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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sollte ich lügen? Du bist auf die Straße gelaufen,
Ted. Ein Taxi kam vorbei. Du wolltest es anhalten und
wärst um ein Haar überfahren worden. Frag den
Chauffeur, der dich nach Connecticut gebracht hat. Er ist
doch als Zeuge geladen, nicht wahr? Frag ihn, ob er dich
nicht beinahe erfaßt hätte. Ich bin dein Freund, Ted. Ich
weiß, wie dir zumute war, als Leila im Elaine verrückt
spielte. Ich weiß ja, wie mir zumute war. Ich war so
wütend, daß ich sie selber hätte umbringen können. Hab
ich das je dir gegenüber erwähnt? Kein Mensch hat je ein
Wort davon erfahren und würde es auch jetzt nicht – außer
ich werde zur Verzweiflung getrieben. Du mußt mir
helfen! Wenn ich das Geld nicht binnen achtundvierzig
Stunden beschaffe – bin ich erledigt.»
«Du bekommst das Geld.»
«Herrje, Ted, ich hab’s ja gewußt, daß ich mich auf dich
verlassen kann. Ich danke dir, Ted!» Er legte ihm die
Hand auf die Schulter.
«Scher dich fort!» Es war fast ein Aufschrei. Die
Schwimmer sahen neugierig zu ihnen hinüber. Ted
schüttelte Syd ab, ergriff sein Handtuch und verließ
fluchtartig die Schwimmhalle.

3
    Scott befragte Cheryl in ihrem Bungalow. Für die
Ausstattung war hier ein extravaganter gelb-grün-weiß
gemusterter Dekorationsstoff verwendet worden, dazu
weiße Spannteppiche und weiße Wände. Scott spürte den
dicken Teppichboden unter den Füßen. Reine Wolle.
Spitzenqualität. Sechzig … siebzig Dollar der Meter? Kein
Wunder, wenn Min so gequält dreinblickte! Scott wußte
genau, wieviel ihr der alte Samuel hinterlassen hatte. Nach
dem, was sie hier reingebuttert hatte, konnte nicht mehr
viel übrig sein …
    Cheryl war nicht gerade beglückt, daß man sie wegen
dieses Treffens überall ausgerufen hatte. Sie trug ihre
eigene Variante des Standard-Badeanzugs: ein winziges
Gebilde, das knapp die Brüste bedeckte und die Lenden
bis zu den Hüftknochen freiließ. Den Bademantel hatte sie
um die Schultern gehängt. «In zehn Minuten muß ich im
Gymnastikkurs sein», teilte sie ihm ungeduldig mit.
    «Nun, hoffen wir, daß Sie’s schaffen.» Seine Abneigung
gegen Cheryl wuchs und schnürte ihm fast die Kehle zu.
«Mit ein paar klaren, offenen Antworten können Sie Ihre
Chancen erheblich verbessern. Zum Beispiel: Haben Sie
Leila vor ihrem Tod etliche bösartige Briefe geschickt?»
    Wie er vorausgesehen hatte, verlief die Befragung
zunächst ergebnislos. Cheryl manövrierte geschickt.
Anonyme Briefe? Was hätte sie für ein Interesse daran?
Ted und Leila auseinanderdividieren? Wozu? Selbst wenn
die beiden schließlich doch geheiratet hätten, wäre das
nicht von Dauer gewesen. Es lag nicht in Leilas Natur, bei
einem Mann zu bleiben. Sie mußte den Männern weh tun,
bevor sie ihr weh taten. Das Theaterstück? Sie hatte
keinen blassen Schimmer, wie die Proben gelaufen waren.
Offen gestanden, interessierte sie sich damals auch nicht
besonders dafür.
    Schließlich reichte es Scott. «Hören Sie mal zu, Cheryl,
es wäre besser, wenn Sie sich folgendes klarmachen. Ich
gebe mich nicht zufrieden mit dem Befund, daß Sammy
eines natürlichen Todes gestorben sein soll. Der zweite
anonyme Brief, den sie bei sich trug, ist verschwunden.
    Sie sind an Sammys Schreibtisch gewesen. Sie haben
eine Rechnung mit dem Vermerk ‹Bezahlt› dort deponiert.
Auf dem Schreibtisch lag ein anonymer Brief zusammen
mit Fanpost. Und dann war er einfach weg. Zugegeben, es
kann auch jemand anders so leise in die Rezeption
gekommen sein, daß weder Min noch der Baron noch
Sammy ihn gehört haben, obwohl die Tür offenstand.
Doch das ist ein bißchen unwahrscheinlich, finden Sie
nicht?» Er unterschlug wohlweislich, daß Min ebenso wie
der Baron Zugang zum Schreibtisch gehabt hatten in
Sammys Abwesenheit. Mit Genugtuung nahm er Cheryls
leicht alarmierten Augenausdruck wahr. Sie fuhr sich
nervös mit der Zunge über die Lippen.
«Sie meinen doch nicht etwa, ich hätte irgendwas mit
    Sammys Tod zu tun?»
«Ich meine, daß Sie den ersten Brief von Sammys
Schreibtisch weggenommen haben, und den verlange ich
auf der Stelle zurück. Es handelt sich um belastendes
Material in einem Mordprozeß.»
    Sie schaute weg. Ihr Gesichtsausdruck verriet
unverhüllte Panik. Scott folgte ihrem Blick und entdeckte
unter der Wandleiste einen verkohlten Papierkringel.
Cheryl sprang auf, um ihn hervorzuholen, doch Scott war
schneller.
Auf den Papierfetzen waren drei aufgeklebte Wörter
erkennbar:
    «Ihren Text

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