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Der müde Bulle

Der müde Bulle

Titel: Der müde Bulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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eröffnet werden. Als wir nun in jener Nacht alle in Yassers Küche zusammensaßen und uns mit Arak, Wein und dann Bier vollaufen ließen, wurden wir mit Ausnahme Abds, dem kotzübel war, ziemlich blau, und ich sollte einen Namen für das neue Lokal aussuchen.
    Es war ein etwas blöder Name, aber schließlich war ich ganz schön besoffen, als ich meine Wahl traf, und ich hätte mir eigentlich was Besseres einfallen lassen können. Aber ich war zu diesem Zeitpunkt in ihren Augen bereits so ein toller Hecht, daß sie sich um nichts in der Welt von diesem Namen hätten abbringen lassen. Außerdem bestanden sie darauf, mich so oft wie möglich in Abds Harem als Gast zu empfangen. Ich durfte dort nichts zahlen, und das war dann der Grund, weshalb ich dort nicht so oft auftauchte, wie ich eigentlich Lust gehabt hätte.
    Ich fuhr auf den kleinen Parkplatz hinter Abds Harem und betrat das Lokal durch die Küche.
    »Al-salam 'alaykum, Baba«, begrüßte ich Yasser Hafiz Hammad, einen gedrungenen, völlig kahlen alten Mann mit einem gigantischen grauen Schnurrbart. Er hatte mir den Rücken zugekehrt und knetete gerade mit seinen kräftigen Händen Kibbi in einer riesigen Metallschüssel. Zwischendurch steckte er die Finger immer wieder in Eiswasser, damit der Kibbi nicht daran kleben blieb.
    »Bumper! Wa-'alaykum al-salam!« Er grinste mich entzückt an, umarmte mich, ohne mich mit den Händen zu berühren, und küßte mich auf den Mund. Übrigens habe ich nie begriffen, warum die Araber zur Begrüßung nur die Männer und nie die Frauen küssen.
    »Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt, Bumper?« erkundigte er sich und streckte mir einen Löffel mit rohem Kibbi entgegen, damit ich kostete. »In letzter Zeit hast du dich ja wirklich recht rar gemacht.«
    »Mmmmm, lecker«, lobte ich.
    »Sicher ist es lecker, aber ist es auch vollkommen?«
    »Es ist vollkommen, Baba.«
    »Du hast sicher Hunger, was, Bumper?« Er machte sich wieder an dem Kibbi zu schaffen und formte mir ein paar kleine Bällchen, von denen er wußte, daß ich sie roh verputzen würde. Ich mochte rohen Kibbi genauso gern wie gebackenen, und die Krönung war Kibbi mit Joghurt.
    »Machst du heute abend auch Labaneeyee, Baba?«
    »Aber natürlich, Bumper. Sicher. Was möchtest du denn sonst noch? Sfeeha? Bamee? Alles, was du willst. Wir haben heute abend eine Menge Gerichte, weil ein paar Libanesen und Syrer kommen werden, die zehn verschiedene Hauptgänge bestellt haben. Ich stehe heute schon den ganzen Tag in der Küche. Wenn ich hier fertig bin, komme ich mal kurz raus und trinke ein Glas Arak mit dir, ja?«
    »In Ordnung, Baba.« Ich aß das letzte Stück Kibbi und beobachtete Yasser bei der Arbeit. Nachdem er seine Hände wieder in Eiswasser getaucht hatte, knetete er das gehackte Lammfleisch, den geschroteten Weizen, die Zwiebeln, den Zimt und die übrigen Gewürze weiter durch. Der Kibbi war reichlich mit Pinienkernen gespickt, und das Fleisch war in Butter geschmort worden. Als Yasser mit dem Kneten fertig war, breitete er eine Schicht Kibbi über den Boden einer Pfanne, gab Kibbi -Füllung darüber und legte dann noch einmal eine Lage Kibbi darüber. Dann schnitt er alles in rautenförmige, kleine Stückchen und backte es. Und ich konnte mich wieder einmal nicht entscheiden, ob ich nun Kibbi mit Joghurt essen sollte oder gebackenen Kibbi. Was soll's, dachte ich – werde ich eben beides essen. Ein Glück, daß ich so hungrig war …
    »Schau mal, Bumper.« Yasser Hafiz deutete auf die kleinen Kibbi- Fußbälle , die er den ganzen Tag über vorbereitet hatte. Er hatte sie in der Mitte ausgehöhlt und mit Lammfleisch gefüllt, und nun kochte er sie in einer Joghurtsoße.
    Klar, ich werde beides nehmen, dachte ich und beschloß, ins Lokal zu gehen und mit ein paar Appetithäppchen zu beginnen. Meine Müdigkeit war plötzlich einem Mordshunger gewichen, und ich konnte an nichts anderes mehr denken als das herrliche Essen in Abds Harem.
    Im Lokal fiel mein Blick sofort auf Ahmed, der mich grinsend an einen Tisch nahe der kleinen Tanzfläche winkte, wo eine seiner Tänzerinnen mit ihrem Bauch vor meiner Nase herumwackeln würde. Für einen Araber war Ahmed ziemlich groß. Mit seinen dreißig Jahren war er der jüngste von Yassers Söhnen und schon als kleines Kind in die Staaten gekommen. Er hatte daher auch von einigen arabischen Gepflogenheiten Abstand genommen und küßte mich nicht, wie das sein Vater und seine Onkel taten, wenn sie an den Wochenenden im

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