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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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im Außendienst war. Wir
können es nicht sein lassen, wir brauchen den Kick. Weil wir nur dann leben,
wenn es am seidenen Faden hängt. Scheiß auf die zwei Jahre im Irak, Heinrich.
Das gehört dazu. Genau wie es dazugehört, dass dein bester Freund dich
abknallt, um dir die Folter zu ersparen. Scheiß drauf. Wenn du wirklich hättest
sauber bleiben wollen, dann hättest du die Finger von dem Mist gelassen.
Vielleicht hätten sich die Russen und die Chinesen gegenseitig abgeschlachtet,
und die ganze verfickte Scheiße wäre nie passiert. Und noch etwas. Du solltest
mir auf Knien dankbar sein, dass ich es war, der Maya geheiratet hat. Das Miststück
hat mich derartig abgezogen, dass ich noch tausend Jahre für das Haus bezahlen
darf, das jetzt ihr gehört. Und wenn du einen guten Rat hören willst …«
    Nina hat recht. Niemand will einen
guten Rat hören.
    »… dann hältst du dich von Fenstern fern.« Er machte eine Geste zum
Fenster hin, an dem wir saßen. »Wer weiß, vielleicht hat dich Horvath ja schon
im Visier. Oder deine Nichte. Oder deinen Hund.« Er tippte auf den dicken
Umschlag, der zwischen uns auf dem Tisch lag, und stand auf. »Tu mir diesen
kleinen Gefallen. Oder verrotte in der Hölle. Einen guten Tag noch. Gib dir
keine Mühe, ich finde den Weg hinaus. Ach ja, noch eines«, fügte er hinzu und
legte einen Fünfer auf den Tisch. »Ich zahle meine Schulden.« Er nickte mir und
Antonio zu und ging davon.

    »Offenbar
ist das ganz großartig gelaufen«, sagte Antonio bissig, als er sich zu mir an
den Tisch setzte. »Du machst ein Gesicht wie tausend Jahre Regenwetter. Wie lange
ist das jetzt her, dass du ihn zum letzten Mal gesehen hast?«
    »Sechs
Jahre«, antwortete ich. »Er und Maya haben mich damals zum Zug gebracht.«
    »Er hat sich nicht verändert. Immer noch ein aalglatter Hund. Auch
wenn er fett geworden ist.«
    »Wir waren mal ein Team«, sagte ich. »Mein Fehler war, zu denken,
dass er darunter das Gleiche versteht wie ich.«
    »Da du Maya erwähnst, weißt du, was mit ihr ist?«, fragte Antonio.
    »Scheinbar hat sie ihn verlassen.« Ich zog meine Brieftasche heraus,
legte einen Zehner auf den Tisch und steckte Gernhardts Schein ein. »Aber weißt
du was? Maya interessiert mich nicht mehr im Geringsten.« Fast ein wenig
ungläubig stellte ich fest, dass es die reine Wahrheit war.
    »Was wollte er von dir?«, wollte Antonio wissen. Es hätte nicht viel
gefehlt, und ich hätte es ihm sogar erzählt.
    »Nicht viel«, sagte ich stattdessen und wog den Umschlag in der
Hand. Er war schwer. »Er hat mir nur ein paar Papiere gebracht.«
    Antonio nickte langsam. »Du kannst immer noch nicht gut lügen«,
stellte er fest. Mit dieser Meinung stand er wahrscheinlich sehr allein auf
weiter Flur. »Aber es hat wohl keinen Sinn, in dich zu dringen? Nicht, wenn es
mit Gernhardt und dem BND zu tun hat.«
    »Genau so ist es«, sagte ich. »Aber ich komme heute Abend wieder.«
Ich trank meinen Cappuccino aus und stand auf. »Mit Marietta. Wir wollen es
noch mal probieren.«
    Antonio hielt mich zurück. »Heinrich, ich weiß nicht, auf was du
dich da eingelassen hast, aber sei vorsichtig, ja? Ich würde es dir übelnehmen,
wenn ich noch mal höre, dass du tot bist.«
    »Das wird nicht geschehen«, sagte ich zuversichtlicher, als ich mich
fühlte. »Bis nachher!«
    »Bis nachher«, nickte Antonio. »Hoffentlich.«
    Auf dem Weg nach Hause rief ich Marvin an. Schließlich war es seine
CD, die mich in den ganzen Schlamassel hineingezogen hatte. Gernhardt schien
nicht zu wissen, von wem Lucio diese Transportunterlagen besorgt hatte. Wenn
sich etwas auf dieser CD befand, das Licht ins Dunkel bringen konnte, dann
wusste Marvin vielleicht auch, was es war.
    Ich erreichte ihn gerade, als er auf dem Weg zu einem Termin war,
und er schien mir etwas gehetzt. »Ich hab jetzt keine Zeit«, meinte er. »Worum
geht’s?«
    »Um deine CD.«
    »Hast du sie?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Nein, aber …«
    »Tut mir leid, Heinrich, aber ich bin spät dran. Ich ruf dich später
an, okay?«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Aber …«
    Weiter kam ich nicht, er hatte schon aufgelegt. Marvin war einer von
denen, die sich nur selten aus der Ruhe bringen ließen, und hatte mich schon
öfter damit aufgezogen, dass ich mich zu leicht stressen ließ. Damit hatte er
wahrscheinlich recht, aber offenbar geschah es ihm ab und zu dann doch auch
selbst.

    Als
ich in meine Auffahrt einfuhr, sah ich auf der Straße vor Frau Kramers Haus
einen

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