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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie
die schmierigen Bestellzettel. Binnen einer Stunde hatte
sie die Möglichkeiten eingeengt. Aus sieben Zimmern
kamen regelmäßig große Bestellungen. Sie schob die
nagende Furcht weit von sich, daß die Bewohner
durchweg Kartenspieler oder sonstige Glücksritter waren,
und Willi sich jetzt vielleicht schon in Alaska befand. Ihr
Instinkt hatte gleich nach Betreten des Hotels gesagt, daß
er ganz in der Nähe war.
Es war fast drei Uhr, als sie sich in das Doppelbett legte.
Trotz ihrer Müdigkeit konnte sie einfach nicht einschlafen.
Schließlich sah sie ihn im Geiste neben sich. «Gute Nacht,
mein Schatz», sagte sie laut und hörte ihn in Gedanken
antworten: «Schlaf gut, Liebling.»
    Am Donnerstagmorgen waren die Kopfschmerzen so
unerträglich geworden, daß sie Clarence den Schädel zu
sprengen drohten und er zu schielen anfing. Selbst Tony
bemühte sich, ihm nicht in die Quere zu kommen. Er
rührte den Fernseher nicht an, sondern begnügte sich
damit, neben Willy zu sitzen und ihm heiser flüsternd
seine Lebensgeschichte zu erzählen. Er war gerade dabei,
wie er als Siebenjähriger entdeckt hatte, daß
Ladendiebstahl im Süßwarengeschäft ein Kinderspiel war,
als Clarence vom Bett blaffte: «Du sagst, du kannst das
verdammte Ding abdichten?»
    Willy wollte seine Aufregung nicht allzu deutlich
zeigen, aber seine Kehle war wie zugeschnürt, als er heftig
nickte.
«Was brauchste?»
     
«Einen Franzosen», krächzte Willy durch den Knebel.
    «Einen Schraubenzieher. Draht.»
«In Ordnung. Du hast’s gehört, Sammy. Zieh los und
schaff das Zeug her.»
Sammy spielte wieder Solitär. «Ich schick’ Tony.»
Clarence fuhr hoch. «DU gehst, hab ich gesagt. Dein
dämlicher Bruder quatscht doch jeden an und bindet ihm
auf die Nase, wohin er geht, warum er’s macht, für wen
er’s besorgt. Hau jetzt ab.»
Sammy zitterte bei dem Tonfall, ihm fiel ein, wie Tony
mit dem Fluchtwagen eine Vergnügungsfahrt
unternommen hatte. «Sicher, Clarence, klar», besänftigte
er ihn. «Und wo ich schon mal unterwegs bin, könnt’ ich
doch was zu essen mitbringen vom Chinesen, wie war’s?
Mal ’ne Abwechslung.»
Die finstere Miene hellte sich sofort auf. «Okay. Und
jede Menge Sojasoße, denk dran.»
    Schwester Cordelia erschien am Donnerstagmorgen um
sieben Uhr. Alvirah war darauf gefaßt. Sie war vor einer
halben Stunde aufgestanden, in Willys karierten
Bademantel geschlüpft, der leicht nach seinem
Rasierwasser roch, und hatte ein Kanne Kaffee auf dem
Herd. «Was ist los?» fragte Cordelia schroff.
    Bei Kaffee und Gebäck erklärte Alvirah die Lage.
«Wenn ich behaupten würde, ich hätte keine Angst, wär’
das glatt gelogen, Cordelia», schloß sie. «Ich hab’ ’ne
Todesangst um Willy. Aber wenn jemand das Haus
beobachtet oder womöglich einen Botenjungen als Spitzel
angeheuert hat und so erfährt, daß auffällige Typen dort
ein- und ausgehen, bringen sie Willy um. Er ist in dem
Hotel, Cordelia, das schwör’ ich dir, und ich hab’ ’nen
Plan. Maeve hat doch noch ihren Waffenschein, oder?»
«Ja.» Schwester Cordelias graue Augen fixierten Alvirah
mit durchdringendem Blick.
    «Und sie steht immer noch gut mit den Typen, die sie in
den Knast geschickt hat, stimmt’s?»
«Aber sicher. Die lieben sie alle abgöttisch. Du weißt ja,
wie sie Willy bei Reparaturen zur Hand gehen, und
unseren Kranken bringen sie immer abwechselnd das
Essen.»
«Genau darauf will ich hinaus. Sie passen dort prima ins
Bild. Ich hätt’s gern, daß drei oder vier von ihnen sich
morgen abend im Lincoln Arms einquartieren. Sie sollen
’ne Kartenrunde zusammentrommeln. Das ist dort an der
Tagesordnung. Morgen abend um sieben krieg’ ich den
Anruf, wo ich das Geld deponieren soll. Sie wissen, daß
ich’s erst übergebe, wenn ich mit Willy gesprochen hab’.
Sie dürfen ihn nicht rausschaffen, deshalb möchte ich, daß
Maeves Leute die Ausgänge sichern. Das ist unsere
einzige Chance.»
Cordelia starrte finster ins Leere und sagte dann: «Willy
hat mir immer geraten, ich soll mich auf deinen sechsten
Sinn verlassen, Alvirah. Ich denke, das sollte ich jetzt
wohl besser tun.»
    Das chinesische Mahl bot eine willkommene
Abwechslung. Nach dem Essen wurde Willy von Clarence
ins Bad beordert, um dort das lästige Tropfen zu
beseitigen. Sammy begleitete ihn. Willy sank der Mut, als
Sammy sagte: «Ich hab’ keinen Schimmer, wie man so
was repariert, aber ich weiß, wie man’s nicht macht, also
keine

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