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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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murmelte Orlov und sah mich
erstaunt an. »Du bist doch sonst nicht so zurückhaltend … oh«, meinte er, als
er sich daran erinnerte, wer mit am Tisch saß. »Das habe ich nicht so gemeint.«
    »Schon klar«, sagte Berthold kühl und bedachte mich mit einem
kritischen Blick. »Ist ja nicht so, als ob ich mich das nicht auch schon
gefragt hätte.«
    »Übertreibe es nicht«, mahnte Marietta ihn, bevor sie sich mir
zuwandte. »Hast du die Bilder gemacht?«, fragte sie mich. »Hast du ihn
observiert? Du hättest dich da heraushalten sollen!«
    »Es war der Journalist aus dem Café. Landvogt. Offenbar ist er schon
länger hinter Muller her«, erklärte ich. »Wir haben uns kürzlich etwas
unterhalten.«
    »Der Schmierfink?«, fragte Berthold überrascht.
    »Genau der.«
    »Also, was haben Sie vor?«, fragte Berthold jetzt, während er das
Bild nachdenklich musterte.
    »Gernhardt sprach von einer Agentin, die verdeckt ermittelt und für
Lucio als Prostituierte arbeitet. Ich glaube, Horvath soll sie heute Abend
umbringen, nachdem dieser Robert Hu mit ihr ›fertig‹ ist. Ich weiß, wo sie sich
befindet, und ich brauche eure Hilfe, damit wir das verhindern können.«
    »In Ordnung«, meinte Orlov, doch ich schüttelte den Kopf. »Ich
meinte die beiden«, sagte ich und nickte in Richtung von Marietta und dem Kommissar.
»Das, was ich vorhabe, lässt sich von uns nicht so leicht arrangieren. Aber sie
können das.«
    »Und dabei locken wir Horvath in die Falle?«, fragte Marietta.
    »Nein. Das ist das Problem. Wir müssen den ganzen Sack zuschnüren.
Es reicht nicht, wenn wir nur Horvath bekommen. Wir brauchen Hu, Horvath und
Gernhardt. Und dazu gibt es nur eine Möglichkeit.«
    Berthold schüttelte stur den Kopf. »Wenn wir wissen, wo dieser
Horvath aufkreuzt, dann müssen wir den Zugriff veranlassen. Der Mann ist zu
gefährlich, um ihn frei herumlaufen zu lassen.«
    »Gernhardt ist gefährlich. Der Ungar ist nur ein Werkzeug. Nein, wir
müssen sie alle auf einmal erwischen.«
    Berthold sah zweifelnd drein.
    »Und wie?«, fragte dafür Marietta.
    »Gernhardt wird mich anrufen. Wenigstens hat er das dem Ungarn
gesagt. Um mich dorthin zu bekommen, wo er mich haben will.«
    »Und das wäre?«, fragte Marietta.
    »Das weiß ich nicht mit Sicherheit«, gestand ich ihr. »Aber ich habe
da so eine Ahnung. Bei der Gelegenheit, ein Bekannter von mir ist verschwunden.
Ein gewisser Marvin Schröder. Könnt ihr euch vielleicht …«
    Berthold nickte. »Ich habe den Namen gehört. Seine Frau hat ihn
vermisst gemeldet, nicht wahr?«
    Ich nickte nur.
    »Nun, bis jetzt ist er nicht wieder aufgetaucht. Aber ich teile es
Ihnen mit, wenn wir etwas hören.« Er sah zu Marietta hin. »Dir ist klar, dass
uns das hier Kopf und Kragen kosten kann, wenn wir uns darauf einlassen?«
    »Ihr braucht nichts Illegales zu tun«, erklärte ich. »Ihr müsst uns
nur ein paar Steine aus dem Weg räumen. Dafür erntet ihr den ganzen Ruhm.«
    »Und was haben die Orlovs damit zu tun?«, fragte Berthold
misstrauisch. »Machen sie dann Ihre Drecksarbeit?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich räume meinen Mist schon selbst auf«,
erklärte ich. »Ich habe euch doch schon gesagt, dass Hu ihnen etwas anhängen
will. Ihr sollt nur dafür sorgen, dass das nicht funktioniert. Seht es als
Rückversicherung.«
    »Und was will er ihnen nun genau anhängen?«, fragte Berthold.
    »Das wüsste ich auch gerne«, meinte Irina und tupfte ihre Lippen mit
der Serviette ab, um sie dann akkurat zusammenzufalten und neben ihrem Teller
zu deponieren.
    »Das sage ich euch, sobald ich es weiß.«
    Als ich anderthalb Stunden später in meiner Auffahrt parkte, war ich
so müde, dass ich beinahe mit der Stirn aufs Lenkrad gesunken wäre. Doch bevor
ich das Haus betreten konnte, winkte mich Frau Kramer, die vor ihrer Tür stand,
zu sich heran.
    Ich mochte sie ja, aber im Moment war es mir eindeutig zu viel.
    »Herr Schmitt!«, rief sie, als ich nicht schnell genug reagierte.
»Haben Sie mal einen Moment Zeit?«
    Also gut, dachte ich, unterdrückte einen Seufzer und ging zu ihr
hin.
    »Sie sehen müde aus«, stellte sie fest, während sie mich prüfend
musterte. »Haben Sie denn noch gar nicht geschlafen?«
    »Nein, noch nicht«, antwortete ich und versuchte, nicht durchklingen
zu lassen, dass es jetzt der falsche Moment für eines ihrer üblichen
Schwätzchen war.
    »Dann will ich Sie nicht lange aufhalten«, meinte sie. »Es geht mir
nur darum, dass meine Enkeltochter heute Abend zu

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