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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hätten.
    Perplex zischte Sammy ihm ins Ohr: «Bist wohl
plemplem?»
Alvirah suchte nach ihm. Willy mußte ihr dabei helfen,
sich im Badezimmer wieder am Wasserbehälter zu
schaffen machen und mit dem Schraubenschlüssel den
Takt der Melodie angeben, nach der er damals, vor über
vierzig Jahren, zum erstenmal mit Alvirah getanzt hatte.
Vier Stunden später erhielt er seine Chance, als er,
Schraubenschlüssel und Schraubenzieher in der Hand, den
zappeligen Sammy neben sich, dem wütenden Befehl von
Clarence gehorchte und sich wieder der Aufgabe widmete,
zu reparieren und gleichzeitig zu sabotieren.
Er hütete sich, die Sache zu übertreiben, setzte dem
protestierenden Sammy plausibel auseinander, daß er doch
gar nicht so viel Krach mache und man sich hier bestimmt
freuen würde, wenigstens eine ordentliche Toilette zu
haben. Er kratzte sich den vier Tage alten Bartwuchs,
genierte sich heftig in den zerknitterten Sachen und
begann, im Abstand von drei Minuten musikalische
Signale auszusenden.
Alvirah hörte sie, als sie in Zimmer 702 Pizzas
ablieferte. Dieses Klopfen. Sie bekam weiche Knie und
stellte das Tablett auf die schiefe Tischplatte. Der
Bewohner des Zimmers, ein gutaussehender Dreißiger,
war von einer Sauftour zurückgekehrt. Er zeigte zur
Decke. «Macht Sie das denn nicht auch wahnsinnig? Die
renovieren wohl oder so was.»
«Muß in 802 sein», entschied Alvirah im Gedanken an
den Typ auf dem Bett, den Türsteher, das offene
Badezimmer. Sie müssen Willy in den Schrank stecken,
wenn sie was beim Zimmerservice bestellen. Obwohl ihr
Herz unter dem Sweatshirt mit der Aufschrift SEI KEIN
UMWELTSÜNDER hämmerte, nahm sie sich die Zeit,
den Säufer zu warnen, daß noch mehr Alkohol sein
Verderben wäre.
Im Korridor neben der Bar war ein Telefon. Alvirah rief
rasch bei Cordelia an und hoffte nur, daß der Portier sie
nicht beobachtete.
«Um sieben werden sie mich anrufen», schloß sie.
Um Viertel vor sieben erstarrten die Gäste in der Bar
vom Lincoln Arms Hotel vor Ehrfurcht beim Anblick von
acht zumeist älteren Nonnen in langen Ordensgewändern
mit Schleier und Brusttuch, die beim Betreten der Halle
leise ein Kirchenlied summten. Der Portier sprang auf und
zeigte unmißverständlich auf die Drehtür hinter ihnen.
Alvirah, das Tablett auf den Armen, beobachtete Maeve,
die als Wortführerin den Portier von oben herab musterte.
«Wir haben die Genehmigung des Eigentümers, in
jedem Stockwerk zu singen und um Spenden zu bitten»,
teilte sie ihm mit.
«Erzählen Sie keine Märchen.»
Sie flüsterte gedämpft: «Wir haben die Genehmigung
von Mr»
Er erblaßte. «Ihr haltet jetzt gefälligst die Klappe und
holt die Piepen raus», brüllte er zu den Bargästen hinüber.
«Die Schwestern hier singen jetzt Lieder für euch.»
«Nein, wir fangen oben an», korrigierte ihn Maeve. «Wir
beenden das Konzert hier.»
Alvirah bildete die schützende Nachhut, als die
Nonnenschar unter Führung von Cordelia singend den
Fahrstuhl betrat.
Sie fuhren geradewegs in den achten Stock und
versammelten sich im Korridor, wo Lefty, Al und Louie
bereits warteten. Um Punkt sieben klopfte Alvirah an die
Tür. «Zimmerservice», rief sie.
«Wir haben nichts bestellt», knurrte eine Stimme.
«Doch, irgend jemand war’s, und ich muß kassieren»,
beharrte sie lautstark.
Sie hörte Schlurfen. Eine Tür schlug zu. Der Schrank.
Sie versteckten Willy. Die Zimmertür öffnete sich einen
Spalt breit. Ein nervöser Tony gab Anweisung: «Lassen
Sie das Tablett draußen. Wieviel?»
Alvirah klemmte den Fuß fest zwischen die Tür, als
fromme Klänge im Korridor erschallten. Die ältesten
Nonnen tauchten hinter Alvirah auf. Clarence hatte das
Telefon in der Hand. «Ruhe da draußen», schrie er.
«He, so redet man doch nicht mit den Schwestern»,
protestierte Tony. Er trat ehrerbietig beiseite, um sie
Einzug halten zu lassen.
Schwester Maeve bildete die Nachhut, die Hände in den
weiten Ärmeln ihres Gewandes gefaltet. Blitzschnell
postierte sie sich im Rücken von Clarence, zog die Rechte
mit einem Ruck heraus und hielt ihm eine Waffe an die
Schläfe. In dem knappen, entschiedenen Ton, der sie als
Polizistin ausgezeichnet hatte, flüsterte sie: «Keine
Bewegung, oder ich schieße.»
Tony öffnete den Mund zum Warnschrei, der jedoch von
etlichen lauten Hallelujas erstickt wurde, während Louie
ihn mit Karateschlägen bewußtlos machte. Danach brachte
er Clarence mit einem gezielten Hieb ins

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