Der Mord zum Sonnntag
lernen.» Scott verstaute den Schnipsel
sorgfältig in seiner Brieftasche. «Sie haben also diesen
Brief gestohlen. Die Vernichtung von Beweismaterial
stellt eine strafbare Handlung dar, auf die Gefängnis steht.
Was ist mit dem zweiten Brief? Mit dem, den Sammy bei
sich trug? Haben Sie den auch vernichtet? Und wie sind
Sie da rangekommen? Sie besorgen sich besser einen
Anwalt, Lady.»
Cheryl packte seinen Arm. «Mein Gott, Scott, bitte! Ich
schwöre, daß ich diese Briefe nicht verfaßt habe. Ich
schwöre, daß ich Sammy nur in Mins Büro gesehen habe,
sonst nicht. Nun gut, ich hab den Brief von Sammys
Schreibtisch genommen. Ich dachte, vielleicht könnte er
Ted helfen. Ich zeigte ihn Syd. Er sagte, die Leute würden
denken, ich hätte ihn geschrieben. Er hat ihn zerrissen,
nicht ich. Das ist alles, was ich weiß, ich schwör’s.»
Tränen rannen ihr über die Wangen. «Wenn davon auch
nur das Geringste an die Öffentlichkeit dringt, Scott,
könnte das meine Aussichten auf die Amanda ruinieren.
Bitte, Scott …»
Scott hörte sich verächtlich erwidern: «Mir ist es
wirklich vollkommen gleichgültig, wie sich Publizität auf
Ihre Karriere auswirkt, Cheryl. Wie war’s, wenn wir eine
Abmachung treffen? Ich nehme von Ihrer offiziellen
Vernehmung Abstand, und Sie denken scharf nach. Wer
weiß, vielleicht wird Ihr Gedächtnis plötzlich besser. In
Ihrem Interesse hoffe ich es.»
4
Vor Erleichterung wie betäubt machte sich Syd auf den
Rückweg. Ted würde ihm das Geld leihen. Im letzten
Moment hatte er der Versuchung widerstanden, seiner
Schilderung einen zusätzlichen dramatischen Effekt zu
verleihen und zu behaupten, Ted habe zugegeben, daß er
Leila getötet hatte, sondern Ted genau zitiert. Was der in
jener Nacht über seinen Vater zusammengefaselt hatte,
war schaurig genug. Wenn er daran dachte, wie er hinter
Ted hergelaufen war, krampfte sich auch jetzt noch alles
in ihm schmerzhaft zusammen. Daß Ted sich in einer Art
psychotischem Zustand befand, war sofort offensichtlich.
Nach Leilas Tod hatte er abgewartet, ob Ted ihn über
diese Begegnung ausfragen würde. Seine Reaktion heute
bewies, daß er keinerlei Erinnerung daran hatte. Er
überquerte den Rasen, vermied absichtlich die Fußwege.
Er wollte mit niemandem reden. Am Vortag waren einige
neue Gäste eingetroffen, einen davon erkannte er wieder:
ein junger Schauspieler, der seine Fotos in der Agentur
hinterlassen hatte und unentwegt anrief. Welches von den
alten Weibern hier mochte ihn wohl aushalten?
Ausgerechnet heute wollte Syd keinesfalls seine Zeit
damit verplempern, Möchtegernklienten mit
irgendwelchen faulen Ausreden abzuwimmeln.
In seinem Quartier angelangt, machte er sich als erstes
einen Drink zurecht. Den hatte er nötig. Und den verdiente
er auch. Als nächstes telefonierte er mit dem
frühmorgendlichen Anrufer. «Bis zum Wochenende habe
ich das Geld für Sie.» Er hatte seine Zuversicht
wiedergefunden.
Jetzt fehlte nur noch eine Nachricht von Bob Koenig. Er
hatte es kaum zu Ende gedacht, da klingelte schon das
Telefon. Er solle bitte am Apparat bleiben, sie verbinde
ihn gleich mit Mr. Koenig, sagte die Vermittlung. Seine
Hände begannen zu zittern. Ein Blick in den Spiegel zeigte
ihm, daß er keineswegs das siegesgewisse Image
verkörperte, auf das man in Los Angeles zu setzen pflegte.
«Gratuliere, Syd!» waren Bobs erste Worte.
Cheryl hatte die Rolle! Zahlen begannen ihm durch den
Kopf zu schwirren, automatisch errechnete er seine
Provisionsanteile. Mit zwei Worten hatte Bob ihn an die
Spitze zurückkatapultiert.
«Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.» Seine Stimme
wurde kräftiger, selbstbewußter. «Bob, ich versichere dir,
du hast die richtige Wahl getroffen. Cheryl schlägt
garantiert wie eine Bombe ein.»
«Geschenkt, Syd, das weiß ich alles. Der springende
Punkt ist folgender: Bevor wir mit Margo eine schlechte
Presse riskieren, nehmen wir lieber Cheryl. Ich hab sie
hochgelobt. Von mir aus soll sie doch kein Kassenmagnet
sein, sondern genau das Gegenteil. Das gleiche haben sie
Joan Collins nachgesagt, und wie steht sie jetzt da?»
«Was hab ich dir die ganze Zeit erzählt, Bob?»
«Hoffentlich behalten wir beide recht. Ich arrangiere
einen Presseempfang für Cheryl im Beverly Hilton am
Freitagnachmittag gegen fünf.»
«Wir sind pünktlich da.»
«Hör gut zu, Syd, das ist sehr wichtig. Von jetzt ab
betrachten wir Cheryl als Superstar, und bring Cheryl bei,
daß
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