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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Chiffonärmeln
gefallen, das Leila bei der Oscar-Verleihung angehabt
hatte. Sie waren die einzigen, die sie im Sarg gesehen
hatten. Das Bestattungsinstitut hatte vorzügliche Arbeit
geleistet, die sichtbaren Verletzungen abgedeckt, das
schöne Gesicht makellos wiederhergerichtet; es hatte
seltsam friedlich gewirkt, als habe sie endlich Ruhe
gefunden. Eine Weile hatten sie stumm dagesessen, in
Erinnerungen versunken, Sammy hielt Elizabeths Hand,
mahnte sie schließlich, daß es an der Zeit sei, die Fans an
der Bahre vorbeidefilieren zu lassen, daß der Sarg noch
geschlossen und mit dem von Ted und Elizabeth bestellten
Blumenschmuck dekoriert werden müsse.
    Elizabeth musterte den Kleiderschrank durch. Scott
beobachtete sie. «Das blaue aus Krawattenseide»,
murmelte sie, «das Leila ihr vor zwei Jahren zum
Geburtstag geschenkt hat. Sammy sagte immer, wenn sie
in ihrer Jugend solche Kleider gehabt hätte, wäre vielleicht
ihr ganzes Leben anders verlaufen.»
    Sie packte den kleinen Wochenendkoffer voll mit
Unterwäsche, Strümpfen, Schuhen und legte die schlichte
Perlenkette dazu, die Sammy stets zu ihren «guten
Kleidern» trug. «Wenigstens etwas, das ich für sie tun
kann», sagte sie zu Scott. «Als nächstes müssen wir
herauskriegen, was ihr zugestoßen ist.»
    Sammys Schubladen enthielten nur persönliche Dinge.
Im Schreibtisch befanden sich ihr Scheckbuch,
Notizblock, Briefpapier. In einem Schrankfach entdeckten
sie hinter einem Stapel Pullover einen zwei Jahre alten
Terminkalender und eine gebundene Kopie von Karussell von Clayton Anderson.
    «Leilas Stück», sagte Elizabeth. «Ich bin nie dazu
gekommen, es zu lesen.» Sie schlug es auf und blätterte
die Seiten durch. «Sehen Sie, es ist ihr Arbeitsexemplar.
Sie machte immer so viele Anmerkungen und
Textänderungen, stellte Sätze um, wo es ihr richtig
erschien.»
    Scott beobachtete, wie Elizabeth liebevoll über die
Randnotizen strich. «Wollen Sie’s nicht mitnehmen?»
fragte er.
«Sehr gern.»
    Er öffnete den Terminkalender. Die Eintragungen
wiesen die gleiche verschnörkelte Handschrift auf. «Der
gehörte also auch Leila.» Nach dem 31. März gab es
keinerlei Eintragungen mehr. Auf diese Seite hatte Leila in
Druckbuchstaben gemalt: ERÖFFNUNGSVORSTELLUNG! Scott blätterte zurück. Unter den meisten
davorliegenden Daten fand sich lediglich der Vermerk Probe, jeweils säuberlich durchgestrichen.
    Außerdem waren verschiedene andere Termine
eingetragen: Friseur, Anproben, Besuch bei Sammy im
Mount-Sinai-Krankenhaus, Blumen an Sammy schicken
lassen, PR-Auftritte. In den letzten sechs Wochen waren
diese Termine vermehrt gestrichen worden. Es gab auch
Notizen dieser Art: Spatz, L. A.; Ted, Budapest; Spatz,
Montreal; Ted, Bonn … «Sie scheint die Reiserouten von
Ihnen beiden ständig vor sich gehabt zu haben.»
«Stimmt. So wußte sie immer, wo sie uns erreichen
konnte.»
    Scott verweilte bei einer Seite. «An dem Abend wart ihr
zwei in derselben Stadt.» Er blätterte langsamer weiter.
«Ted ist offenbar ziemlich regelmäßig in den Städten
aufgekreuzt, wo Sie gastiert haben.»
    «Ja. Nach der Vorstellung sind wir essen gegangen und
haben Leila angerufen.»
Scott betrachtete Elizabeth forschend. Ganz kurz war ein
anderer Ausdruck über ihr Gesicht geglitten. War es
möglich, daß Elizabeth sich in Ted verliebt hatte und das
nicht wahrhaben wollte? Und wäre es in dem Fall denkbar,
daß ein Schuldgefühl sie unbewußt verlangen ließ, Ted für
Leilas Tod zu bestrafen und damit gleichzeitig sich selbst?
Er versuchte, diesen beunruhigenden Gedanken
schleunigst abzuschütteln. «Dieser Terminkalender ist
höchstwahrscheinlich völlig belanglos für den Fall,
trotzdem sollte ihn der Staatsanwalt in New York
bekommen.»
«Warum?»
«Kein spezieller Grund. Aber er könnte immerhin als
Beweisstück gelten.»
Weiter fand sich nichts mehr in Sammys Wohnung. «Ich
mache Ihnen einen Vorschlag», sagte Scott. «Sie gehen
jetzt rüber und spulen Ihr Tagesprogramm ab. In der
Fanpost gab es keine anonymen Briefe mehr, das hab ich
Ihnen ja schon erzählt. Meine Leute haben sie vergangene
Nacht gründlichst durchsiebt. Unsere Chance, den
Absender ausfindig zu machen, ist verschwindend klein.
Ich rede nachher mit Cheryl, aber sie ist ziemlich
ausgekocht. Ich glaube nicht, daß sie sich eine Blöße
gibt.»
Gemeinsam durchquerten sie den langen Korridor, der
zum Hauptgebäude führte. «Sammys Büroschreibtisch

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