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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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darin, anderen
die Drecksarbeit zu überlassen.
    Ob die Kameras noch funktionierten oder nicht, war mir jetzt
ziemlich egal. Fast hatte ich damit gerechnet, dass sie mir auf dem Gang
auflauern würden, aber der war leer, auch auf der Treppe wartete niemand auf
mich.
    »Wann sind sie gegangen?«, fragte ich den Portier, während ich ihn
an seiner Krawatte über den Tresen zu mir heranzog und ihm mit dem
Schalldämpfer meiner Walther in der Nase herumbohrte. Meine Stimme klang recht
höflich. So höflich, wie ich nach dieser netten Begegnung mit meinem
geschätzten ehemaligen besten Freund noch sein wollte.
    »Hrhrhg!«
    »Ich kann Sie nicht verstehen.«
    Er zerrte mit beiden Händen an seiner Krawatte, also ließ ich ihm
etwas Luft zum Atmen.
    »Eben gerade. Nicht zusammen, sondern nacheinander. Der Blonde zur
Tür hinaus, der Schwarzhaarige durch die Tiefgarage. Eben gerade«, keuchte er
und gestikulierte in Richtung der Monitorbank. Dort sah ich einen weißen Ford
Ka die Rampe hochfahren. Nicht gerade der Wagentyp, von dem ich erwartet hätte,
dass Horvath ihn fahren würde. Was ich ansprechend fand, war das grüne Schildkrötenlogo
auf der Seite.
    »Hatten sie Gepäck dabei?«
    »Herr Krüger hatte eine Reisetasche dabei. Nicht mehr. Die Gleiche
hatte er auch schon dabei, als er eincheckte. In Zimmer dreiundvierzig.
Ehrlich, ich sag die Wahrheit.«
    »Was ist mit dem Koffer in Zimmer zweiunddreißig?«, fragte ich
misstrauisch. Nicht, dass der verdammte Koffer wichtig wäre.
    »Den hat er von mir, ein Gast hat ihn vergessen … das geschieht
ständig!«
    Ich glaubte ihm. Er sah aus, als ob er sich im nächsten Moment in
die Hosen machen würde.
    Nö. Das sieht nicht nur so aus, er
tut es gerade.
    »Gut«, sagte ich. »Da bliebe nur die eine Kleinigkeit …«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen!«, stammelte der Mann und schielte
ängstlich an dem Schalldämpfer entlang.
    »Denken Sie ein wenig nach«, schlug ich vor und schob ihm die
Walther tiefer in die Nase. »Ich gebe Ihnen einen Hinweis: Was haben Sie sich
nun wirklich nicht verdient?«
    Er sah mich angstvoll, aber vor allem verständnislos an.
    »Den Umschlag, Mann!«
    Die Erleichterung war ihm anzumerken, konnte er doch endlich etwas
gegen die Walther in seiner Nase tun. »Ach, den!«
    Ja. Genau. Den. Es war mehr eine Frage des Prinzips, dachte ich, als
ich den Umschlag wieder einsteckte. Aber ich sah beim besten Willen nicht ein,
dass er an meiner Dummheit noch Geld verdienen sollte.
    »Und was jetzt?«, fragte der Portier, als er wieder Luft bekam. So
wie er zum Ausgang schielte, erwog er wohl, stiften zu gehen.
    »Jetzt«, sagte ich, während ich die Walther wieder einsteckte,
»überlegen Sie sich am besten eine wirklich gute Geschichte für die Polizei.
Ach ja, noch eines. Dieser Krüger hat in Zimmer dreiundvierzig eingecheckt?«
    Er nickte eiligst.
    »Dann sehen Sie zu, dass das Zimmer für die nächsten zwei Tage
unberührt bleibt. Kein Zimmermädchen, das alle Spuren verwischt, verstanden?«
    Er nickte. »Verstanden. Und sonst?«
    »Ich würde mir an Ihrer Stelle etwas anderes anziehen.«

    Tatsächlich,
dachte ich, als ich das Hotel verließ, war dies wieder eine der Gelegenheiten,
bei denen ich mehr auf mich sauer war als auf jeden anderen. Nicht nur das, ein
Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich mehr als eine halbe Stunde überzogen
hatte.
    Spare nie
beim Bestechungsgeld. Das war die erste Regel. Ein anderer könnte mehr
bezahlen. Die zweite Regel ergab sich aus der gleichen Logik. Traue niemandem,
den du bestechen kannst. Er lässt sich auch von anderen bestechen.
    Der Volvo des Journalisten war zwei Straßen weiter geparkt.
    »Hat alles geklappt?«, fragte Landvogt, während ich ihm den Kabelbinder
aufschnitt, mit dem ich ihn an sein Lenkrad gebunden hatte.
    »Nein, nicht ganz«, teilte ich ihm kurz angebunden mit und steckte
die Reste des Kabelbinders ein. Er sprang wie ein Kistenteufel aus dem Wagen
und stellte sich an die nächste Wand, um es mit einem Seufzer der Erleichterung
laufen zu lassen.
    »Schauen Sie nicht so«, beschwerte er sich, als er sich wieder
wegpackte. »Sie haben ewig da drin gebraucht, und ich dachte schon, mir platzt
die Blase!« Er hielt mir vorwurfsvoll die Hände entgegen, an denen sich rote
Striemen abzeichneten. »Sie hätten mich ja nicht so fest fesseln müssen!« Er
bedachte mich mit einem vorwurfsvollen Blick und rieb sich die Handgelenke.
    »War mir lieber so.«
    »Mir nicht, die Dinger tun höllisch

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