Der Müllmann
kann.«
»Heinrich …«, begann er, doch ich unterbrach ihn.
»Ich kümmere mich um ihn. Versprochen. Nur braucht so etwas
Vorbereitung. Mein letzter Versuch ging schief. Aber ich brauche jetzt deine
Hilfe.«
»Ohne dass du mir geholfen hast?«
»Gernhardt ist aufgekreuzt und hat mir mitgeteilt, dass Lucio für
den BND gearbeitet hat und die Chinesen einen Währungsbetrug laufen haben, und
er will mich reaktivieren, damit ich mich darum kümmere. Er sagt, dass der
Schütze aus dem Café dabei ist, Spuren zu verwischen, und eine Rechnung mit mir
offen hat, weil ich ’91 angeblich seinen Vater erschossen habe. Und heute
Nachmittag hat er eine Freundin meiner Nichte hier vor meinem Haus überfahren,
weil er sie mit meiner Nichte verwechselt hat. Reicht das fürs Erste?«
»Moment«, sagte Brockhaus kurz. »Ich will überprüfen, ob die Leitung
sauber ist.«
»Ich dachte, du hättest dich darum gekümmert?«
Schon vor Jahren hatte er mir ein Telefon zugeschickt, das angeblich
dafür sorgte, dass uns niemand abhören konnte, wenn ich ihn anrief. Angeblich
würde sogar die NSA Jahrzehnte brauchen, um den Code zu knacken. Wenigstens
hatte er das damals behauptet.
»Ja«, antwortete er, während ich im Hintergrund das Klackern seines
Keyboards hörte. »Aber darum geht es nicht. Stell dir vor, dein ehemaliger
Arbeitgeber hört mit und stellt fest, dass wir verschlüsselt telefonieren. Der
macht sich doch Gedanken, oder nicht?«
»Warst du es nicht, der gesagt hat, dass große Unternehmen
heutzutage …«
»Deine Leitung wird abgehört«, unterbrach er mich.
»Wo?«, fragte ich.
»Bei der Telekom. Deine Anrufe werden geloggt. Warte kurz …« Wieder
hörte ich seine Tastatur. »So«, sagte er dann. »Erledigt. Ich hab den Tap
umgeleitet. Ein Zahlendreher kann ja jedem mal passieren.«
»Kannst du mir sagen …«
»Seit gestern Morgen vier Uhr. Angeblich aufgrund eines
Gerichtsbeschlusses, nur dass die Referenznummer ins Leere führt. Okay,
Heinrich. Du hast meine Aufmerksamkeit. Aber kümmere dich um Richter. Es ist
mir verdammt wichtig. Wie geht’s der Freundin deiner Nichte?«
»Vor fünf Stunden wurde sie noch operiert. Ich hoffe, morgen mehr zu
erfahren. Wir hoffen, dass sie durchkommt.«
»Wie alt ist sie?«
»Siebzehn.«
»Verdammte Schande«, sagte er und seufzte. »Also gut. In was bist du
da hineingeraten?«
Ich fasste es für ihn so kurz wie möglich zusammen. »Und dann sagte
Gernhardt noch, dass es meine eigene Schuld ist, ich hätte mich ja heraushalten
können«, schloss ich.
»Damit hat er recht«, meinte Ludwig. »Aber dem Rest traue ich nicht
weiter, als ich ihn werfen könnte.« Er machte eine kurze Pause, dann hörte ich,
wie er tief durchatmete. »Okay«, sagte er dann. »Was brauchst du?«
»Alles. Über diesen Ungarn, seinen Vater, Gernhardt, Irina und
Alexej … über jeden alles, was dir einfällt.«
»Ich hab schon was für dich«, sagte er.
»Und was wäre das?«
»Du hast mir alle Quittungen, Zettel, Karten und Namen und Nummern,
die du in Lucios Brieftasche gefunden hast, eingescannt und zugeschickt.«
»Ja?«
»Horvath ist doch angeblich unter dem Namen Achim Krüger nach
Frankfurt gekommen. So weit stimmt das auch. Zumindest ist ein A. Krüger am
angegebenen Datum bei euch gelandet. Das Schöne ist, dein kleiner Zuhälter hat
sich die Flugnummer und die Ankunftszeit von genau diesem Flug unter dem Kürzel
A.K. notiert. Außerdem hatte er noch eine Quittung vom Airport-Restaurant
dabei. Ausgestellt am gleichen Tag. Drei Bier, ein Rotwein, eine Lasagne und
ein Lammsteak.«
»Du meinst …«
»Wenn unser Zuhälter nicht gerade an einer Fressattacke gelitten
hat, denke ich, dass er es war, der den Ungarn vom Flughafen abgeholt und ihn
sogar zum Essen eingeladen hat. Und dann habe ich noch einen Kassenbon von
einem Shop dort. Lucio hat sich ein Handy und eine Prepaid-Karte gekauft. Kurz
bevor ein gewisser A. Krüger gelandet ist.« Während er gesprochen hatte, hörte
ich ihn tippen. »Und jetzt kommt das Schönste. Entweder telefoniert Lucio noch
von der anderen Seite, oder er hat das Telefon jemandem gegeben, der es noch
benutzt. Wie kamst du noch mal an seine Brieftasche?«
»Ein Junge hat sie sich direkt nach dem Mord gegriffen und ist damit
abgehauen. Es war reiner Zufall, dass ich mitbekommen habe, wie er sie später
in eine Mülltonne geworfen hat.«
»Hat dieser Horvath die Brieftasche des Zuhälters angefasst?«
Ich versuchte, mich zu erinnern. Horvath
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