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Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Der Mord an Harriet Krohn (German Edition)

Titel: Der Mord an Harriet Krohn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Fährte. Ich hatte nirgendwo Blut.«
    »Auf der rechten Seite von der Jacke. Deutliche Blutspuren.«
    »Ich glaube, ich begreife. Dieser Parka hatte einige häßliche Flecken, vielleicht hat er die für Blut gehalten. Die stammten von einem Ölwechsel bei meinem Auto. Dabei hatte ich mich vollgesaut. Deshalb habe ich den Parka weggeworfen, das habe ich doch schon gesagt.«
    »Sie haben ihn weggeworfen, weil er verschlissen war.«
    »Und weil er verschmiert war.«
    »Wieder haben Sie ein Detail ausgelassen. Da wollen wir mal nach weiteren suchen.«
    »Nein, das hat keinen Zweck. Mehr gibt es nicht zu sagen.«
    »Sie sind auf Ihrer Fahrt durch die Gegend mit niemandem aneinandergeraten?«
    »Nein, absolut nicht, ich bin ein friedliebender Mensch. Und an so was würde ich mich auf jeden Fall erinnern.«
    »Ja, Sie sind friedlich. Das glaube ich Ihnen. Aber wir haben ja doch auch festgestellt, daß Sie trotzdem bisweilen die Besinnung verlieren.«
    »Aber nur sehr selten.«
    »Und der 7. November war so ein seltener Fall. Ich glaube, daß dieser Abend sehr schwer für Sie zu verdauen war. Ich glaube, daß Sie deshalb manche Einzelheit vergessen haben. Machen wir noch einen Versuch. Sie sind hinter das stillgelegte Hotel gefahren und haben dort den Wagen abgestellt. Ein Mann mit Hund hat das Auto gesehen. Wieder ist das keine Annahme und kein Verdacht, es ist etwas, das ich mit Sicherheit weiß.«
    Charlo schließt die Augen. Ich bin krank, denkt er, langsam werde ich schwächer und schwächer werden. Ich darf jetzt nicht daran denken.
    Laut sagt er. »Na gut. Dann habe ich wohl auch das vergessen. Ich habe da eine Zigarette geraucht, dann bin ich weitergefahren.«
    »Wohin weiter?«
    »Vorbei am Bahnhof und zu der berühmten Kreuzung.«
    »Sie sind vom Hotel losgefahren und hatten gleich darauf den Unfall?«
    »Richtig.«
    »Sie brauchten also eine Zigarette?«
    »Ja.«
    »Mußten Sie auf den Hof eines alten Hotels fahren, um sich eine Zigarette zu drehen?«
    »Nein. Eigentlich nicht. Ich hätte auch am Straßenrand halten können, es war ja kein Verkehr.«
    »Warum also dieses Manöver?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht wollte ich mich verstecken. Ich war wohl verzweifelt.«
    »Sie waren verzweifelt, sagen Sie. Erzählen Sie von diesem Gefühl der Verzweiflung. Ist das langsam in Ihnen aufgestiegen? Oder ist es über Sie hereingebrochen?«
    »Das weiß ich nicht mehr so genau. Nein, es kam wohl eher langsam. Ich weiß nicht, es waren so viele Gefühle. Ich suchte so dringend nach einer Lösung. Für meine vielen Schwierigkeiten.«
    »Haben Sie daran gedacht, als Sie aus der Stadt gefahren sind? Daß Sie nach einer Lösung suchen?«
    »Ja, ich habe viel darüber nachgedacht.«
    »Sie hatten den Plan aufgegeben, eine Bank zu überfallen. Sind Ihnen andere Ideen gekommen?«
    »Das mit der Bank war ein Scherz. Ich habe nicht ernsthaft daran gedacht.«
    »Na gut. Aber Sie hatten vielleicht eine andere Idee?«
    »Nein, alles sah nur düster aus.«
    »Aber trotzdem sind Sie nach Hamsund gefahren? Auf der Landstraße 134 am Fluß entlang, und dann über die Landstraße 35?«
    »Ich habe wohl gehofft, daß etwas passiert.«
    »Ein Wunder?«
    »Ich glaube nicht an Wunder.«
    »Sie hatten einen handfesteren Plan?«
    Charlo knetete seine Hände, greift nach dem Tabak. Reißt Tabak aus der Packung, legt ihn auf das Blättchen.
    »Das waren nur vage Überlegungen.«
    »Würden Sie mir die beschreiben?«
    »Nein. Dieses Risiko gehe ich nicht ein, das könnte Sie auf falsche Gedanken bringen.«
    »Was für falsche Gedanken?«
    »Darüber, was ich getan und nicht getan habe.«
    »Das macht Ihnen also angst? Was ich denke?«
    »Ich bin nicht so blöd, daß ich nicht wüßte, worauf Sie hinauswollen.«
    »Dann sagen Sie es mir.«
    »Das können Sie sich ja wohl selber denken.«
    »Das kann ich. Aber ich finde es gut, die Dinge in Worte zu fassen. Das ist nicht so gefährlich wie Sie glauben.«
    »Das sehe ich anders.«
    »Das ist Ihr gutes Recht.«
    Pause. Beide schweigen. Sejer ist mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Charlo versucht, sich ein wenig auszuruhen, sich zu erholen. Er krümmt die Zehen in den Turnschuhen, das geht gut.
    »Also. Sie sind in die Fredboes gate gefahren. Sie haben hinter dem stillgelegten Hotel geparkt, dann haben Sie das Auto verlassen. Wohin sind Sie gegangen?«
    »Ich bin nirgendwohin gegangen. Ich habe im Auto gesessen und geraucht.«
    »Wieder haben Sie etwas Wichtiges vergessen, Torp. Der Zeuge, der

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