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Der Müllmann

Der Müllmann

Titel: Der Müllmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Wolkenwand
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riechen
konnte.
    »Es ist besser für dich.«
    »Sieht so aus, nicht wahr?« Sie sah mich suchend an. »Ist es so
schlimm?«
    »Schlimmer. Ich will dir nicht schaden, Marietta. Die Gefahr
besteht.«
    Sie nickte langsam, drehte sich um und ging davon. Ich sah ihr nach,
seufzte und setzte mich wieder hinters Lenkrad. Was für ein beschissener Tag.
    Es klopfte an der Scheibe. Ich ließ sie hinunter.
    »Mir ist gerade etwas eingefallen«, teilte mir Marietta mit, während
ihre Hand schon wieder nach meiner Krawatte griff. Sie küsste mich. Hart.
    »Darf ich fragen, was dir eingefallen ist?«, fragte ich, als ich
wieder Luft bekam. Sie hatte noch immer meine Krawatte in der Hand und es sah
nicht so aus, als ob sie diese so schnell loslassen wollte.
    »Wenn ich kein Risiko eingehen wollen würde, wäre ich nicht
Polizistin geworden.« Sie sah auf meine Krawatte herunter und ließ sie dann
los. »Ich mag deine Krawatten«, grinste sie. »Seide. Damit kann man einiges
anfangen. Wir sehen uns.«
    Sie zwinkerte mir zu, drehte sich um und ging davon. Ich sah ihr
nach und schüttelte amüsiert den Kopf. So viel Hüftschwung war kein Zufall.
    Gott, dachte ich, was für eine Frau.

    Zu Hause angekommen musterte ich das Absperrband, die
ruhige Straße, sah dann auf die Uhr. Halb zwei Uhr morgens. Ich fuhr den
Mercedes rückwärts die Auffahrt hoch, bis er das Absperrband fast berührte,
stieg aus und öffnete den Kofferraum.
    Irgendwie
hatte sich der Hundetreter, wie hieß er noch, Meier, nein, Meinert, gedreht und
schien mich im Licht der Kofferraumbeleuchtung vorwurfsvoll anzusehen.
    »Selbst schuld«, meinte ich und hob ihn aus dem Wagen, sorgsam
darauf bedacht, dass die Plastikplane sich nicht löste. »Übrigens, ich soll dir
ausrichten, dass Kommissar Berthold dich sehen will.« Der Typ antwortete nicht,
aber irgendwie hatte ich das auch nicht erwartet.
    Ich stieg über das Absperrband und trug Meinert zur Tür, öffnete
diese mit der linken Hand und trug ihn die Treppe hinunter in den Keller, wo
auf der rechten Seite ein Aktenschrank aus Stahl stand. Hier legte ich den
Hundetreter ab und zog das Regal zur Seite.
    Die beiden Häuser standen jeweils auf ihren eigenen Grundstücken,
die beiden Garagen dazwischen grenzten aneinander. Beide waren 1920 erbaut, und
während des Kriegs war jemand auf die Idee gekommen, für den Fall der Fälle die
beiden Häuser mit einem Gang zu verbinden. Die schwere gewölbte Stahltür war
leicht verrostet, und die Riegel quietschten, als ich sie öffnete. Dahinter
befand sich ein kurzer Gang, so lang wie die Garage breit war, der an einer
sorgsam eingezogenen Wand aus weißen Ziegeln endete. Eine alte Stehlampe und
mein Fahrrad aus Kindertagen standen vor der gleichen Wand, an der Regalböden
befestigt waren, auf denen sich alte Akten stapelten.
    Ich griff in meine Tasche und benutzte die Fernbedienung meines
Mercedes’, woraufhin die hintere Wand lautlos aufschwang. Zwei Neonröhren summten
und flackerten und beleuchteten den Gang dahinter.
    Ich warf mir Meinert über die Schulter und rümpfte die Nase, als mir
der Geruch in die Nase stieg. Marietta hatte recht, Meinert demonstrierte, was
ungebetene Gäste und Fische nach drei Tagen gemeinsam hatten, sie stanken.
    »Warum musstest du blöder Hund auch unter deine Jacke greifen?«,
beschwerte ich mich, als ich Meinert an dem Fahrrad vorbeiwuchtete. Der Keller
des Nachbarhauses war weit und offen, hell erleuchtet, mit sauber weiß
getünchten Wänden … und schwarz angemalten Kellerfenstern. Vier große
Kühltruhen säumten die eine Seite der Wand, eine sauber aufgeräumte Werkbank
mit mehreren Werkzeugmaschinen die andere, an der Stirnseite stand ein altmodischer,
fast mannshoher Tresor.
    Ich zerrte Meinert hinüber zu einem großen Stahltisch und schlug das
Plastik zurück. »Puhh, du stinkst.«
    Schnell durchsuchte ich ihn, fand die Brieftasche und klappte sie
auf. Wie kaum anders zu erwarten war, hatte Berthold recht behalten, es war
tatsächlich Meinert. In der linken Tasche fand ich ein paar dieser Plastiktüten,
mit denen brave Hundehalter die Hinterlassenschaft ihrer Schützlinge von der
Straße entfernten, darin eingewickelt eine kleine Tüte mit einem gelblichen
feinen Pulver. Clever, dachte ich mir. In eine Tüte Hundekot verpackt, konnte
man alles entsorgen. Zugleich aber war es auch dämlich … und extrem gefährlich.
Wenn das Gift war und ins Trinkwasser gelangte … ich schüttelte den Kopf, legte
die Tüte zur Seite und

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