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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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geblieben seien, sie aber seinen Neffen Brian wie ihren
eigenen Sohn liebten, vor allem, seit dem Heimgang seiner
Mutter, Willys Schwester. «Ich hab’ außerdem noch sechs
Schwestern», erläuterte er. «Alle Nonnen. Cordelia ist die
älteste. Am einundzwanzigsten wird sie achtundsechzig.»
    Tony fiel die Kinnlade herunter. «Mach Sachen. Als
Junge hab’ ich mich viel auf der Straße rumgetrieben und
mir ’n paar Kröten damit verdient, daß ich Frauen um
ihren Geldbeutel erleichtert hab’, du verstehst schon. Aber
mit Nonnen bin ich nie Schlitten gefahren, nicht mal auf
dem Weg zum Supermarkt, wo sie ja Bares bei sich haben
mußten. Und von ’nem guten Reibach hab ich immer zwei
Dollar in den Briefkasten vom Kloster geschoben, so ’ne
Art Dank.»
Willy tat beeindruckt von Tonys Freigebigkeit.
    «Wollt ihr wohl die Klappe halten?» herrschte Clarence
sie an.
«Mir platzt der Schädel.»
Willy betete im stillen, als er sagte: «Ich brauche ja bloß
’nen Franzosen und ’nen Schraubenzieher, dann könnt
ich’s abdichten.»
Wenn ich nur Hand an den Behälter legen könnte, dachte
er. Alles unter Wasser setzen. Sie könnten ihn nicht gut
erschießen, wenn Leute angerannt kämen, um die
Überschwemmung zu stoppen.
    Schwester Cordelia wußte, daß irgend etwas nicht
stimmte. Bei aller Liebe zu Willy konnte sie sich nicht
vorstellen, daß der Präsident ihn mit einem Privatwagen
abholen ließ. Außerdem: Alvirah war immer so offen, daß
man in ihr lesen konnte wie in einem offenen Buch. Doch
als Cordelia sie am Mittwochmorgen telefonisch zu
erreichen versuchte, meldete sie sich nicht. Und als sie sie
dann um halb vier erwischte, schien sie außer Atem zu
sein. Sie habe gerade einen anstrengenden Lauf hinter
sich, erklärte sie, ohne nähere Angaben zu machen.
Natürlich ging es Willy blendend. Warum auch nicht? Am
Wochenende wäre er wieder daheim.
    Das Kloster befand sich in einer Wohnung in einem
alten Haus in der Amsterdam Avenue Ecke 110th Street.
Schwester Cordelia lebte dort zusammen mit vier älteren
Nonnen und einer einzigen Novizin, der
siebenundzwanzigjährigen Schwester Maeve Marie, einer
ehemaligen Polizistin, die nach drei Dienstjahren erkannt
hatte, wozu sie berufen war.
    Nach Beendigung ihres Gesprächs mit Alvirah ließ sich
Cordelia schwer auf einen massiven Küchenstuhl sinken.
«Maeve, irgendwas stimmt nicht mit Willy», sagte sie.
«Ich spür’ das genau.»
    Das Telefon klingelte abermals. Arturo Morales,
Direktor der Bank in Flushing, gleich um die Ecke von
Willys und Alvirahs alter Wohnung.
    «Schwester», begann er, «ich belästige Sie höchst
ungern, aber ich mache mir Sorgen.»
Cordelia hörte beklommen zu, als Arturo ihr erklärte,
Alvirah habe versucht, hunderttausend Dollar abzuheben.
Sie konnten ihr nur zwanzigtausend auszahlen, hatten ihr
aber die restliche Summe bis Freitagmorgen versprochen.
Cordelia bedankte sich für die Information, gelobte
striktes Stillschweigen darüber, daß er das Bankgeheimnis
verletzt hatte, legte auf und herrschte Maeve an: «Los,
mach schon. Wir gehen zu Alvirah.»
    Alvirah meldete sich pünktlich um vier im Lincoln Arms
Hotel zur Stelle. Sie hatte sich in der Hafenbehörde
umgezogen. Als sie jetzt vor dem Portier stand, fühlte sie
sich in ihrer Verkleidung ganz sicher. Er bedeutete ihr mit
einer ruckartigen Kopfbewegung, daß sie den Korridor
hinuntergehen müsse bis zu der Tür mit der Aufschrift
EINTRITT VERBOTEN.
Die führte in die Küche. Der Chefkoch, ein knochiger
    Siebziger, der Gabby Hayes, dem Cowboystar der
vierziger Jahre, verblüffend ähnlich sah, bereitete
Hamburger zu. Von den Fettspritzern auf dem Bratrost
stiegen Rauchwolken zur Decke. Er blickte hoch. «Du bist
Tessie?»
Alvirah nickte.
     
«Okay. Ich bin Hank. Fang schon mal mit Auftragen
an.»
    Finessen gab es in der Abteilung Zimmerservice nicht.
Braune Plastiktabletts, wie sie in den Cafeterias der
Krankenhäuser zu finden sind, derbe Servietten,
Plastikgeschirr, Senf, Ketchup und Gewürze in
Probetüten.
    Hank schaufelte schwammige Hamburger auf Brötchen.
«Schenk den Kaffee ein. Nicht zu voll. Fritten auftun.»
Alvirah gehorchte. «Wieviel Zimmer gibt’s hier?»
erkundigte sie sich, während sie die Tabletts herrichtete.
«Hundert.»
«So viele!»
Hank grinste, entblößte dabei ein von Nikotin verfärbtes
Gebiß.
«Nur vierzig Übernachtungen. Der Stundenbetrieb
verlangt keinen Zimmerservice.»
Alvirah überlegte.

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