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Der müde Bulle

Der müde Bulle

Titel: Der müde Bulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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willst, Bumper. Für dich verpfeife ich jeden. Wenn du mich in Frieden läßt, liefere ich dir jeden ans Messer.«
    »Außer deinem besten Kontakt, nehme ich an.«
    »Klar, daß das was anderes ist. Aber ich glaube, im Augenblick würde ich sogar meinen Kontakt für einen Schuß reinreiten.«
    »Wo lebt denn dieser Dealer? Irgendwo in der Nähe von meinem Revier?«
    »Ja, nicht allzuweit weg. In der East Sixth. Wir könnten ihn in seinem Hotel schnappen. Vielleicht wäre das die beste Möglichkeit. Du könntest die Tür eintreten und mich durchs Fenster entkommen lassen. In Wirklichkeit ist dieser Kerl nämlich nur ein ganz mickriges, kleines Arschloch. Sie nennen ihn alle Little Rudy. Er macht aus Hühnerknochen und Streichholzheftchen Filter für seine Joints und diesen ganzen anderen Giftlerquatsch. Aber sieh auf jeden Fall zu, daß ich nicht mein Fett abbekomme. Weißt du, dieser Typ ist nämlich mit so einer Alten verbandelt, die in diesem Geschäft einiges zu sagen hat, und die kennt in solchen Fällen gar nichts. Ein paar von uns kommen immer bei ihr zum Drücken vorbei, und wenn die spitzkriegt, daß einer gepfiffen hat, dann kann es leicht sein, daß sie dir Batteriesäure auf deinen Löffel träufelt und sich einen ins Fäustchen lacht, während du dich damit nach Hause verdrückst. Die Frau hat echt keine Skrupel.«
    »Also gut, Wimpy, und wann soll das Ganze über die Bühne laufen?«
    »Am Samstag, Bumper, wie wär's mit Samstag?«
    »Das geht nicht«, warf ich rasch ein, während mein Magen revoltierte. »Freitag ist der absolut letzte Termin.«
    »Mensch, Bumper, wie stellst du dir das vor? Der Typ ist gerade nicht in der Stadt. Das weiß ich ganz sicher. Ich glaube, er ist an die Grenze gefahren, um dort irgendein Geschäft abzuwickeln.«
    »Länger als bis Freitag kann ich auf keinen Fall warten. Dann mußt du dir schon jemand anderen einfallen lassen.«
    »Scheiße, laß mich erst mal nachdenken.« Wimpy kratzte sich mit seinen knochigen Fingern an der Schläfe. »Ach ja, ich hab's. So ein Typ aus dem Rainbow Hotel. Ziemlich groß, blondes Haar, etwa vierzig, fünfundvierzig. Er wohnt im ersten Zimmer im zweiten Stock auf der linken Seite. Erst gestern abend habe ich mitgekriegt, daß er so ein mickriger Hehler ist. Kauft alles auf, was nur irgend jemand geklaut hat. Und soviel ich gehört habe, ganz billig. Er zahlt weniger als zehn Prozent. Ein echtes Dreckschwein. Dem geschieht so was ganz recht. Soviel ich weiß, bringen die ganzen Giftler immer Radios und so Zeug bei ihm vorbei, und zwar normalerweise immer ganz früh am Morgen.«
    »Na gut, vielleicht habe ich morgen bei ihm Glück«, erwiderte ich, nicht sonderlich interessiert.
    »Tja, vielleicht hat er sogar eine ganze Menge Sachen zu Hause. Auf diese Weise könntest du möglicherweise eine ganze Reihe von Einbrüchen aufklären.«
    »Also gut, Wimpy, dann kannst du jetzt gehen. Aber ich möchte dich in Zukunft regelmäßig sehen. Mindestens dreimal die Woche, verstanden?«
    »Noch was, Bumper … Könntest du mir nicht ein bißchen was im voraus leihen?«
    »Das soll wohl ein Witz sein, Wimpy! Einem Junkie einen Vorschuß zahlen?«
    »Mir geht's heute wirklich verdammt übel, Bumper.« Seine brüchig flüsternde Stimme klang, als spräche er ein Gebet. Er sah nicht schlechter aus als sonst irgendeiner von diesen Kerlen. Aber dann fiel mir ein, daß ich ihn nie wieder zu Gesicht bekommen würde. Nach diesem Freitag würde ich keinen einzigen von ihnen je wiedersehen. Er konnte nichts für mich tun, und es war sagenhaft blöd, aber ich gab ihm einen Zehner. Und das war ungefähr genau dasselbe, als hätte ich den Schein fein säuberlich zusammengerollt und ihm in seinen Arm gesteckt. Und dann würde es ihm in zwölf Stunden kein bißchen besser gehen als jetzt. Er starrte den Geldschein an, als würde er seinen Augen nicht trauen. Ich ließ ihn stehen und ging zum Wagen zurück.
    »Und diesen Gift-Heini werden wir dir schon auch noch ans Messer liefern!« krächzte er mir nach. »Der Kerl ist ziemlich schlampig. In dem seiner Bude liegen überall Grassamen herum, zwischen den Teppichen und in den Ritzen im Boden vor der Tür. Ich kann dir genügend Gründe besorgen, um dem Burschen ein bißchen auf den Zahn zu fühlen.«
    Ich wandte mich noch einmal kurz zu ihm um. »Ich weiß, wie man eine Rauschgifthöhle auseinandernimmt, Wimpy.«
    »Bis dann also, Bumper, bis dann!« rief er mir hinterher und bekam einen schrecklichen

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