Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
Vom Netzwerk:
nachdem
auch Teresa, Antonios Frau, sie überschwänglich begrüßt hatte. »Es ist ewig
lange her.« Sie sah sich um und nickte leicht. »Es hat sich kaum verändert …
seid ihr noch immer befreundet?«
    »Ja«,
nickte ich. »Seit der fünften Klasse. Nur dass wir uns so oft nicht mehr
sehen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Aber gute Freunde halten ewig.«
    »Wenn man die Freundschaft pflegt«, fügte sie hinzu und sah mich mit
ihren klugen Augen prüfend an. »Warum hast du mich eingeladen?«
    War sie schon immer so direkt gewesen?
    »Ich hatte gehofft, dich irgendwann wiederzusehen«, sagte ich leise,
was ja auch die Wahrheit war. »Nur unter anderen Umständen.«
    Sie sah mich lange prüfend an, dann nickte sie. »Das ist bei meinem
Beruf schwierig.«
    »Wie geht es deiner Mutter?«, fragte ich, hauptsächlich, um den
Small Talk hinter mich zu bringen.
    »Sie ist tot. Seit sechzehn Jahren. Sie ist wieder mit meinem Vater
zusammengekommen«, antwortete sie in neutralem Tonfall. »Nur nicht für lange,
dann haben sie sich wieder getrennt, sie hat ein paar Freunde gehabt, dann sind
sie wieder zusammengekommen … immer das gleiche Spiel. So ging das noch fünf
Jahre lang. Anlässlich der letzten Versöhnung sind sie dann zusammen in den
Urlaub gefahren. Dabei haben sie sich dann frontal mit einem Tanklaster
geeinigt.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich betroffen.
    Sie wischte es mit einer Geste zur Seite. »Auch das ist lange her.«
Sie sah mich neugierig an. »Ich habe mir auch gewünscht, dich wiederzusehen«,
sagte sie dann. »Du bist von allen Kerlen, die ich kannte, der netteste
gewesen. Was ist passiert?«
    »Ich bin nicht mehr nett?«, fragte ich lachend, doch sie sah mich
nur an.
    »Ich habe deine Akte von der Bundeswehr bekommen«, teilte sie mir
mit. »Drei Blätter, vielleicht vier.«
    So viel dazu, dass sie immer direkt war.
    »Stand was Interessantes drin?«, fragte ich wie beiläufig und zwang
mich, weiter zu lächeln.
    »Nein. Ganz und gar nicht. Den Zeilen zwischen den schwarzen Balken
konnte ich nur entnehmen, dass du studiert hast und anschließend zum AMK
gewechselt hast. Du hast Material geprüft. Sogar deine Zuteilung zum KSK steht
darin. Auch da hast du Material geprüft. Und es hieß auch nicht KSK.«
    »Damals haben wir noch nicht zugegeben, dass es das KSK gibt«,
erinnerte ich sie.
    »Ja. Ich weiß«, antwortete sie. »Sag du es mir. Bist du noch der
Mensch, den ich kannte?«
    »Zu Hunden und Kindern bin ich immer nett«, antwortete ich ernster,
als ich es eigentlich gewollt hatte. »Doch was den Rest der Menschheit angeht,
habe ich meine Zweifel.«
    »Was für ernste Gesichter!«, unterbrach Antonio uns, als er den Wein
brachte. »Das ist schlecht! Lachen ist gesünder!« Bevor wir ihm antworten konnten,
war er mit einem schnellen Lächeln wieder verschwunden. Sie sah ihm nach und
schüttelte amüsiert den Kopf.
    »Er hat sich nicht verändert.«
    »Er ist auch immer noch nett.«
    »Was hast du wirklich beim AMK gemacht?«
    »Hast du doch selbst gesagt. Ich war im Bereich Materialprüfung
eingesetzt. Nichts Besonderes. «
    Sie zog zweifelnd eine Augenbraue hoch. »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    »Du sagst das mit einer solchen Überzeugung«, meinte sie
anerkennend. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich dir sogar glauben.«
    »Aber du weißt es besser?« Sie will dir nur auf den Zahn fühlen,
dachte ich. Sie konnte nichts wissen. Oder etwa doch?
    »Ich habe etwas herumgefragt«, erklärte sie. »Ich habe auch meine
Kontakte. Über dich selbst habe ich wenig herausgefunden. Aber ich weiß, dass
du beim KSK mehr getan hast, als Klopapier auf seine Tauglichkeit zu prüfen.
Tatsächlich hast du Soldaten des Sonderkommandos ausgebildet. Deren Aufgabe war
es, den Feind zu infiltrieren und unauffällig Ziele auszuschalten, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, wie du auf diese Idee kommst. Ich schwöre dir, ich
habe nur das Toilettenpapier gezählt. Ganz, wie du vermutet hast«, sagte ich
und lächelte gewinnend. »Irgendjemand musste es ja tun.«
    »Natürlich hast du das.« Sie schüttelte den Kopf. »Lassen wir das
Herumgetänzel. Du hast Lucio Valente observiert«, stellte sie fest und hielt
mich mit ihrem Blick gefangen. »Warum?«
    Ich wollte abwiegelnd antworten, doch sie hielt die Hand hoch, um
mich zu unterbrechen. »Wir wissen mittlerweile, dass jemand, der dir
verblüffend ähnlich sieht, versucht hat, etwas über ihn herauszufinden. Woher
das Interesse an Valente? Und erzähle mir

Weitere Kostenlose Bücher