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Der müde Bulle

Der müde Bulle

Titel: Der müde Bulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Zimmer für die Nacht, meine Herren?« sprach ich sie an. »Unsere Unterkünfte sind zwar nicht sonderlich luxuriös, aber zumindest ist es dort sauber, und es gibt zweimal täglich eine einfache Mahlzeit.«
    Als erster begriff der Vermittler, was gespielt wurde, und er überlegte, ob er weglaufen oder etwas Gefährlicheres probieren sollte. Solche Typen trugen in der Regel keine Knarre bei sich, dafür aber häufig ein Messer oder einen Totschläger. Um seinen Gedankenfluß etwas zu bremsen, richtete ich meine Waffe zur Abwechslung auf sein rechtes Auge. »Rühr dich nicht von der Stelle, Bürschchen, oder du kannst dich von der Tapete kratzen«, knurrte ich ihn an.
    »Entschuldigen Sie, Herr Wachtmeister, was soll das denn?« Der Empfangschef grinste mich an, so daß eine Menge Goldzähne zum Vorschein kamen. »Wo kommen Sie denn so plötzlich her?«
    »Den Kamin runter. Und jetzt bewegt mal euren Arsch ein bißchen und stellt euch an die Wand. Los!«
    »Jetzt hören Sie mal, was soll denn das Ganze? Wir haben doch gar nichts getan«, protestierte der Vermittler.
    »Verdammte Scheiße«, knurrte der Empfangschef.
    Das war noch zu der Zeit gewesen, als wir den Leuten befohlen hatten, sich an die Wand zu stellen, damit wir sie nach Waffen absuchen konnten. Aber dann waren dabei so viele Polizisten erschossen oder niedergeschlagen worden, da diese Kerle regelrecht trainierten, wie man aus dieser Position heraus trotzdem noch in Aktion treten kann. Ich hatte von dieser Methode kurz vor dem Zeitpunkt Abstand genommen, bevor uns auch von offizieller Seite davon abgeraten wurde, und ich ließ Verdächtige, die mir besonders gefährlich erschienen, niederknien oder sich auf den Bauch legen. Damals ging ich jedoch nach der alten Methode vor.
    »Gehen Sie mit Ihren Beinen weiter von der Wand weg, Herr Empfangschef!« forderte ich den kleineren von den beiden auf, der sich besonders schlau vorkam und sich nur vorgebeugt hatte. Als er seine Füße nur um ein paar Zentimeter bewegte, trat ich ihm einmal ordentlich unters rechte Knie, so daß er unter einem lauten Aufschrei meiner Aufforderung nachkam. Sein Schrei alarmierte auch den Freier.
    »Stimmt hier was nicht?« fragte der Freier, der sich bereits zur Hälfte entkleidet hatte und sich bemühte, möglichst nüchtern zu wirken.
    »Ich habe Sie eben davor bewahrt, ausgenommen zu werden, Sie Idiot«, fuhr ich ihn an. »Ziehen Sie sich schleunigst wieder an, und kommen Sie hier raus!« Er stand nur da wie ein Ölgötze und glotzte mich an, so daß ich ihn anbrüllte: »Ziehen Sie sich an, Sie Trottel!« Die Waffe in meiner Linken war immer noch auf die beiden Ganoven an der Wand gerichtet. In meiner Rechten hatte ich bereits die Handschellen bereit, um die beiden Kerle aneinanderzuketten. Und da meine Augen voller Wut diesen Blödmann anfunkelten, der sich gerade daran machte, mir noch weitere dumme Fragen zu stellen, bemerkte ich den dritten Kerl nicht, einen riesigen Brocken, der durch den Eingang hereinschlich, als er den Aufruhr mitbekam, den wir in der Halle verursachten. Wenn er ein alter Hase gewesen wäre, hätte er seine beiden Partner einfach im Stich gelassen und wäre seiner Wege gegangen. Aber aufgrund seiner Unerfahrenheit verhielt er sich seinen Kumpeln gegenüber loyal. Und als ich den Freier eben in den Arsch treten wollte, um ihn ein bißchen auf Trab zu bringen, brachen von hinten zwei Zentner Muskeln über mich herein. Im nächsten Augenblick lag ich auch schon auf dem Boden und kämpfte mit allen drei Ganoven um meine Knarre und mein Leben.
    »Schnapp dir die Kanone, Tyrone!« brüllte der Empfangschef den Schmieresteher an. »Die Kanone, Mann!«
    Der Vermittler trommelte fluchend auf meinen Kopf und meinen Hals ein, während der Empfangschef meine Rippen bearbeitete. Ich versuchte mühsam, mich mit meinem linken Arm zu schützen, war voll und ganz auf meine rechte Hand konzentriert, in der ich meine Pistole hielt, die mir der dritte mit beiden Händen zu entwinden versuchte. Ein paar Augenblicke lang war es bis auf unser Ächzen und Stöhnen völlig still. Und dann wäre es dem Schmieresteher schon fast gelungen, mir die Knarre zu entreißen, als ich plötzlich einen markerschütternden arabischen Schrei hörte und der Freier einen schweren Metallaschenbecher auf den Schädel des Empfangschefs niedersausen ließ.
    Nun schwang der Freier den Aschenbecher mit beiden Händen durch die Luft, und ich konnte gerade noch meinen Kopf einziehen. Aber er traf mich

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