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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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krummen Touren.»
    Mein großartiger Plan wäre damit ja im Eimer, dachte
Willy. Na ja, vielleicht kann ich’s so lange rausziehen, bis
mir was anderes einfällt. Er begann am Boden des
Behälters den in Jahren angesetzten Rost wegzustemmen.
    Um zwanzig vor vier stellte Alvirah den Koffer mit ihrer
letzten Bankabhebung ab; es blieb kaum noch Zeit, zur
Hafenbehörde zu rasen, sich umzuziehen und sich zur
Arbeit zu melden. Auf dem Weg durch die Halle vom
Lincoln Arms bemerkte sie eine Nonne in Ordenstracht
mit ausgesprochen liebem Gesicht. Mit einem Korb in der
Hand machte sie geräuschlos die Runde bei den
Bargästen. Jeder warf etwas hinein. In der Küche
erkundigte sich Alvirah bei Hank nach der Nonne.
    «Ach die. Ja. Die läßt’s den Kindern hier in der Gegend
zukommen. Für jeden ’n gutes Gefühl, wenn er ihr ’nen
Dollar oder auch zwei hinwirft. Irgendwie erhebend, du
weißt schon.»
    An diesem Abend liefen die Bestellungen nicht so flott
wie letzte Nacht. Alvirah schlug Hank vor, die alten
Bestellzettel in der Schachtel zu sortieren.
«Warum?» Hank machte ein erstauntes Gesicht.
Alvirah zupfte an ihrem Sweatshirt. Es trug die
    Aufschrift ICH HAB DIE NACHT MIT BURT
REYNOLDS VERBRACHT; Willy hatte es aus Jux
gekauft, als sie das Reynolds Theater in Florida besuchten.
Sie bemühte sich, eine geheimnisvolle Miene aufzusetzen.
Warum sollte jemand wertlose Zettel sortieren? «Man
kann nie wissen», flüsterte sie.
Die Antwort schien Hank zu genügen.
    Die bereits sortierten Zettel ließ sie unter dem Haufen
verschwinden, den sie auf den Tisch kippte. Sie wußte
bereits, wonach sie suchte. Bestellungen, die seit Montag
in gleichbleibender Größenordnung erfolgt waren. Es
blieben dieselben vier Zimmer, die sie schon zu Hause in
die engere Wahl gezogen hatte.
    Um sechs wurde der Betrieb plötzlich lebhaft. Um halb
neun hatte sie drei von den vier in Frage kommenden
Zimmern beliefert. Zwei waren von den unentwegten
Kartenspielern okkupiert. Im dritten wurde jetzt gewürfelt.
Sie mußte zugeben, daß die Beteiligten alle nicht wie
Kidnapper aussahen. Vom Zimmer 802 kam keine
telefonische Bestellung. Vielleicht war der Typ mit den
gräßlichen Kopfschmerzen samt Bruder ausgezogen. Als
Alvirah um Mitternacht entmutigt gehen wollte,
brummelte Hank: «Mit dir klappt die Arbeit prima. Der
Typ von der Tagesschicht geht, und die lassen ’nen Jungen
einspringen, der vermasselt jede Bestellung.»
    Mit einem stummen Dankgebet erbot sich Alvirah
unverzüglich, die Frühschicht von sieben bis eins zu
übernehmen, zusätzlich zu ihrer üblichen von vier bis
zwölf. Dann könnte sie trotzdem noch zu den Banken
rasen, die ihr das Geld zwischen Viertel nach zwölf und
drei Uhr zugesagt hatten.
«Bin um sieben wieder hier», versprach sie.
     
«Ich dito», jammerte er. «Der Koch von der
    Tagesschicht haut auch ab.»
Im Hinausgehen bemerkte Alvirah ein paar bekannte
Gesichter an der Bar. Louie, der sieben Jahre wegen
Bankraub gesessen hatte und Träger des schwarzen
Karategürtels war; Al, früher Leibwächter bei einem
Pfandleiher und vier Jahre im Knast wegen tätlicher
Beleidigung; Lefty, spezialisiert auf gestohlene Autos.
Die drei hatten sie bestimmt gesehen, hielten sich jedoch
an die Spielregeln und ließen sich nicht das geringste
anmerken.
    Willy brachte das Tropfen auf den ursprünglichen
Störeffekt zurück, als ihm Clarence gereizt zubrüllte, er
solle gefälligst das Hämmern einstellen. «Mit der
Lautstärke kann ich’s noch mal vierundzwanzig Stunden
aushalten.»
    Und was dann, fragte sich Willy. Es gab eine Hoffnung.
Sammy ödete es an, ihn zu überwachen, während er am
Wasserbehälter herumfummelte. Tags darauf würde er das
lässiger handhaben. Nachts stellte Willy sicher, daß seine
Dienste auch weiterhin benötigt würden, indem er das
Tropfen wieder verstärkte.
    Am nächsten Morgen glänzten Sammys Augen fiebrig.
Tony schwadronierte von einer alten Freundin, die er
aufsuchen wolle, sobald sie das Versteck in Queens
bezogen hatten, und keiner verbot ihm den Mund. Also
macht’s ihnen nichts aus, daß ich zuhöre, dachte Willy.
    Als das Frühstück gebracht wurde, fuhr der sicher im
Schrank verstaute Willy so jählings hoch, daß Sammys
Kanone um ein Haar losgeballert hätte. Er hörte nicht nur
einen Tonfall, der ihn an Alvirah erinnerte, sondern ihre
unverwechselbare Stimme, die sich erkundigte, ob die
Kopfschmerzen des Bruders sich gebessert

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