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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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ich
bitter. Obwohl mich Gernhardt ja gewarnt hatte. Wie hatte ich nur so blöd sein
können! Hätte ich schneller geschaltet, hätte der ganze Spuk schon vorbei sein
können.
    »Warum auch«, sagte Berthold. »Oder gehen Sie davon aus, dass jeder,
der in einem Wagen sitzt, nur darauf wartet, eine junge Frau zu überfahren?«
    Nein. Aber davon hätte ich ausgehen müssen.
    »Offensichtlich nicht«, meinte ich bitter. »Sonst könnte ich euch
mehr über den Mistkerl sagen.«
    »Nun, es war genug«, sagte Marietta. »Farbe, Typ, Modell und fast
das ganze Kennzeichen. Du hast ein gutes Gedächtnis.«
    »Sie hätten es wohl besser gemacht, nicht wahr?«, sagte ich bissig
zu Berthold.
    Der ließ sich nicht ködern. Er legte nur den Kopf etwas schräg und
in seinen Augen meinte ich so etwas wie Verständnis zu lesen. »Nur, wenn mir
der Wagen aufgefallen wäre und ich mir ihn hätte einprägen wollen. Wie auch
immer, Ihre Beschreibung war immerhin so gut, dass wir schnell herausgefunden
haben, dass der Wagen heute Mittag in Frankfurt gestohlen wurde. Das wirklich
Interessante daran ist, dass der mutmaßliche Täter einen anderen Wagen im
Tausch dort stehen ließ. Raten Sie mal, was das für ein Wagen war.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn ich Jesus wäre, würde ich Lotto
spielen. Um was geht es hier?«
    »Dort, wo der BMW gestohlen wurde, haben wir den Fiesta gefunden,
mit dem unser Freund aus dem Parkhaus gefahren ist«, teilte mir Marietta mit.
»Es ist natürlich theoretisch möglich, dass es Zufall ist, aber wir glauben
nicht daran. Jetzt stellt sich nur die Frage, warum wiederum unser Freund aus dem
Bistro ausgerechnet vor deinem Haus eine junge Frau ermorden wollte.« Sie sah
mich fragend an. »Es war doch Absicht, oder?«
    »Ja«, sagte ich rau. »Kein Zweifel möglich.«
    »Nur warum?«, fragte Berthold und betrachtete die Glut seiner
Zigarette. »Es ergäbe einen Sinn, wenn er wüsste, dass Sie ihn anhand seiner
Uhr identifiziert haben. Aber zum einen weiß das kaum jemand, zum anderen,
warum sollte er dann die Freundin Ihrer Nichte umbringen wollen?« Er hob eine
Augenbraue an. »Es ist kaum davon auszugehen, dass er Sie mit einem siebzehnjährigen
Mädchen verwechselt hat.«
    »Das ist die Hundert-Punkte-Frage«, meinte ich bitter. »Wenn Sie die
Antwort wissen, geben Sie mir dann Bescheid?«
    »Vielleicht war er hinter Ihrer Nichte her«, sagte Berthold und ließ
die Kippe fallen, um sie mit dem Fuß auszudrücken. »Beide Mädchen sind schwarzhaarig
und haben in etwa dieselbe Größe und Statur. Vielleicht war es eine
Verwechslung.«
    Ich spürte, wie mein Herz zu rasen anfing. Wenn Gernhardt recht
hatte, dann hatte Horvath wegen mir seinen Vater verloren. Wollte er mir jetzt
Ana Lena nehmen?
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte ich so ruhig ich konnte.
    Berthold zuckte mit den Schultern. »Es gibt in Ihrem Umfeld so
einige offene Fragen, Herr Schmitt. Der Verbleib Ihrer Schwester und ihres
Ehemannes ist bis heute ungeklärt. Vielleicht gibt es da Zusammenhänge, wer
weiß das schon? Dann ist da noch die Sache mit Charles.«
    »Charles?«
    »Ihr Hund. Für so viel Geld haben andere schon ganz anderes
gemacht.«
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich verstehe nicht, was Sie
meinen.«
    »Sagt Ihnen der Name Ulrike Seeger etwas?«
    Nein, hatte ich noch nie gehört. »Sollte er?«
    »Das ist der Name von Herrn Meinerts Großtante. Die, die dem Hund
ihr Vermögen hinterließ. Es wird gegen ihn ermittelt, da der Verdacht besteht,
dass er seine Großtante vergiftet hat. Sie haben seinen Hund. Sind Sie sicher,
dass Sie nicht wissen, wo er ist?«
    »Nein. Aber wenn ich ihn sehe, richte ich ihm gerne aus, dass Sie
ihn suchen.«
    »Das Problem ist«, sagte Berthold und bedachte mich mit einem
forschenden Blick. »In Ihrem Umfeld verschwinden einfach zu viele Menschen.« Er
wandte sich an Marietta. »Bist du sicher, dass du das tun willst?«
    Während ich mich fragte, was der Kommissar damit meinte, nickte
Marietta.
    »Ganz sicher«, lächelte sie.
    »Dann wünsche ich Ihnen beiden einen schönen Abend«, meinte
Kommissar Berthold freundlich und ging davon.
    »Was war das denn jetzt?«, fragte ich, während ich ihm nachsah.
    »Es ist ganz einfach«, erklärte Marietta. »Er hat mich heute Morgen
von zu Hause abgeholt. Ich habe also meinen Wagen nicht dabei.« Sie tippte mit
dem Finger auf ihre Uhr. »Es ist kurz nach acht. Wir beide haben heute Abend
eine Verabredung, hast du das vergessen? Aber wenn es dir nicht

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