Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der müde Bulle

Der müde Bulle

Titel: Der müde Bulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
nahm den durchnäßten Verband an meinem Bein ab und fühlte mich in diesem Augenblick besser denn je zuvor an diesem Tag. Ich putzte mir die Zähne, betrachtete mein fleischrotes Gesicht und meine geränderten Augen im Spiegel und schlüpfte nackt in Lailas Bett. Zum Schlafen trage ich, Winter wie Sommer, nie etwas.
    Auch das Bett roch nach Laila, oder besser nach Frau, da für mich eigentlich alle Frauen ziemlich gleich sind. Sie alle riechen und fühlen sich gleich an. Es ist die Essenz der Weiblichkeit, die ich brauche.
    Ich dämmerte bereits hinüber, als Laila hereinkam und in die Dusche schlich, und es kam mir vor, als wären nur ein paar Sekunden vergangen, als sie plötzlich in ihrem schlichten, weißen Bademantel auf meinem Bett saß. Ich roch Flieder und dann Frau, und während ich allmählich wieder ganz zu mir kam, spürte ich nichts mehr als ihre samtenen Lippen über meinem ganzen Gesicht.
    »Was soll das, Laila?« Ich setzte mich auf.
    »Ich habe dich heute abend doch schon die ganze Zeit gestreichelt, Bumper«, flüsterte sie. »Du hast mir alles mögliche erzählt. Das ist, glaube ich, das erstemal seit Jahren, Bumper, daß ich wirklich das Gefühl hatte, einen anderen Menschen berührt und gestreichelt zu haben!« Sie legte ihre Hand auf meine nackte Schulter.
    »Na ja, dann laß mal gut sein. Du hast mich jetzt wirklich genug gestreichelt.« Ich machte mir schon Vorwürfe, weil ich ihr all diese intimen Dinge aus meinem Leben erzählt hatte, und nahm ihre Hand von meiner Schulter. Nun würde ich in ein paar Wochen noch einmal nach Los Angeles zurückfliegen müssen, um diese Geschichte mit Laila und ihrer Familie zu regeln. Mein Leben wurde in letzter Zeit zunehmend komplizierter.
    »Bumper …« Laila kicherte ausgelassen und zog ihre Beine unter sich hoch. »Du bist einfach wundervoll. Du bist ein richtig wundervoller alter Pandabär. Ein riesiger, blaunäsiger Pandabär. Weißt du eigentlich, daß deine Nase ganz blau ist?«
    »Ja, das wird sie immer, wenn ich zuviel getrunken habe.« Ich vermutete, daß sie etwas Haschisch geraucht hatte, während ich zugleich merkte, daß ich durch ihr Negligé ihre Haut sehen konnte, die nun genau die Farbe von Aprikosen hatte. »Mir sind von den vielen Schlägen auf die Nase schon zu viele Gefäße geplatzt.«
    »Laß mich doch zu dir unter die Decke, Bumper.«
    »Jetzt hör aber mal, Kleine. Du schuldest mir absolut nichts. Eigentlich macht es mir sogar Spaß, deine Familie hinters Licht zu führen.«
    »Aber du hast dich von mir streicheln lassen, Bumper.« Und schon wieder spürte ich ihren warmen, weichen Mund auf meinem Gesicht und meinem Hals, und ich war völlig von ihrem kastanienbraunen Haar eingehüllt, bevor mir noch bewußt wurde, wie absurd das alles war.
    »Verdammt noch mal!« schimpfte ich und versuchte, sie zurückzuhalten. »Das ist doch absoluter Blödsinn, was du da eben machst. Verdammt noch mal, ich bin doch schon fast ein klappriger alter Tattergreis, und du bist für mich ja immer noch ein kleines Mädchen. Das ist doch widersinnig!«
    »Stell mich nicht immer als kleines Mädchen hin, und vor allem hindere mich nicht ständig daran, es mit dir zu machen.«
    »Du – und es mit mir machen? Du hast doch nur einen Vaterkomplex, weil ich Polizist bin. Da bist du keineswegs das einzige junge Mädchen, dem es so geht.«
    »Aber ich hasse doch Polizisten«, erwiderte sie kichernd. Ihre Brüste schaukelten leicht gegen meine Arme, die allmählich in ihrem Widerstand erlahmten. »Ich will nur dich, Bumper, und nicht deine Uniform, weil ich noch nie einen Mann wie dich kennengelernt habe.«
    »Na ja, meine sechs Kubikmeter Volumen macht mir ja auch keiner so schnell nach«, entgegnete ich mit schwacher Stimme.
    »So habe ich das nicht gemeint.« Ihre Hände glitten inzwischen leicht über meinen Körper, und sie fing wieder an, mich zu küssen, während ich alles tat, was in meiner Macht stand, um mich den Freuden aus Tausendundeiner Nacht zu entziehen.
    »Jetzt hör doch! Selbst wenn ich wollte, könnte ich gar nicht«, stöhnte ich. »Du bist einfach zu jung. Mit so einem jungen Mädchen wie dir könnte ich es einfach nicht.«
    »Wollen wir wetten?«
    »Jetzt laß doch endlich diesen Quatsch, Laila!«
    »Wie kann ein Mann nur so klug sein und sich zugleich so anstellen.« Sie stand lächelnd auf und streifte ihr Negligé ab.
    »Du fällst doch nur auf meine Uniform rein«, krächzte ich heiser. »Wahrscheinlich hast du dich ganz einfach

Weitere Kostenlose Bücher