Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der müde Bulle

Der müde Bulle

Titel: Der müde Bulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
würde ihm den fiesen Morgan vom Leib halten. Laß ihn also mal ein Weilchen in Frieden, ja, Bumper? Er hat mir erzählt, er hätte vor, in ein paar Wochen zur Alvarado überzusiedeln. Im Augenblick müßte er jedoch noch auf der Figueroa bleiben. Ich habe ihm gesagt, ich würde mit dir reden.«
    »Sag Zoot, er braucht sich Bumpers wegen keine Sorgen mehr machen«, entgegnete ich, während sich mein Magen schmerzhaft zusammenkrampfte. Ich schwor mir, das nächstemal, wenn ich wieder in J-Town essen sollte, einen weiten Bogen um die Sojasauce zu machen.
    »Klar, dann werden ihn die Jungs von dort drüben auf dem Hals haben.« Charlie hatte meine letzte Bemerkung natürlich nicht richtig verstanden.
    »Soll ich ihn wieder zurück zur Fig bringen?«
    »Das werde ich schon machen, Bumper. Ich möchte mich noch etwas weiter mit ihm unterhalten.«
    »Könntest du mir einen Gefallen tun?«
    »Aber sicher, Bumper.«
    »Glaubst du, daß ihr mit dem, was Zoot erzählt hat, etwas Konkretes anfangen könnt?«
    »Und ob! Zoot denkt, daß die Alte, die seine Wetten telefonisch entgegennimmt, Reba McClain ist. Und wenn das stimmt, wäre es verdammt interessant.«
    »Wie das?«
    »Sie ist Red Scalottas Freundin. Wir haben sie vor etwa einem halben Jahr an einer anderen Annahmestelle hopsgehen lassen, worauf sie sechs Monate auf Bewährung gekriegt hat. Sie ist drogensüchtig, ganz schön von der Rolle. Gesessen hat sie auch schon mal. Und sie hat auch eine Sexmacke – eine Paranoia vor Gefängnissen und kessen Vätern und so weiter. Sie ist wirklich nicht ganz richtig im Kopf, aber sehen solltest du diese Maus mal – nicht von schlechten Eltern. Erst letzte Woche haben wir über sie gesprochen. Wenn wir sie noch mal auf frischer Tat ertappen könnten, wäre das vielleicht eine Gelegenheit, Red Scalotta selbst ein bißchen auf die Pelle zu rücken. Diese Reba würde nämlich ihre eigene Mutter reinreiten, wenn sie dadurch ihren Kopf aus der Schlinge ziehen könnte. Als du Zoot mit dieser Telefonnummer angeschleppt hast, war das wirklich genau das, was wir gebraucht haben.«
    »Na gut, dann werde ich dich wirklich um den Gefallen bitten.«
    »Schieß schon los! Was willst du?«
    »Schnappt sie euch noch heute oder morgen. Und wenn sie euch was Interessantes zu erzählen hat – zum Beispiel die Adresse eines Büros –, dann laßt das bis spätestens Freitag hochgehen.«
    »Ein Büro! Also weißt du, Bumper, daß sie so viel weiß, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Und außerdem, bis Freitag sind es nur noch zwei Tage. Manchmal liegen wir doch Wochen und Monate auf der Lauer, bis wir so ein Büro ausheben können. Meine Güte, dort haben sie doch ihre ganzen Aufzeichnungen, und wir brauchten dafür einen Durchsuchungsbefehl. Um den wiederum zu kriegen, müßten wir uns eine ganze Menge Informationen besorgen. Warum übrigens ausgerechnet bis Freitag?«
    »Weil ich am Freitag in Urlaub gehe. Weißt du, Charlie, ich habe noch nie ein Büro hochgehen lassen, und deshalb möchte ich diese Gelegenheit auf keinen Fall versäumen. Da wäre es natürlich jammerschade, wenn ihr gerade zuschlagt, während ich in Urlaub bin.«
    »Du kannst mir glauben, Bumper, daß ich mein Möglichstes tun werde, aber – wie gesagt – bis Freitag sind es nur noch zwei Tage.«
    »Geh einfach an deine Arbeit, wie ich dir das beigebracht habe – mit Mut und Köpfchen und ein bißchen Fantasie. Mehr verlange ich ja gar nicht. Versuch's einfach, ja?«
    »Klar.« Charlie nickte. »Ich werde mir Mühe geben.«
    Bevor ich ging, machte ich Zoot noch ein bißchen was vor, damit er in dem Glauben blieb, Charlie würde ihn vor mir beschützen. Ich tat so, als wäre ich sauer auf Charlie, der mich seinerseits ernsthaft davor warnte, Zoot noch mal durch so einen verdammten Briefkastenschlitz zu quetschen.

 

    6.
    Wieder im Wagen, erinnerte ich mich an Cruz' freundschaftliche Rüge und ergriff das Mikrofon meines Funkgeräts. »Eins-X-L-Fünfundvierzig, stehe zur Verfügung.«
    »Eins-X-L-Fünfundvierzig, Auftrag für Sie«, meldete sich der Beamte von der Zentrale. »Treffen Sie sich mit Eins-X-L-Dreißig in der Ninth Street, Ecke Broadway.«
    »Eins-X-L-Fünfundvierzig, Roger«, brummte ich angewidert und dachte: Das hat man nun davon, wenn man sich über diesen idiotischen Funk meldet. Wahrscheinlich wird wieder mal ein Riesengetue um eine Diebstahlsmeldung von irgendeinem fettarschigen Börsenmakler gemacht, den sie um seine Brieftasche

Weitere Kostenlose Bücher