Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mord zum Sonnntag

Der Mord zum Sonnntag

Titel: Der Mord zum Sonnntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Bluthunde hier, also fassen Sie ihn
mit Glacehandschuhen an. Er hat kurz haltgemacht, um
mit dem Suchtrupp über den entflohenen Häftling zu
reden.»
Der Polizeichef – auf ihrem Flug! Carol wurde übel,
doch als er die Gangway erklomm, streckte sie ihm
lächelnd die Hand entgegen. Ein hochgewachsener
Fünfziger, spitznasig, schmallippig.
«Ich bin für Platz 42 vorgemerkt.»
Sie konnte ihn unmöglich hinten sitzen lassen, das war
Carol klar.
Dann würde er «Joe» mit Sicherheit sehen, wenn sie ihn
aus der Toilette schleuste. «Der Flug nach Frankfurt ist
fantastisch», erklärte sie unbefangen lächelnd. «Es wäre
geradezu unverzeihlich, auf einen Platz vor der Tragfläche
zu verzichten …»
«Ich sitze lieber hinten», unterbrach er sie. «Das macht
den Flug wesentlich ruhiger.»
«Diese Route ist eine unserer gemütlichsten, so gut wie
gar keine Böen. Auf den vorderen Plätzen gibt’s kein
Rütteln, und Sie haben eine bessere Sicht.»
Der Polizeichef zuckte die Achseln und folgte ihr den
Gang hinunter. Sie schaute in die Passagierliste und
überlegte, ob sie ihn neben einen anderen Fluggast
plazieren sollte. Wenn sie es tat, kamen die beiden
vielleicht ins Gespräch, und er wäre eher abgelenkt, wenn
sie Joe aus der Herrentoilette holte. Doch dann erinnerte
sie sich an die erbitterten Bemerkungen über die
Durchsuchung, führte ihn zu Platz 3, verstaute seine
Reisetasche im Gepäcknetz und bat ihn, sich
anzuschnallen.
Der Passagier auf Platz 7 stand auf und wollte nach
hinten gehen. Carol holte in an der Tür zur Herrentoilette
ein. «Bitte behalten Sie Platz. Die Maschine setzt gleich
zum Start an.»
Er war kreidebleich. «Bitte, Stewardeß, mir wird
schlecht. Ich krieg’s immer ein bißchen mit der Angst zu
tun, wenn das Flugzeug abhebt.»
Carol ergriff seine Hand und zwang ihn, den Griff
loszulassen, bevor er merkte, daß die Tür verschlossen
war. «Ich hab’ Tabletten dabei, die helfen bestimmt.
Sämtliche Passagiere müssen auf ihren Plätzen bleiben, bis
wir in der Luft sind.»
Sie wartete, bis er sich gesetzt hatte, und griff dann zum
Mikrofon. «Guten Abend, ich bin Ihre Stewardeß und
heiße Carol Dowling. Bitte schnallen Sie sich an und
rauchen Sie nicht, bis die Leuchtschrift über der Vordertür
erloschen ist. Unser Ziel ist Frankfurt, die voraussichtliche
Flugdauer beträgt zwei Stunden und fünf Minuten. Ein
leichtes Abendessen wird in Kürze serviert. Bitte zögern
Sie nicht, Ihre Wünsche zu äußern. Angenehmen Flug.»
Als sie ins Cockpit ging, rollte die Maschine nicht mehr,
und die Motoren dröhnten. Sie beugte sich über Tom.
«Kabine klar, Captain.»
Tom drehte sich so rasch um, daß seine Hand ihr Haar
streifte. Ihr wurde glühend heiß bei der Berührung, ihr
Arm schnellte unwillkürlich nach oben.
«Okay, Carol.»
Die Motoren donnerten – es war schwer, seine Worte zu
erfassen. Vor einem Jahr hätte er zu ihr hochgeblickt und
sie ein «ich liebe dich, Carol» von seinen Lippen ablesen
lassen, aber das war jetzt vorbei. Sie verspürte kurzes,
heftiges Bedauern, daß sie ihren Streit nicht beigelegt
hatten. In schlaflosen Nächten mußte sie sich eingestehen,
daß Tom es versucht, daß er den Anfang gemacht hatte,
doch sie war ihm keinen Schritt entgegengekommen. So
hatten seine Versöhnungsversuche nur mit noch heftigeren
Auseinander-Setzungen geendet, dann wurde er für sechs
Monate nach London versetzt, in denen sie sich nicht
sahen. Und jetzt befanden sie sich auf einem gemeinsamen
Flug, zwei höfliche Kollegen, die sich nicht anmerken
ließen, daß es je anders zwischen ihnen gewesen war.
Sie wollte in die Kabine zurückgehen, doch Tom winkte
ihr zu warten. Er nickte dem ersten Offizier zu, und der
Motorenlärm wurde gedämpft. Sie fühlte sich unendlich
einsam, als er sich von ihr abwandte. Auf diesem Flug
hatte es ein paar Augenblicke gegeben, in denen er
freundlich wirkte, herzlich – Momente, in denen es den
Anschein hatte, als könnten sie sich gründlich
aussprechen. Doch das hier gibt der Sache den Rest,
dachte sie. Selbst wenn ich Joe nach Frankfurt bringen
kann, wird Tom mir das nie verzeihen.
«Haben Sie schon mit dem Polizeichef gesprochen,
Carol?»
«Nur als ich ihm seinen Platz zeigte. Er ist nicht sehr
redselig.»
«Behandeln Sie ihn äußerst zuvorkommend. Ein
wichtiger Mann. Es ist die Rede davon, Danubia für
amerikanische Flugzeuge zu sperren. Wenn er mit dem
Service zufrieden ist, könnte das

Weitere Kostenlose Bücher