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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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ins
Nachbarhaus ging, dann kann man so einiges erreichen. Ich sah auf die Uhr, es
war kurz nach eins, und die Zeit wurde langsam wirklich knapp. Ich öffnete den
Waffentresor und überlegte kurz, bevor ich mich für die kleine Walther
entschied, das gleiche Modell, das Horvath bei Valente verwendet hatte. Der
Schalldämpfer ließ sie nicht lauter als ein Sektkorken sein, ein immenser
Vorteil in dem Geschäft.

    Das Hotel, in dem Horvath abgestiegen war, gehörte nicht zu
den besten, aber es war auch keine Absteige, eher solides Mittelfeld. Es lebte
wahrscheinlich hauptsächlich von den Messekunden, die nicht zu anspruchsvoll
waren. Da diese es gerne auch mal krachen ließen, war es nicht ungewöhnlich,
einen träge aus der Wäsche blickenden, aber wachen Nachtportier vorzufinden.
    Ich legte
einen Brief auf das polierte Holz der Rezeption, den ich mit einem Finger
festhielt.
    »Da steht kein Name drauf«, stellte der Portier fest.
    »Er ist für Sie«, teilte ich ihm mit. »Die fünfhundert Euro darin
gehören Ihnen, wenn Sie mir einen Gefallen tun.«
    Der Portier öffnete vorsichtig den Umschlag und warf einen Blick auf
das Foto von Horvath.
    »Sehen Sie nicht hoch zur Kamera«, riet ich ihm. »Schütteln Sie
bedauernd den Kopf und zucken Sie mit den Schultern … aber wenn Sie mir die
Zimmernummer sagen, gehört der Umschlag Ihnen.«
    »Zimmer zweiunddreißig«, antwortete der Portier, ohne zu zögern. »Im
dritten Stock«, fügte er hilfreich hinzu und ergänzte: »Die Kamera ist kein
Problem. Das System fiel vor einer Woche aus. Die Servicefirma war schon
zweimal da, aber sie haben noch nicht herausgefunden, woran es liegt.«
    Ich warf einen Blick auf die Monitore an der Seite. Sie schienen
ganz gut zu funktionieren.
    »Die Rekorder haben einen Schlag«, erklärte der Portier. Ein netter
Zufall, dachte ich. Oder Horvath plante vor.
    Der Portier musterte mich. »Was soll das Ganze?«
    »Der Freund eines Freundes hat eine Ehefrau, die ihn über den Tisch
ziehen will, obwohl sie es ist, die ihn betrügt«, log ich, ohne mit der Wimper
zu zucken. »Er will vor allem, dass die Angelegenheit diskret geregelt wird.«
    So ganz schien der Portier mir die Story nicht abzukaufen. »Das ist
eine ziemlich dünne Geschichte«, stellte er fest.
    »Deshalb sind Sie ja eben auch um fünfhundert Euro reicher
geworden.«
    Er ließ sich das durch den Kopf gehen und nickte dann. »Gutes
Argument. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Haben Sie eine Kopie des Ausweises von unserem Gast auf Zimmer
zweiunddreißig? Und wissen Sie, ob er einen Mietwagen fährt?«
    Der Portier nickte. »Beides.«
    »Ich hätte gerne einen Ausdruck. Dann möchte ich noch wissen, wo der
Mietwagen steht.«
    »Bei uns in der Tiefgarage.«
    »Okay. Ich brauche die Ausweiskopie, das Kennzeichen des Mietwagens
und einen Generalschlüssel.«
    Der Mann zögerte. »Das kann eine Menge Ärger geben.«
    »Ja. Aber nicht für Sie, ich werde ihn nicht lange brauchen, Sie
bekommen ihn zurück, wenn ich gehe. Fünfhundert Euro sind eine Menge Geld.«
    »Ist das alles?«, fragte der Mann.
    »Es wäre nett, wenn Sie mich vergessen könnten.«
    »Dazu müssten Sie hier gewesen sein, nicht wahr?«, grinste der
Portier und sah an mir vorbei.

    Mittlerweile
war es kurz vor zwei. Es war nicht ausgeschlossen, dass noch Gäste zurückkommen
würden, aber im Moment war der Flur im dritten Stock ruhig und leer. Mit der
Walther in der linken Hand stellte ich mich seitlich neben die Tür und zog die
Karte für den Hauptschlüssel durch das Türschloss. Es klickte leise, und ich
hob die Pistole an. Aber nichts regte sich.
    Es wäre vernünftiger, das der
Polizei zu überlassen.
    Ja. Wahrscheinlich. Doch die hätte etwas gegen meine Pläne
einzuwenden.
    Vorsichtig drückte ich die Tür ein Stück auf und zog einen kleinen
Zahnarztspiegel aus der Innentasche meiner Jacke, um den Spalt abzusuchen.
Keine Drähte oder Kontakte. Dunkel hinter der Tür. Ich steckte den Spiegel
wieder ein. Nach dem Lageplan, der hier im Flur aushing, lag hinter der Tür ein
kleiner Flur, von dem man links ins Badezimmer kam. Der Flur war zum Zimmer hin
offen, rechts gab es dann einen Schrank und eine Anrichte, auf der ein
Fernseher stehen müsste, links befand sich dann das Bett.
    Sobald ich die Tür öffnete, würde Licht in das Zimmer fallen. Wenn
man wie der Ungar für Geld Leute umbrachte, dann war man auch im Schlaf auf der
Hut. Also musste es schnell gehen.
    Ich schob die Tür auf, tat drei lange

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