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Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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in der letzten Reihe, öffnete
zitternd die Mappe mit den Reisepapieren und warf ihm
Zolldeklarationen in den Schoß. «Machen Sie ja nicht den
Mund auf. Wenn sie mich nach Ihrem Namen fragen,
werde ich sagen, Sie heißen Joe Reynolds, und kann dann
nur beten, daß sie die Pässe nicht kontrollieren.»
Ihre Beine trugen sie kaum zur Kabinentür. Als sie am
Griff zog, überfiel sie schockartig die Erkenntnis, was sie
da tat und wie jämmerlich durchsichtig die Tarnung war.
Sie fragte sich, ob sie die Polizei irgendwie von einer
Durchsuchung der Maschine abhalten könnte. Die Tür
schwang auf. Sie blockierte den Eingang und zwang sich
zu einem verärgerten Ton, als sie den Polizisten
gegenüberstand. «Der Steward und ich sind mit der
Prüfung unserer Papiere beschäftigt. Was ist der Anlaß für
diese Störung?»
«Sie wissen doch sicher, daß eine Fahndung nach einem
entflohenen Verräter stattfindet. Sie haben kein Recht, die
Polizei bei ihrer Arbeit zu behindern.»
«Hier wird meine Arbeit behindert. Ich werde das dem
Captain melden. Sie haben kein Recht, ein amerikanisches
Flugzeug zu betreten.»
«Wir durchsuchen jede Maschine auf dem Platz»,
herrschte sie der Anführer an. «Gehen Sie jetzt zur Seite?
Es wäre höchst unliebsam, wenn wir uns gewaltsam
Zutritt verschaffen müßten.»
Carol sah ein, daß es keinen Sinn hatte, weiter zu
streiten, und ließ sich schleunigst auf dem Platz neben
dem Jungen nieder, drehte sich mit dem ganzen Körper zu
ihm, so daß ihr Rücken der Polizei den direkten Blick auf
ihn verwehrte. Sein Kopf war über die Papiere gebeugt. In
der schwachen Beleuchtung wirkte die Uniform durchaus
annehmbar, und das Fehlen einer Krawatte fiel bei der
gebückten Haltung nicht auf.
Carol nahm ein paar Deklarationen von seinem Schoß
und sagte:
«Los, Joe, bringen wir’s hinter uns. ‹Kralik, Walter,
sechs Flaschen Kognak, Wert dreißig Dollar. Eine Uhr,
Wert …»›
«Wer ist außerdem noch an Bord?» fragte der Anführer.
«Der Chefsteward, er schläft in der Koje», erwiderte
Carol nervös. «Er war sehr krank.»
Der Blick des Wortführers glitt ohne jedes Interesse über
«Joe» hinweg. «Sonst niemand? Das ist die einzige
amerikanische Maschine hier. Wäre nur folgerichtig, daß
der Verräter auf die zusteuert.»
Der zweite Polizist hatte die Toiletten, den
Kleiderschrank und den Boden unter den Sitzen
untersucht. Der dritte kam aus der Kanzel zurück. «Da
vorn ist nur ein Mann, der schläft. Viel zu alt für unseren
Gefangenen.»
«Er wurde vor fünfzehn Minuten hier in der Nähe
gesichtet», ereiferte sich der Wortführer. «Er muß
irgendwo stecken.»
Carol sah auf die Uhr. Eine Minute vor acht. Die
Passagiere mußten auf dem Weg über den Flugplatz sein.
Sie mußte die Polizei loswerden, den Jungen verstecken –
alles in einer Minute …
Sie erhob sich, achtete darauf, daß sie Joe mit ihrem
Körper verdeckte. Durch das gegenüberliegende Fenster
sah sie, daß sich die Tür des Warteraums öffnete, und
wandte sich an den Wortführer.
«Sie haben das Flugzeug durchsucht. Meine Passagiere
gehen gleich an Bord. Würden Sie jetzt bitte die Maschine
verlassen?»
«Sie scheinen es merkwürdig eilig zu haben, uns
loszuwerden, Stewardeß.»
«Ich habe meinen Papierkram noch nicht erledigt. Wenn
ich mich um die Passagiere kümmere, läßt sich das schwer
nachholen.»
Schritte eilten die Gangway herauf. Ein Bote erschien
und teilte dem Wortführer mit: «Der Kommissar wünscht
unverzüglich einen Bericht über die Durchsuchung.»
Zu Carols Erleichterung hasteten alle drei Polizisten
hinaus.
Der Check-in-Mitarbeiter und die Passagiere standen am
Fuß der Gangway, als die Polizisten herunterkamen. Die
Besatzung stieg durch den Vordereingang ein.
«Joe!» rief Carol. Der Junge hatte den Sitz verlassen und
kauerte im Gang. Carol zog ihn ins Heck und zeigte auf
die Herrentoilette.
«Da rein. Ziehen Sie die Uniform aus und machen Sie
niemandem auf, nur mir.»
Sie stand an der Kabinentür und empfing den Check-inMitarbeiter und die Fluggäste mit einem gezwungenen
Lächeln. Er überreichte ihr die Passagierliste und wartete,
während sie alle begrüßte und plazierte.
Die Liste enthielt sechs Namen. Fünf waren getippt, der
letzte, «Wladimir Karlow», handschriftlich eingetragen.
Daneben stand: VIP.
«Wer ist diese sehr wichtige Person?» erkundigte sich
Carol leise.
«Ein ganz hohes Tier, der Polizeichef von Danubia.
Einer der grausamsten

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