Der Müllmann
geplant als ein Stelldichein mit Marietta.
Der Nachmittag verging quälend langsam. Ich bereitete mich so gut es
ging vor und ließ das Telefon nicht aus den Augen. So gegen fünf Uhr klingelte
es dann, gerade als ich unter der Dusche war. Tropfnass sprang ich heraus.
Eine elektronische Stimme fragte mich, ob ich einen Moment Zeit für
eine kleine Umfrage hätte. Es würde nur … Weiter ließ ich den Computer nicht
kommen.
Fast sofort klingelte es wieder.
Ich drückte den Anruf weg.
Es klingelte erneut.
»Ich bin es«, verkündete Gernhardt fröhlich, gerade als ich mir überlegte,
wie man einen Computer beleidigen konnte. »Es hat sich etwas ergeben. Ich
glaube, ich weiß jetzt, wo sich Horvath aufhält.«
»Gut«, entgegnete ich anerkennend. »Sieht aus, als hättest du mich
gar nicht gebraucht.«
»Da irrst du dich«, widersprach er und wurde ernster. »Ich will
heute Abend da hineingehen und brauche ein Backup. Bist du dabei?«
»Warum lässt du das nicht die Polizei erledigen?«
»Und blamiere mich, wenn ich falsch liege? Nein, ich will erst mal
nur die Lage sichten. Wenn Horvath dort zu finden ist, können wir immer noch
die Bullen rufen.«
Ich tat, als ob ich überlegte.
»In Ordnung. Wann?«
»So gegen acht«, sagte er und gab mir die Adresse des Lagerhauses am
Osthafen. Also hatte ich richtig geraten. »Parke zwei Straßen weiter, da stehe
ich dann schon, in einem schwarzen Mercedes Kombi.«
Er legte auf, und ich stand tropfnass neben der Dusche und fragte
mich, ob ich darauf hereingefallen wäre, hätte mir Landvogt nicht die Bilder
gezeigt. Oder hätte ich ihn nicht selbst und leibhaftig zusammen mit Horvath
gesehen.
Ich rief Marietta an. »Er will sich um acht mit mir treffen. Hat
sich bei euch schon etwas getan?«
»Nein«, sagte sie. »Aber wenn er sich um acht mit dir treffen will,
dann wird Horvath vorher hier auftauchen. Wenn du die Show nicht verpassen
willst, solltest du dich beeilen.«
»Genau das«, sagte ich, »habe ich vor.«
»Ich hoffe, du magst Currywurst.«
»Bitte?«
»Du wirst schon sehen«, lachte sie und legte auf.
»Das
meint ihr nicht ernst?«, fragte ich, als ich die Tür hinter mir zuzog.
»Warum
nicht?«, meinte Berthold und wies mit einer großherzigen Geste auf eine
Bockwurst, die in einer Pappschale auf dem Tresen stand. »Bedienen Sie sich.
Sind gar nicht mal so schlecht.« Sie hatten beide ein Headset auf und schienen
es sich bereits gemütlich gemacht zu haben.
»Ein Frittenwagen?«
»Er stand schon immer hier, wird also niemandem auffallen«, erklärte
Marietta nebenbei. Sie schloss gerade vier Laptops an, die sie nebeneinander
auf dem Tresen aufgestellt hatte. Viel Platz war nicht dafür, aber okay …
niemand käme auf die Idee, dass die Polizei einen Frittenwagen als
Kommandozentrale einrichten würde.
»Wir haben in der ganzen Umgebung Leute postiert und die
Verkehrsüberwachungskameras werden auch zu uns umgeleitet. Hier.« Sie drückte
eine Taste auf einem der Laptops und gut ein Dutzend Bildschirmausschnitte
wurden sichtbar.
»Du bist der Einzige, der Horvath besser gesehen hat«, teilte sie
mir mit. »Also ist es dein Job, ihn für uns zu finden, wenn er auftaucht.« Sie
lehnte sich zurück und sah zu mir hoch. »Zeit genug wirst du dafür haben. Die
Ampelschaltung wurde für uns verändert, keiner kommt hier mit einem Wagen an,
ohne mindestens zwei Mal in der Ampelphase stecken zu bleiben.«
»Was ist mit der Studentin?«, fragte ich.
»Deiner Kollegin, meinst du wohl.« Marietta schüttelte leicht den
Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wie sie zu so etwas imstande war, aber als wir
sie da rausgeholt haben, hat sie sich zu erkennen gegeben, meinte, wir würden
eine Operation stören. Weißt du, dass sie noch gar nicht wusste, dass Lucio tot
ist?«
»Wird eine herbe Enttäuschung für sie gewesen sein«, meinte ich
bissig.
»Sie schien erleichtert. Viel hat sie von ihm wohl nicht gehalten.«
»Stimmt die Story, die Gernhardt mir über sie erzählt hat?«, fragte
ich sie.
»So weit ja. Nur dass sie tatsächlich noch eine Studentin ist. Sie
wurde von Gernhardt selbst abgeworben … und wir haben es auch von ihrer
Dienststelle bestätigt bekommen. Allerdings schienen die nicht ganz so genau zu
wissen, was sie hier tut. Aber du kannst sie gleich selbst fragen.«
In dem Moment ging die Tür auf, und eine junge Frau mit
Pferdeschwanz und Trainingsklamotten kam herein. Ohne Make-up und in ganz
schlichten Klamotten war sie fast nicht als die
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