch. Was das wohl zu bedeuten hatte? Auf keinen Fall etwas Gutes! Fluchen zeugte von mangelnder Beherrschung und niedrigem Niveau!
Nun, es konnte nur daran liegen, dass jemand ihre Küche benutzt und hinterher nicht aufgeräumt hatte. In der Spüle und auf der Anrichte stapelten sich schmutzige Teller und Gläser, und zwar garantiert schon länger als seit gestern. Von wegen nach dem Rechten sehen!
Auch das Bad war benutzt und konnte eine gründliche Reinigung vertragen. In der Dusche lagen rote Haare, und die Toilette … Daphne, dieses Miststück!
Isabel fielen sofort noch andere, wesentlich aussagekräftigere Ausdrücke ein, ein Teil davon ebenfalls auf Italienisch, und sie zögerte nicht, ein paar der Vokabeln laut auszusprechen, einfach nur, um den Klang zu hören. Es war nicht übel, wie sie zugeben musste. Außerdem tat es überraschend gut, ihre frisch erworbenen Sprachkenntnisse auf diese Weise auszuprobieren.
Vielleicht sollte ich öfter auf Italienisch fluchen, überlegte sie, während sie die Putzutensilien aus der Besenkammer holte.
Sie zögerte nicht, ihren Vorsatz in die Tat umzusetzen. Ausgiebig übte sie das Fluchen, und gleichzeitig machte sie sich entschlossen an die Arbeit. Sie konnte nicht duschen, solange Daphnes Haare noch dort herumlagen!
Normalerweise kam einmal die Woche eine Putzfrau vorbei, doch die hatte während des letzten Monats vermutlich vor verschlossener Tür gestanden.
Statt Daphne einen Ersatzschlüssel auszuhändigen, hätte sie wohl besser der Haushaltshilfe einen überlassen. Dann wäre das Haus wenigstens sauber, und niemand hätte ihre Manolos missbraucht.
Wenigstens hatte Daphne die schmutzigen Handtücher in den Wäschebehälter gestopft. Isabel versagte es sich heroisch, sie zu zählen, doch als sie die ganze Ladung in die Waschmaschine stopfte, konnte sie nicht umhin zu bemerken, dass es sich mindestens um einen ganzen Wochenbedarf handelte.
Nachdem sie das Bad und die Küche gereinigt hatte, machte sie sich über das restliche Haus her. Die Fenster hatten schon beim Aufstehen so ausgesehen, als könnten sie eine gründliche Reinigung vertragen, und dem Aubusson in der Diele konnte ausgiebiges Saugen sicher nicht schaden. Die Täfelung im Treppenhaus glänzte nach einer sorgfältigen Politur mit einem biologisch abbaubaren Wachs wie neu, und auch die Gästetoilette im Erdgeschoss strahlte Stunden später infolge einer Spezialbehandlung mit Entkalker und Edelstahlmittel wie frisch von Olaf installiert.
Das viele Schrubben und Putzen versetzte sie in einen eigenartigen Rausch, und sie fragte sich, warum sie das früher nie selbst gemacht hatte und stattdessen lieber ins Fitnessstudio gegangen war. Statt das Geld für den Personal Trainer rauszuwerfen, hätte sie sich auf diese sinnvolle und befriedigende Weise dieselbe Bewegung kostenlos verschaffen können. Außerdem hatte es den Vorteil, dass hinterher alles wunderbar sauber war. Wieso war sie nicht früher schon auf diesen einleuchtenden Zusammenhang gekommen?
Beim Thema Geld fiel ihr ein, dass sie noch eine dringende Verpflichtung zu erledigen hatte. Sie rief beim Krankenhaus an und ließ sich mit Doktor Mozart verbinden.
Er war erfreut, ihre Stimme zu hören, schien aber nicht allzu überrascht, dass sie ihr Gedächtnis wiedergefunden hatte.
»Sie standen dicht davor, das hat man gemerkt«, meinte er. »Übrigens – Sie spielen wundervoll Klavier! Werden wir künftig öfter einen Auftritt erleben können?«
Sie dachte kurz nach. »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht«, sagte sie schließlich ehrlich. »Wissen Sie, ich hab’s sogar richtig professionell gelernt. Am Konservatorium. Ich galt als Talent. Dann hatte ich einen Unfall. Komplizierter Trümmerbruch des rechten Handgelenks. Hat lange gedauert, bis das verheilt war. Ich durfte wegen der Verletzung nicht spielen, und weil mir langweilig wurde, hab ich was
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