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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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wenig zufriedenstellend. Theo
war nicht sonderlich begeistert und bestand darauf, mir alles in Rechnung zu
stellen. »So ein Gleisanschluss kostet Geld, oder glaubst du, ich hätte ihn für
meine Modellbahn gemietet?«
    »Du hast eine Modellbahn?«, fragte ich unschuldig, was Theo für den
Moment die Sprache verschlug, bevor er dann widerwillig lachte.
    »Du zahlst?«
    »Ja«, seufzte ich. »Ich zahle. Ich stehe für meine Fehler gerade.«
    »Ich weiß«, antwortete Theo, schon deutlich ruhiger. »Ich würde ja
gerne drauf verzichten, aber ich habe auch meine Kosten, weißt du?«
    Ich auch, dachte ich, als er endlich auflegte. Ich auch. Ich sah auf
die Uhr, es war kurz nach sieben, spät genug für meine zweite Zigarette.
    Irgendetwas, grübelte ich, während ich genüsslich die Zigarette
anzündete und den Rauch nach oben blies, habe ich vergessen, nur was?
    Das Telefon bimmelte, und als ich ihre Stimme hörte, fiel es mir
auch prompt wieder ein.
    »Hauptkommissarin Marietta Steiler hier«, sagte sie geschäftsmäßig.
»Wir haben in einer Stunde einen Termin. Wo wollen wir uns treffen?«
    Im Hintergrund hörte ich das Klackern von Tastaturen und gedämpfte
Gespräche, sie rief also aus dem Revier an. Über Ana Lena hatte ich Marietta
ganz vergessen, jetzt überschlugen sich meine Gedanken.
    »Kannst du dich noch an das La Casa erinnern?«, fragte ich.
    »Die Pizzeria von Antonios Vater? Na klar.«
    »Ja. Nur dass sie nun Antonio gehört. Treffen wir uns dort?«
    »Wann?«
    »Um acht.«
    »Bis dann.« Und damit hatte sie wieder aufgelegt. Ich stellte das
Telefon zurück in die Station und schüttelte ungläubig den Kopf, das musste das
kürzeste Telefongespräch gewesen sein, das ich jemals mit einer Frau geführt
hatte. Ich sah auf die Uhr, fluchte leise und eilte hoch ins Badezimmer.
    Gerade als ich, frisch geduscht und umgezogen, aus dem Haus gehen
wollte, klingelte das Telefon erneut. Diesmal war es Ana Lena.
    »Ist es okay, wenn ich heute bei Jenny übernachte?«, fragte sie
leise. »Ihre Mutter ist auch da.«
    Jennys Mutter war Ärztin in der Uniklinik. Zumindest war Ana Lena
bei ihr in guten Händen.
    »Ich habe nichts dagegen«, antwortete ich. »Wie geht es dir?«
    »Nicht wirklich besser«, antwortete sie und ich hörte, wie sie
seufzte. »Aber es ändert ja nichts, nicht wahr?«
    Was sollte ich darauf sagen.
    »Ich hab dich lieb, Ana Lena.«
    »Weiß ich. Ich dich auch.« Und damit legte sie auf.

Ausnahmsweise hatte ich mal Glück mit dem Verkehr und bekam sogar einen Parkplatz ganz in der
Nähe, ohne dass ich dafür jemanden erschlagen musste. Was gut so war, denn als
ich um Punkt acht Uhr die Tür zum La Casa aufstieß, konnte ich sie gleich für
Marietta aufhalten, die im gleichen Moment angekommen war. Heute trug sie einen
Hosenanzug, dunkelblau, und ihre Haare zu einem langen Zopf gebunden. Den
Kragen ihrer weißen Bluse hatte sie hochgestellt, sie sah sowohl süß als auch
geschäftlich aus. Und sexy.
    Antonio
stand hinter der Theke und sah uns beide neugierig an, eine Falte erschien auf
seiner Stirn, die sofort wieder verschwand, während sein Lächeln immer breiter
wurde. Verdammt, dachte ich, ich hätte anrufen sollen, soweit ich sehen konnte,
waren fast alle Tische besetzt.
    »Das gibt es doch nicht«, strahlte Antonio und ignorierte mich
vollständig, während er die überraschte Kommissarin umarmte und ihr zwei
Luftküsse auf die Wangen drückte. »Das ist jetzt wie lange her, zwanzig Jahre?
Oder mehr?«
    Marietta sah genauso überrascht drein, wie ich mich fühlte.
    »Du bist doch Marietta, nicht wahr? Ihr wart so oft hier, wie sollte
ich dich vergessen? Dort hinten am Tisch hast du deine Hausaufgaben gemacht.
Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen!« Er sah von ihr zu mir
hin. »Ihr kennt euch noch immer? Und du hast mir das verschwiegen?« Gott,
dachte ich, Antonio hat wirklich ein Gedächtnis wie ein Elefant.
    »Wir haben uns erst kürzlich wiedergesehen«, antwortete ich.
    »Geschäftlich«, ergänzte Marietta mit einem kleinen Lächeln, doch
ihre Augen funkelten, ganz offensichtlich genoss sie es, mich auf dem falschen
Fuß erwischt zu sehen.
    »Der gleiche Tisch wie früher«, entschied Antonio strahlend, während
ich ihr aus der Jacke half. »Hinten in der Ecke, wisst ihr noch?« Er wartete
ihre Antwort gar nicht erst ab. »Bella«, rief er über die Theke in Richtung
Küche. »Rate mal, wer wieder da ist!«

    »Ich habe es auch vergessen«, gestand Marietta,

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