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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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Schritte in den Raum hinein,
sah, dass das Bett leer war, wirbelte herum und trat gegen die Badezimmertür,
die aufflog und hart gegen die geflieste Wand prallte, so laut, dass das halbe
Hotel davon hätte wach werden müssen.
    Der Ungar versteckte sich weder in der Duschkabine noch im Schrank,
weder unterm Bett noch hing er wie Spiderman unter der Decke, und er stand auch
nicht draußen auf dem Fenstersims.
    Er war schlicht und einfach nicht da.
    Das Bett war zerwühlt. Im Badezimmer lagen Zahnpaste und eine
Bürste, ein Koffer mit Kleidung stand im Schrank, dort hingen zwei Anzüge. Im
Koffer befanden sich Hawaiihemden und Shorts sowie türkise Badeschlappen und
ein Prospekt für eine Tauchschule auf der Insel Barbados.
    Wir sind nicht auf Barbados .
    Horvath trug auch keine Größe 58. Wahrscheinlich war das nur
Staffage, würde mich nicht wundern, wenn Horvath den Koffer auf dem Flughafen
hatte mitgehen lassen.
    Und das bedeutete, dass ich hier verschwinden sollte. Ich war schon
fast zur Tür draußen, als der altersschwache Aufzug mit einem gedämpften Pling
auf der Etage zum Stehen kam und zugleich die Tür vom Treppenhaus am anderen
Ende des Gangs zuklappte. Wenn es der Ungar war, dann war er nicht allein. Und
beide Fluchtwege hatten sie jetzt blockiert. Verdammt, es war drei Uhr morgens,
anständige Leute lagen um die Uhrzeit im Bett!
    Genau das ist das Problem.
    Die Zimmertür wurde so fest aufgestoßen, dass sie laut gegen den
Schrank anstieß und wieder nach vorne federte, jemand fing sie auf, bevor sie
wieder zuschlagen konnte. Stille. Dann ging das Licht an.
    »Hier ist niemand«, hörte ich eine mir unbekannte Stimme. Den
ungarischen Akzent hörte man nur heraus, wenn man danach suchte. »Sind Sie
sicher, dass er es war?«
    »Es war Schmitt«, hörte ich Gernhardts Stimme. »Ganz sicher. Der
Portier hat ihn mir beschrieben.«
    Okay. Gernhardt stand in der Tür, der Ungar etwas weiter im Zimmer.
Gernhardt zuerst. Wenn das schiefgehen sollte, wollte ich ihn zumindest noch
mitnehmen. Ich hätte doch lieber die Glock mitnehmen sollen, dachte ich. Bei
der Walther kam es zu sehr darauf an, ob es massive Türen waren oder nicht.
    »Auf jeden Fall war jemand hier«, stellte Horvath fest. »Hier liegt
ein Badeschlappen aus dem Koffer unter dem Bett. Er hat den Koffer aufgemacht,
den Braten gerochen und ist wieder verschwunden. Reichlich schnell für jemanden,
der derart aus der Übung ist.« Er trat an den Schrank heran und öffnete ihn. »Nichts.«
    Als Nächstes würde er hinter der Tür nachsehen. Kleine Planänderung.
Zuerst Horvath, dann gegen die Tür treten und hoffen, dass ich Gernhardt die
halbe Sekunde damit nahm, die ich brauchte.
    Niemand versteckt sich hinter
einer Tür.
    In Filmen funktioniert das.
    Du siehst die falschen Filme.
    Das hatten wir doch schon, dachte ich und hielt den Atem an. Mit ein
bisschen Glück …
    »Es war mit Sicherheit Heinrich. Ich kann ihn fast riechen«, meinte
Gernhardt jetzt. Der arme Kerl klang etwas frustriert. »Also gut. Verschwinden
wir, und ich schaue, was noch zu retten ist.«
    »Warum dieser ganze Affentanz?«, stellte Horvath die Frage, die mir
auch schon auf der Zunge brannte. »Warum legen wir ihn nicht einfach um? Wenn
er wirklich hier war, dann ist er mir schon zu nahe gekommen.«
    »Wir brauchen ihn zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort«,
antwortete Gernhardt. »Deshalb.«
    »Das ist mir alles viel zu kompliziert«, beschwerte sich der Ungar.
»Warum verschwinden wir nicht einfach von hier? Sie werden uns nie finden.«
    »Für Sie mag das angehen, aber ich habe keine Lust, auf der Flucht
zu sein, mir gefällt es da, wo ich bin, danke«, meinte Gernhardt bissig. Es
klickte und das Licht ging aus. »Beschweren Sie sich nicht bei mir, sondern bei
Hu. Er hat sich das alles ausgedacht, nur um sicherzugehen, dass die Orlovs da
mit hineingezogen werden. Ist wohl etwas Persönliches.« Während er noch sprach,
wurde die Tür zugezogen, und die beiden Stimmen wurden leiser.
    »Und jetzt?«, hörte ich noch Horvath fragen.
    »Wir verschwinden. Hu will die Frau heute Abend noch mal sehen. Sie
müssen sich dann um sie kümmern, wenn er mit ihr fertig ist.«
    »Machen Sie es doch selbst«, beschwerte sich Horvath.
    Was dann Gernhardt noch antwortete, konnte ich kaum verstehen.
Irgendetwas davon, dass es ihm zu pervers wäre und es auch irgendwie gegen
seine Berufsehre verstoßen würde.
    Wie, er hat eine?
    Nicht dass ich wüsste, aber er war schon immer gut

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