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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ganz schön verspannt. Ich lege Ihnen nachher ein
feines, kühles Tuch über die Augen, und Sie lassen sich
einfach in den Schlaf gleiten. Der Doktor und ich kommen
in etwa einer halben Stunde wieder. Das kriegen Sie
wahrscheinlich gar nicht mehr mit.»
Alvirah spürte die kräftigen Finger, die gegen ihre
Schläfen drückten. «Das tut gut», murmelte sie.
    «Das glaub ich gern.» Einige Minuten massierte Miss
Owens ihr noch Stirn und Nacken, und Alvirah fühlte, wie
sie allmählich in einen angenehmen Dämmerzustand
versank. Dann wurde ihr ein kühles Tuch über die Augen
gelegt. Sie hörte kaum noch die Tür klicken, als Miss
Owens sich auf Zehenspitzen hinausschlich.
    Ihr schossen so viele Gedanken durch den Kopf wie lose
Fäden, die sie nicht recht verknüpfen konnte.
Ein Schmetterling, der auf einer Wolke dahinsegelt …
Sie begann sich zu erinnern, warum ihr das bekannt
vorkam. Sie hatte es beinahe …
«Können Sie mich hören, Mrs. Meehan?»
Sie hatte nicht gemerkt, daß Baron von Schreiber
hereingekommen war. Seine Stimme klang leise und etwas
heiser. Hoffentlich funktionierte das Mikrofon. Sie wollte
alles aufzeichnen.
«Ja.»
Auch ihre Stimme klang weit entfernt.
«Keine Angst. Sie werden den Nadelstich kaum spüren.»
Er hatte recht. Sie spürte fast gar nichts, höchstens wie
bei einem Mückenstich. Und davor hatte sie sich so
gefürchtet! Sie wartete. Der Doktor hatte ihr gesagt, er
würde das Kollagen an zehn bis zwölf Stellen auf beiden
Seiten des Mundes injizieren. Worauf wartete er denn?
Das Atmen fiel ihr schwer. Sie bekam keine Luft.
«Hilfe!» schrie sie, aber das Wort blieb ihr im Hals
stecken. Sie riß den Mund auf, rang verzweifelt nach Luft.
Sie konnte sich nicht mehr rühren. Hilf mir, lieber Gott, so
hilf mir doch, dachte sie.
Dann umfing sie Dunkelheit, als die Tür aufging und
Schwester Owens munter sagte: «Hier sind wir,
Mrs. Meehan. Sind Sie bereit für die Verschönerung?»

9
    Was beweist das, fragte sich Elizabeth auf dem Weg vom
Hauptgebäude zur Klinik. Wenn Helmut das Theaterstück
geschrieben hatte, mußte er jetzt durch die Hölle gehen.
Der Autor hatte eine Million Dollar in die Produktion
gesteckt. Deswegen auch Mins Anruf in der Schweiz. Ihr
Notgroschen auf einem Nummernkonto war ein beliebter
Witz. «Ich werde nie pleite sein», hatte sie sich oft und
gern gebrüstet.
    Min lag an Teds Freispruch, weil dann das Projekt, in
allen seinen neuen Hotels ein Cypress Point Spa
einzurichten, verwirklicht werden konnte. Helmut besaß
einen weitaus zwingenderen Grund. Falls er Clayton
Anderson war, wußte er nur zu gut, daß selbst der
Notgroschen futsch war.
    Sie konnte ihn zwingen, ihr die Wahrheit zu sagen.
In der Eingangshalle der Klinik herrschte gedämpfte
Stille, doch die Empfangsdame saß nicht an ihrem
Schreibtisch. Hinten im Korridor hörte Elizabeth hastende
    Schritte und laute Stimmen. Sie eilte in die Richtung. Am
Flur öffneten sich Türen, und Gäste, die gerade behandelt
wurden, spähten neugierig hinaus. Der Raum am Ende des
Korridors stand offen. Von dort kam der Lärm.
    Raum C. Du lieber Himmel, hier sollte doch
Mrs. Meehan ihre Kollageninjektion erhalten. Im ganzen
Cypress Point gab es wohl keinen, der davon nicht gehört
hatte. War etwas schiefgegangen? Elizabeth stieß beinahe
mit der Schwester zusammen, die aus dem
Behandlungsraum kam.
    «Sie dürfen da nicht rein», rief sie zitternd.
Elizabeth schob sie zur Seite.
Helmut beugte sich über den Behandlungstisch, drückte
    Alvirahs Brustkorb zusammen. Sie hatte eine
Sauerstoffmaske über dem Gesicht. Das Geräusch eines
Beatmungsgerätes erfüllte den Raum. Die Decke war
zurückgeschlagen, der Bademantel zusammengeknüllt, die
unvermeidliche Rosette funkelte am Kragen.
Schreckgelähmt sah Elizabeth, wie die Schwester Helmut
eine Kanüle reichte, die er an einem Schlauch befestigte
und dann in Alvirahs Vene einführte. Ein Krankenpfleger
übernahm die Herzmassage.
    Von ferne hörte Elizabeth, wie eine Ambulanz mit
heulender Sirene und quietschenden Reifen durch das
Haupttor fegte.
    Um 16 Uhr 15 erfuhr Scott, daß Alvirah Meehan, die Frau,
die vierzig Millionen Dollar in der Lotterie gewonnen
hatte, ins Monterey Peninsula Hospital eingeliefert worden
und möglicherweise einem Mordversuch zum Opfer
gefallen war. Der Streifenpolizist, der ihn telefonisch
verständigte, hatte den Notruf entgegengenommen und die
Ambulanz nach Cypress Point begleitet. Die

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