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Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Titel: Der Mord an Harriet Krohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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besuchen?«
    »Ich habe doch gesagt, daß ich da niemanden kenne.«
    »Aber die Blumen, Torp? Für wen waren die denn? Sie hatten doch einen großen Blumenstrauß bei sich?«
    Charlo wird langsam blaß. Er beißt die Zähne zusammen.
    »Jetzt sind Sie aber auf der falschen Fährte«, sagt er.
    »Einen großen gemischten Strauß. Fast ungewöhnlich schön. Einer, in den viel Arbeit gesteckt worden war.«
    »Ich kaufe nie Blumen. Das ist doch der pure Unsinn.«
    »Versuchen Sie, sich zu erinnern, Torp. An den Blumenladen.«
    »Welchen Blumenladen?«
    »Tinas Blumenladen, neben Cash & Carry.«
    »Da war ich noch nie im Leben.«
    »Am 7. November, um kurz vor acht Uhr abends. Die machen um acht Uhr Feierabend, Sie haben es noch haarscharf geschafft. Für wen waren die Blumen?«
    »Ich sage doch, daß Sie auf der falschen Fährte sind.«
    »Sie waren für eine Dame, nicht wahr?«
    »Ich kenne keine Damen in Hamsund.«
    Stille. Dasitzen, die Kraft des anderen spüren, die Wörter abwägen, denken. Den nächsten Zug planen, sich erinnern. Die Haut retten, aus diesem Zimmer herauskommen. Herrgott. Er kommt hier nicht raus. Sejer reißt ihn aus seinen Gedanken.
    »Der Strauß hat zweihundertfünfzig Kronen gekostet. Sie haben ganz schön viel Geld ausgegeben, das muß Ihnen also wichtig gewesen sein?«
    Charlo senkt den Kopf und schweigt, trommelt mit den Fingern auf der Tischplatte.
    »Sie müssen sich eine andere Herangehensweise suchen, hier mache ich nicht mehr mit.« Entschlossen starrt er die Tischplatte an.
    »Torp«, sagt Sejer leise. »Daß Sie am 7. November Blumen gekauft haben, ist nichts, was wir glauben oder vermuten. Wir wissen es. Also können wir die Blumen auch gleich mit nach Hamsund nehmen? Wir müssen ja schließlich weiterkommen.«
    »Ich bin schon ziemlich erschöpft. Ich habe die letzten Tage im Krankenhaus verbracht. Können wir eine Pause einlegen?«

» WORAN DENKEN SIE ?« fragt Sejer.
    »Ich warte darauf, daß Sie mich durch die Mangel drehen.«
    »Sie glauben, daß ich Sie härter rannehmen werde?«
    »Natürlich.«
    »Nur, wenn das sein muß. Was haben Sie also gemacht, ehe Sie im Reitzentrum gelandet sind? Ich meine, als Sie noch nicht arbeitslos waren?«
    »Ich habe in einem Autohaus gearbeitet. Ich war ein ziemlich guter Verkäufer. Honda und Subaru. Neu und gebraucht.«
    »Hat Ihnen das gefallen?«
    »Ja. Das war eine schöne Zeit. Ehe ich mir alles versaut habe.«
    »Warum haben Sie da aufgehört? Wurde der Betrieb aufgegeben?«
    »Nein«, sagt Charlo ehrlich. »Mir wurde fristlos gekündigt. Ich hatte eine nicht sonderlich hohe Summe unterschlagen, weil ich Spielschulden hatte. Sie haben mich nicht angezeigt. Aber dann stand ich natürlich mit leeren Händen da. Und das ist das größte Verbrechen im Leben«, sagt er und sieht Sejer in die Augen. »Das war übrigens eine Impulshandlung, ich hatte es nicht geplant. Die Versuchung war einfach zu groß. Ich hatte schon damals Schulden.«
    »Wie sehen Sie also Dinge, die geplant werden? Sind das schlimmere Verbrechen?«
    »Ja, finden Sie nicht?«
    Sejer trinkt einen Schluck Wasser.
    »Wir operieren natürlich mit vielen unterschiedlichen Begriffen. Vorsätzlicher Mord, Totschlag, alles dazwischen. Und dazu haben wir ja auch gute Gründe. Dann haben wir noch die mildernden Umstände. Die in der Justiz übrigens ein relativ junger Begriff sind. Früher gab es sie noch nicht. Ein Mord war ein Mord, und alle Mörder bekamen dieselbe Strafe. Aber für Ihre Unterschlagung gab es wohl einige mildernde Umstände. Sie waren sicher verzweifelt?«
    »Ich war verzweifelt«, Charlo nickt. »Und außerdem habe ich mich geschämt. Ich konnte meine Familie nicht versorgen, das war eine große, unerträgliche Schande.«
    »Das ist nicht so schwer zu verstehen.«
    »Zum Glück haben wir Julie alles verheimlicht, sie war damals doch noch ziemlich jung. Aber jetzt bin ich zu Kreuze gekrochen. Ich habe ihr alles gesagt.«
    »Sie haben also keine Geheimnisse mehr vor Ihrer Tochter?«
    »Nein. Jedenfalls keine großen.«
    Er leert sein Glas.
    »Aber daß Sie hier sitzen«, sagt Sejer, »das müssen Sie ihr doch auch erklären?«
    »Natürlich. Auf irgendeine Weise.«
    »Was werden Sie ihr sagen?«
    »Die Wahrheit natürlich. Daß ich nur als Zeuge gebraucht werde.«
    »Das glauben Sie also?«
    »Stehe ich vielleicht unter Verdacht? Wenn das so ist, dann gehe ich davon aus, daß Sie mich darüber informieren müssen.«
    Sejer nickt ernst. »Ja«, sagt er, »wir haben

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