Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
Vom Netzwerk:
Ein
Hongkong-Chinese mit britischem Pass, hat wenigstens Gernhardt behauptet.«
    »Prima«, meinte er ironisch. »Das hilft ungemein. Weißt du, wie
viele Chinesen es gibt, die Hu heißen?«
    »Mehr als Schmitt, nehme ich an. Aber du bist der Beste. Du schaffst
das«, munterte ich ihn auf, und er lachte kurz.
    »Worauf du einen lassen kannst. Noch etwas?«
    »Horvath hat sich von einer Autovermietung hier einen weißen Ford Ka
geliehen. Turtle Rent. Meinst du, du bekommst heraus, auf welchen Namen der
gemietet ist?«
    »Das kommt darauf an, ob sie am Netz sind. Wenn nicht, ruf ich
einfach an und frage.«
    Vielleicht meinte er das sogar ernst.
    »Ich brauche …«
    »Dieser Hu«, unterbrach er mich. »Ist er ein Chinese? Mittelgroß,
eher untersetzt, glattes schwarzes Haar?«
    »Keine Ahnung, ich habe ihn noch nie gesehen. Wahrscheinlich schon,
die Beschreibung passt auf ein paar Millionen von ihnen, warum nicht auch auf
Hu. Warum?«
    »Ich schaue mir hier eine Aufzeichnung aus dieser Wohnung an. Er
bearbeitet gerade die Studentin.«
    »Jetzt gerade?«, fragte ich alarmiert.
    »Nein. Das war schon vorletzte Woche.«
    »Moment«, unterbrach ich ihn. »Ich dachte, die wäre erst kürzlich
bei Lucio eingestiegen?«
    »Nein«, sagte Ludwig rau. »Nach der Nummer, die Hu hier abzieht, hat
sie wahrscheinlich eine Auszeit gebraucht.«
    »Vom Vögeln?«, fragte ich ungläubig.
    »Nein. Die sind im SM-Raum zugange«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich
wusste nicht, dass sich jemand für Geld so zurichten lässt. Er hat sie am Kreuz
festgemacht und schlägt sie.«
    »Nun«, meinte ich. »Es gibt …«
    »Er schlägt sie mit der Faust. Ins Gesicht.«
    »Oh.«
    »Ja. Oh. Ich kann das gerade nicht gebrauchen. Könntest du mir einen
Gefallen tun?«
    »Welchen, dass Hu sich auch das Genick bricht?«
    »Genau den.«
    »Mal schauen, was sich da machen lässt. Dazu muss ich aber mehr über
ihn wissen.«
    »Ich kümmere mich um ihn«, versprach er. »Jetzt gleich. Sofort. Ich
ruf dich an.« Und damit legte er auf.
    Irina begrüßte mich mit einem Küsschen auf die Wange. Wie üblich war
sie elegant gekleidet, weniger üblich war der strafende Blick, mit dem sie mich
bedachte.
    »Was hast du dir dabei gedacht, Heinrich?«, fragte sie, als sie mir
den Weg zum Frühstücksraum wies.
    »Ich weiß, es ist noch ziemlich früh, aber …«
    Alexej saß bereits am Tisch und sah auf, als wir eintraten. »Das
meint sie nicht«, grollte er. »Du kannst doch nicht einfach die Polizei zu uns
einladen!«
    »In dem Fall schon«, sagte ich, während er mit einer nachlässigen
Handbewegung auf einen freien Platz am Tisch wies. »Wir werden sie brauchen.«
    »Ich bezweifle das zwar, aber du kannst ja versuchen, es mir zu
erklären«, sagte er. »Greif zu.«
    Der Frühstücksraum war im französischen Stil eingerichtet, und der
Tisch bog sich geradezu unter der Last des Essens, das aufgefahren worden war.
Was fehlte, war der Wodka.
    »Also«, übernahm Irina. »Warum brauchen wir die Hilfe der Polizei?«
    »Weil ich gehört habe, wie Gernhardt dem Ungarn mitgeteilt hat, dass
ein gewisser Hu euch das Ganze in die Schuhe schieben will.« Ich nahm mir ein
Brötchen und bestrich es. »Sagt euch der Name etwas?«
    Die beiden sahen sich gegenseitig an.
    »Also ja«, stellte ich fest. »Erzählt es mir«, bat ich, bevor ich in
mein Brötchen biss.
    »Es war vor ein paar Jahren, kurz nachdem wir hierhergekommen sind«,
erklärte Alexej langsam, den Blick in die Ferne gerichtet. »Wir waren damals
noch dabei, uns zu … orientieren. Wir hatten uns bereits dazu entschlossen, uns
aus gewissen Geschäften herauszuhalten, aber manchmal«, er hob hilflos die
Schultern und ließ sie wieder fallen, »ist das nicht so einfach. Einer unserer
Freunde hat einem chinesischen Geschäftsmann ein Mädchen vermittelt. Dabei ging
etwas schief, die junge Frau wurde schwer verletzt. Danach brauchte sie ein
paar Schönheitsoperationen. Wir wurden … gebeten, uns um den Mann zu kümmern.«
    Ich dachte an das, was ich eben gerade von Brockhaus erfahren hatte.
    »Das war Robert Hu, nehme ich an?«
    »Ja«, sagte Irina. »Ich habe das übernommen.« Die Art, wie sie dabei
lächelte, gefiel mir gar nicht. »Ich habe ihm den Schwanz abgeschnitten und ihn
nackt und blutend vor einem Krankenhaus aus dem Wagen geworfen.«
    Nun, das war eine Methode, mit dem Frettchen umzugehen, an die ich
noch nicht gedacht hatte.
    »Das könnte erklären, warum er euch nicht mag«, stellte ich

Weitere Kostenlose Bücher