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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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gehen.«
    Scheiß auf die Vernunft. Du
hättest sie an den Haaren nach Hamburg schleifen sollen.
    Nur dass wir nicht mehr in der Steinzeit leben.
    Schade eigentlich.
    »Du hättest mich an den Haaren mitschleifen sollen«, meinte Marietta
und sah überrascht auf, als ich hustete. »Ist etwas?«
    Ich schüttelte den Kopf, während ich nach Luft rang. »Verschluckt«,
keuchte ich. »Das meinst du doch nicht ernst!«
    »Doch. Ein Wort hätte gereicht … Ich war mir ganz und gar nicht
sicher, ob es die richtige Idee war zu studieren. Abgesehen davon, es hätte mir
eine Menge Scheiße erspart.«
    Und mir erst, dachte ich.
    Sie richtete sich auf und durchbohrte mich mit ihrem Blick. »Ich
fange an, mich wieder daran zu erinnern, warum du mich in die schiere
Verzweiflung treiben konntest! Gott«, fluchte sie und für einen Moment dachte
ich, dass sie sich die Haare raufen würde. »Wie deutlich muss ich denn werden!
Du bist doch der Mann … ich will endlich wissen, ob du mich willst!«
    Ich sah sie ungläubig an. »Fragst du das ernsthaft? Nach all den
Turnübungen eben?«
    »Das«, meinte sie und blies sich die Haare aus den Augen, »war Sex.
Ich sehe nicht nur großartig aus, sondern bin auch noch verdammt heiß im Bett.
Du bist hetero. Damit wäre das geklärt.«
    Wo sie recht hat  …
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte ich vorsichtig.
    »Tu nicht so, als ob du es nicht wüsstest. Ich will wissen, ob du
mich in deinem Leben willst.«
    Das wäre jetzt der Moment  …
    »Da muss ich drüber nachdenken«, antwortete ich.
    … wo du sie auf Knien hättest anflehen
sollen.
    »Gut«, sagte sie hoheitsvoll und stand auf, die Decke um sich
gewickelt, als wäre es die Robe einer Königin. »Dann denk drüber nach. Aber
nicht hier, ich will mich anziehen.«
    Es hätte nicht viel gefehlt und sie hätte mich aus meinem eigenen Schlafzimmer
geschoben. Hinter mir schloss sich die Tür mit einem vernehmlichen Klick.
    Das lief prima. Willst du einen
Rat?
    Welchen?
    Such dir einen Strick und
erschieße dich. Das war das Zweitdümmste, das du in deinem Leben bisher
angestellt hast.
    Und was, bitte schön, war das Dümmste?
    Da war die Sache mit dem Haar  …

    »Wir
sehen uns«, meinte Marietta kühl und gab mir einen schnellen Kuss auf die
Wange. »Wenn ich mal wieder Lust auf Sex habe.«
    Es sah
eigentlich nicht so aus, als ob sie die Eingangstür zuwerfen würde, es gab
dennoch einen ordentlichen Schlag, der die Tassen in der Küche klirren ließ.
    Ich sah zu, wie sie, ohne auch nur noch einmal zu mir hinzusehen, in
ihren Porsche stieg und gewohnt rasant davonfuhr.
    Das hatte ich ja großartig hinbekommen. Ich wollte mich gerade
abwenden, als mir auf der anderen Straßenseite eine Bewegung auffiel. Dort
befand sich eine kleine Grünfläche, mit ein paar Bäumen, Büschen und einem
kleinen alten Springbrunnen, der, solange ich mich erinnern konnte, nicht mehr
gesprudelt hatte. Viel hatte ich nicht sehen können, ein Lichtreflex,
vielleicht entstanden, als sich die Lampe in der Küche auf einem Objektiv
spiegelte. Wie das von einem Zielfernrohr.
    Ich ließ mir nichts anmerken, spülte die Kaffeetassen ab, stellte
sie in die Spülmaschine, machte das Licht aus und ging hoch zu meinem
Schlafzimmer. Wo das Fenster noch immer offen stand und ich mit einem Schritt
auf das Garagendach gelangen konnte.

    Da
hatte jemand zu viele Filme gesehen, dachte ich, als ich mich langsam an die
schwarz gekleidete Gestalt heranarbeitete. Die hatte sich hinter einen Busch
geduckt und trug einen schwarzen Overall, inklusive einer Skimütze und dazu
noch Springerstiefel. Klar, dachte ich. Es ist ja so unauffällig, wenn man eine
Skimütze anhat.
    Eines
allerdings war beruhigend. Anstelle eines Scharfschützengewehrs hielt der Kerl
eine Kamera mit einem Teleobjektiv in den Händen.
    Besser, als beschossen zu werden.
    Aber nicht viel. Ich konnte beides nicht leiden.
    Da der ungebetene Beobachter noch nicht bemerkt hatte, dass ich
hinter ihm stand, steckte ich meine Glock wieder in das Holster zurück und
entnahm der Tasche an meinem Gürtel ein kleines Etui mit einer Injektionsspritze.
    Dann trat ich von hinten an den Mann heran, nahm ihn hart in den
Schwitzkasten und drückte ihm die Hochdruckspritze an den Hals. Es zischte
kurz, der Mann strampelte noch ein paar Sekunden, um dann zu erschlaffen.
    Du hättest ihn auch einfach fragen
können, was er da macht.
    Genau das hatte ich jetzt vor.

    Klebeband hatte ich schon immer als ziemlich

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