Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
Vom Netzwerk:
junge Frau zu erkennen, die
Lucio so kurz vor seinem Tod besucht hatte. Sie sah kaum älter aus als Ana
Lena.
    »Ich bin Bridget Farin«, stellte sie sich vor und lächelte etwas
verlegen, während sie sich mit großen Augen umsah. Warum auch nicht, wenn ich
es recht bedachte, hatte ich bisher auch noch keinen Frittenwagen von innen
gesehen.
    »Sie ist hier, weil sie Robert Hu für uns finden soll«, erklärte
Marietta und sah zu mir hoch. »Und ja, sie weiß, dass Horvath unterwegs ist, um
sie zu töten.«
    »Wie hat Gernhardt Sie eigentlich gefunden?«, fragte ich die junge
Frau, die bereits die Monitore musterte.
    »Ich habe mich ganz normal beworben. Dann hat Gernhardt mich
aufgesucht, sich mit mir unterhalten und dann das Weitere in die Wege geleitet.
Sie haben mich fast sechs Wochen auf Herz und Nieren gecheckt, und dann war ich
drin.«
    »Und es stört Sie gar nicht, was Sie haben tun müssen?«, fragte
Berthold neugierig.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich steh drauf. Es kam bei der
Hintergrundüberprüfung zur Sprache, und Gernhardt brauchte jemanden für eine Operation,
die bereit war, genau das zu tun.« Sie wurde sogar etwas rot, sah uns aber
offen an. »Es ist mein Ding, also hab ich ja gesagt. Nur dieser Hu… der ist
schon etwas unheimlich.«
    Wenn ich daran dachte, was Ludwig mir von der Aufnahme mit ihr und Hu
erzählt hatte, dann fand ich das leicht untertrieben.
    »Er hat nie mit mir geschlafen … nur … andere Sachen gemacht. Was
auch mir zu weit ging. Aber durch so etwas muss man manchmal eben durch.«
    So kann man das auch sehen.
    Eines wollte ich noch wissen. »Bei einer Gelegenheit hat sich Hu mit
Ihnen beschäftigt, während ein anderer Mann zugegen war. Sie haben sich über
Geldgeschäfte unterhalten. In Chinesisch.«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Können Sie uns vielleicht noch mal mit Ihren Worten sagen, was Sie damals
mitbekommen haben?«
    »Klar«, sagte sie. »Aber Sie sind doch Heinrich Schmitt, Gernhardts
alter Partner, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Gut«, meinte sie. »Warum fragen Sie ihn dann nicht selbst?«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Marietta. »Wie meinen Sie das?«
    »Er war es, der mich an Hu vermittelt hat. Hu war nur ein Mal nicht
alleine bei mir, und das war, als Gernhardt mich ihm vorstellte. Um mich … auszuprobieren.«
    »Und?«
    »Die beiden haben sich auf Chinesisch unterhalten«, sie sah uns mit
großen blauen Augen an. »Also fragen Sie am besten ihn.«
    »Wissen Sie was«, sagte Berthold langsam, während er einen Blick mit
Marietta tauschte. »Genau das haben wir vor.«
    »Ich bin jedenfalls froh, dass Sie mich rausgeholt haben«, plapperte
Bridget fröhlich weiter. »Das Ganze hat weniger gebracht, als Gernhardt sich
erhofft hatte. Ich hatte schon Angst, dass er mich vergessen hätte. Der Tipp,
dass dieser Horvath mich umlegen soll, kam doch von ihm, nicht wahr?«
    »So könnte man es sagen«, meinte ich mit einem warnenden Blick zu
Marietta und Berthold.
    »Gut«, sagte sie und rieb sich die Arme, als ob sie frieren würde.
»Ich bin froh, dass ich mich getäuscht habe.«
    »Wie das?«, fragte Marietta neugierig.
    »Gernhardt. Ich weiß, dass er mein Vorgesetzter ist und den Einsatz
leitet. Ich denke, er musste manches tun, um seine Tarnung aufrechtzuerhalten,
aber an diesem einen Abend hatte ich mehr Angst vor ihm als vor Hu. Hu ist
getrieben von irgendetwas. Vielleicht sogar wahnsinnig. Aber Gernhardt … er
scheint einfach nie die Kontrolle zu verlieren. Und irgendwie macht mir das
mehr Angst.«
    »Können Sie das erklären«, fragte Marietta sanft.
    Bridget lachte etwas nervös. »Wenn man solche … Hobbys hat wie ich,
lernt man Leute abzuschätzen. Und mit Gernhardt … sagen wir einfach, er ist ein
kalter Fisch, und privat würde ich nichts mit ihm zu tun haben wollen.«
    Aber du lässt dich überreden, für
ihn zu vögeln. Und mehr. Gut gemacht.
    Aber vielleicht lernt sie etwas daraus.
    Ja. Jetzt hat sie auch die Chance
dazu.
    »Hier«, sagte sie plötzlich.
    »Dort«, sagte ich im gleichen Moment. Wir deuteten beide auf den
gleichen dunklen Mercedes, der gerade vor einer der Ampeln hielt.
    Horvath. Und der Typ mit den Schlitzaugen auf dem Beifahrersitz
musste der Chinese sein.
    Marietta nickte und sprach in ihr Mikrofon. »Perfektes Timing«,
sagte sie und nickte Bridget zu. »Sie wissen, was Sie zu tun haben?«
    »Ja. Tot stellen und Klappe halten. Keine Angst, das kriege ich noch
hin«, nickte Bridget und öffnete die Tür. »Sie«, meinte sie

Weitere Kostenlose Bücher