Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
läuft.» Er wies auf Ted. «Wenn
Sie so überzeugt davon sind, daß jede Verteidigung, die
ich vorschlage, nichts bringt, warum bekennen Sie sich
nicht gleich schuldig? Ich könnte dann im Gegenzug
maximal sieben bis zehn Jahre aushandeln. Ist es das, was
Sie wollen? Dann sagen Sie es. Sonst setzen Sie sich
gefälligst an diesen Tisch.»
Ted hob den umgestoßenen Stuhl auf. «Machen wir uns
an die Arbeit», sagte er tonlos. «Ich muß mich wohl bei
Ihnen entschuldigen. Mir ist klar, daß Sie auf Ihrem
Gebiet der Beste sind, aber ich nehme an, daß Sie
Verständnis dafür aufbringen, wenn ich mir wie in einer
Falle vorkomme. Meinen Sie wirklich, daß eine Chance
für einen Freispruch besteht?»
«Ich habe schon öfter in ebenso schwierigen Fällen
einen Freispruch erwirkt», entgegnete Bartlett. «Was Sie
anscheinend nicht nachvollziehen, ist folgendes: Schuld
und Urteil sind zweierlei, sie haben nichts miteinander zu
tun.»

6
    Min lavierte sich irgendwie durch den Rest des
Vormittags. Ununterbrochene Anrufe der Medien nahmen
sie voll in Anspruch, so daß sie an die Szene zwischen
Elizabeth und Teds Anwalt nicht einmal denken konnte.
Nach dem Krach hatten alle sofort das Büro verlassen:
Bartlett und Elizabeth wütend, Craig verzweifelt, Scott mit
finsterem Gesicht. Helmut war in die Klinik geflüchtet,
wohl wissend, daß sie mit ihm reden wollte. Er war ihr an
diesem Vormittag ebenso aus dem Weg gegangen wie in
der Nacht zuvor, als er sich nach seinem Bericht über die
mit angehörte Szene zwischen Ted und Leila in seinem
Studio eingeschlossen hatte.
    Wer wohl hatte es der Presse gesteckt, daß Elizabeth und
Ted hier waren? Sie fertigte die hartnäckigsten Fragen mit
ihrer Standardantwort ab: «Wir geben die Namen unserer
Gäste prinzipiell nicht bekannt.» Und auf die Mitteilung,
Elizabeth und Ted seien in Carmel gesehen worden: «Kein
Kommentar.»
    Zu jeder anderen Zeit wäre ihr diese Publicity hoch
willkommen gewesen. Doch jetzt? Man fragte sie, ob es
bei dem Tod ihrer Sekretärin irgendwelche
ungewöhnlichen Begleitumstände gegeben habe. «Mit
Sicherheit nicht.»
    Um zwölf bat sie die Zentrale, die Anrufe
entgegenzunehmen, und ging in den Frauentrakt des
Kurhauses. Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, daß die
Atmosphäre dort normal war. Sammys Tod schien kein
Thema mehr zu sein. Sie plauderte angelegentlich mit den
Gästen, die auf der Terrasse am Schwimmbecken
lunchten. Alvirah Meehan, die ebenfalls dort saß, hatte
Scotts Wagen gesehen und bombardierte Min mit Fragen
nach dem Grund seiner Anwesenheit.
    Als Min ins Hauptgebäude zurückkehrte, ging sie direkt
nach oben in die Wohnung. Helmut saß auf der Couch und
trank eine Tasse Tee. Sein Gesicht war aschgrau. «Ach,
Minna.» Er bemühte sich zu lächeln.
    Sie verzog keine Miene. «Wir müssen miteinander
reden», erklärte sie kurz. «Warum bist du in jener Nacht
zu Leilas Wohnung gegangen? Hattest du ein Verhältnis
mit ihr? Sag mir die Wahrheit!»
    Die Tasse klapperte, als er sie hinstellte. «Ein
Verhältnis! Minna, ich hab diese Frau gehaßt!» Sie
registrierte die roten Flecken in seinem Gesicht, die
krampfhaft zusammengepreßten Hände.
    «Denkst du, ich fand die Art und Weise amüsant, wie sie
mich lächerlich gemacht hat? Ein Verhältnis mit ihr?» Er
hieb mit der Faust auf den Tisch. «Minna, du bist die
einzige Frau in meinem Leben. Seitdem ich dir begegnet
bin, hat es nie eine andere gegeben, das schwör ich dir.»
    «Lügner!» Mit einem Sprung war Min bei ihm, beugte
sich hinunter und packte ihn bei den Rockaufschlägen.
«Sieh mich an. Ich sag dir, sieh mir ins Gesicht. Hör auf
mit diesem falschen aristokratischen Getue und der
Schauspielerei. Du warst geblendet von Leila. Welcher
Mann war das nicht? Mit jedem deiner Blicke hast du sie
ausgezogen und vergewaltigt. Ihr alle wart doch scharf auf
sie, wie ihr da seid. Ted. Syd. Sogar Craig, dieser Tölpel.
Aber du warst der Schlimmste. Liebe. Haß. Das kommt
aufs selbe raus. Und du bist doch in deinem ganzen Leben
noch nie für jemand eingestanden. Ich verlange die
Wahrheit. Warum bist du in jener Nacht zu ihr
gegangen?» Sie ließ ihn los, plötzlich leer und
ausgepumpt.
    Er sprang auf. Dabei streifte er die Tasse, so daß sie
überschwappte und Tee auf den Tisch und den Teppich
spritzte. «Das ist unerträglich, Minna. Ich lasse mich von
dir nicht wie ein Bazillus behandeln, den du durchs
Mikroskop studierst.»

Weitere Kostenlose Bücher