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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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weh!« Er musterte mich. »Was ist
passiert?«
    »Es war eine Falle.«
    Seine Augen weiteten sich. »Ich habe nichts damit zu tun!«, schwor
er. »Wirklich nicht.«
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Sonst würden wir diese nette
Unterhaltung nicht mehr führen. Und jetzt verschwinden Sie. Ich gebe Ihnen
Bescheid, wenn es zu Ende ist.«
    »Woher weiß ich, dass Sie mich nicht bescheißen?«, fragte er
misstrauisch.
    »Warum sollte ich?« Ich ließ ihm seinen Wagenschlüssel in die Hand
fallen. »Ich habe nichts davon. Und laufen Sie mir nicht noch mal über die Füße.
Das nächste Mal werde ich nicht so freundlich sein.«
    Er sah mich ungläubig an. »Das war freundlich?«
    »Ja. Glauben Sie mir. Ich kann auch anders.«
    »Keine Angst, ich halte mich an den Deal.«
    »Na gut«, meinte ich und nickte Landvogt zu. »Dann wünsche ich eine
gute Nacht.«
    Als er laut rasselnd davonfuhr, war ich in Gedanken schon ganz
woanders. Ich verstand zwar noch immer nicht, was für ein Spiel Gernhardt
spielte, aber jetzt wusste ich zumindest, wo Horvath das nächste Mal zuschlagen
würde.

    Ich
sah auf die Uhr, kurz vor vier Uhr morgens. Für das, was ich geplant hatte,
bevor ich über Landvogt stolperte, war es jetzt zu spät. Gut, ein paar Tage
hatte ich noch, aber langsam brannte es mir damit doch unter den Fingernägeln.
    Aber was
immer Gernhardt da laufen hatte, langsam wurde es mir eine Nummer zu groß. Es
wurde Zeit für die Verstärkung. Am besten von beiden Seiten des Zauns.
    Also rief ich Marietta an. Dreimal ließ ich es klingeln, bis die
Verbindung automatisch getrennt wurde, erst beim vierten Mal ging sie dran.
    »Wenn das nicht wichtig ist, Thomas, dann bringe ich dich um!«,
drohte sie. Ihre Stimme klang noch verschlafen, aber an Thomas’ Stelle hätte
ich die Warnung ernst genommen.
    Gut, dass sie mich nicht gemeint hatte.
    »Ich kann auch auflegen und dir erst morgen sagen, was ich über
unseren Mörder herausgefunden habe«, bot ich ihr schmunzelnd an. »Wenn dir das
lieber ist …«
    »Heinrich«, seufzte sie. »Wie kannst du … wie meinst du denn das,
was du herausgefunden hast?« Sie klang nicht besonders erfreut, von mir zu
hören.
    So viel zu deinem Charme.
    »Wir müssen uns sehen. Am besten zum Frühstück. Wir haben heute noch
zu tun.«
    »Wir?«
    »Ja, wir«, bekräftigte ich. »Aber von mir aus kannst du deinen
Thomas auch mitbringen.«
    »Okay«, seufzte sie. »Bei dir?«
    »Nein«, antwortete ich. »Hast du schon mal russisch gefrühstückt?«
    »Nicht dass ich wüsste. Wo ist der Unterschied?«
    »Es gibt Wodka, ist lauter und kann deiner Karriere schaden.«

    Auf
dem Weg zu den Orlovs rief ich Brockhaus an.
    »Ich bin
nicht da«, antwortete er auf den ersten Klingelton.
    »Warum rede ich dann mit dir?«
    »Tust du nicht. Nicht solange dieser Dreckskerl noch unbehelligt
herumläuft. Sie ist auf der Intensivstation, Heinrich. Und es ist nicht sicher,
ob sie durchkommt. Du hättest das verhindern können.« Ludwig hörte sich an, als
ob er sich nur mühsam unter Kontrolle halten würde.
    Den Schuh zog ich mir nicht an. »Er war der Schläger, nicht ich.«
    »Ich weiß das«, sagte er kühl. »Aber kannst du dir vorstellen, dass
ich einen Grund habe, weshalb ich den Mistkerl tot sehen will? Das ist ja nicht
nur zum Spaß! Ich habe keine Lust mehr, dir zu helfen, solange das Schwein da
draußen herumläuft. Ruf mich erst wieder an, wenn es erledigt ist. Gute Nacht.«
    Damit legte er auf.
    Also rief ich ihn wieder an.
    »Ich bin immer noch nicht da«, grollte er.
    »Doch, bist du.«
    »Ich sagte … ooh … wann?«
    »Dein Freund stürzte unglücklich und brach sich das Genick. Gestern
Abend, auf dem Weg zur Kneipe. Offenbar kurz nachdem er deine Schwester so zugerichtet
hat. Er hatte einen Metallschlagstock dabei.«
    »Das hört sich an, als wärest du wegen dem Schlagstock sauer?«
    »Es ist unfair.«
    »Ja«, seufzte er. »Aber das war es auch ohne diesen verdammten
Schlagstock. Die Sache ist erledigt?«
    »Ja.« Ich sah zum Wagenhimmel hoch. »Gott hat es so gewollt.
Wusstest du, dass Er Humor besitzt?«
    »Wenn du es sagst«, meinte er und schien mir etwas skeptisch. »Auf
die Diskussion lasse ich mich nicht ein.«
    »Ist auch gut so. Ist auch nicht so ganz mein Ding.«
    »Gut. Danke, Heinrich. Ich schulde dir etwas. Was du auch willst, du
bekommst es.«
    »Ich brauche alles über einen gewissen Robert Hu. Er könnte ein
chinesischer Diplomat sein und hängt irgendwie in Devisen drin.

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