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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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anderen den Griff seines Schwerts. Auch darauf war ich vorbereitet.
    Seine Klinge war halb aus der Scheide, als meine Hand, die mittlerweile den Caestus gepackt hielt, unter meiner Tunika hervor schnellte. Ich verpaßte ihm einen sauberen Schlag, wobei die Dornen des bronzenen Gelenkbands ihn am Kiefer direkt unterhalb des Ohres erwischten. Er taumelte mit einem überraschten Grunzen nach hinten. Auch ich war erstaunt. Noch nie hatte ich jemanden mit meinem Caestus getroffen, der nicht nach dem ersten Schlag zusammengebrochen war. Also versetzte ich ihm einen weiteren Hieb auf dieselbe Stelle.
    Diesmal sank er mit einem bronzenen Krachen zu Boden wie die von Homer besungenen Helden.
    Die Sekretäre und der Bibliothekar verfolgten die Geschehnisse mit vor Furcht und Überraschung weit aufgerissenen Augen. Hermes grinste glücklich wie der blutrünstige kleine Teufel, der er war. Achillas sah mich sehr ernst an.
    »Diesmal bist du zu weit gegangen, Senator«, sagte er.
    »Ich bin zu weit gegangen? Er hat einen römischen Senator angegriffen, einen Botschafter. Dafür sind schon ganze Königreiche zerstört worden.«
    Er zuckte die Schultern. »Vor hundert Jahren vielleicht.
    Heute, nicht mehr.« Nun, da hatte er allerdings recht. Mit erkennbarer Anstrengung beruhigte er sich. »Diese Angelegenheit lohnt es nicht, eine diplomatische Krise zu provozieren. Du mußt verstehen, Senator, daß es uns immer wieder ärgert zu sehen, wie die Römer herkommen und sich die Weisungsbefugnis anmaßen, als ob sie ihnen von Rechts wegen zustünde.«
    »Das verstehe ich durchaus«, sagte ich. »Aber ich bin hier kraft der Autorität eures Königs.« Auf dem Boden stöhnte Memnon. »Ich sollte ihn besser zu einem Arzt bringen«, meinte Achillas. »Ich empfehle Asklepiodes«, sagte ich. »Er ist ganz in der Nähe. Sag ihm, daß ich euch schicke.« Er rief ein paar Sklaven, die den gefallenen Helden davontrugen. Ich wußte noch immer nicht, was die beiden eigentlich hier gewollt hatten.
    Aber ich hielt es für unklug, sie in der Sache weiter zu bedrängen.
    Ich wandte mich wieder dem Bibliothekar zu. »Also, du wolltest mir gerade vom Gegenstand des vermißten Buches erzählen, oder nicht?« Ich streifte meinen Caestus ab und warf ihn Hermes zu. »Geh und wasch das Blut ab«, trug ich ihm auf.
    »Aber... äh... das heißt...« Eumenes atmete tief ein und beruhigte sich langsam wieder. »Genaugenommen ist es eines der wertvolleren Werke unserer Bibliothek, Senator. Es wurde vor mehr als hundert Jahren von Biton verfaßt und ist König Attalos I. von Pergamon gewidmet.«
    »Und sein Titel?« fragte ich. »Über Kriegsmaschinen.« Als wir das Museion verließen, gab mir Hermes meinen Caestus zurück.
    »Das war genausogut wie ein Nachmittag im Amphitheater«, sagte er. »Aber dieser Grieche war ja ein harter Bursche.«
    »Das war kein Grieche«, verbesserte ich ihn, »sondern ein Makedonier. Die sind ein durchwegs rauherer Menschenschlag.«
    »Jedenfalls wußte ich, daß es irgendein Ausländer war. Du hättest ihn töten sollen. Jetzt wird er hinter dir her sein.« Hermes hatte eine erfrischend schlichte Weltsicht.
    »Ich werde mit dem König reden. Vielleicht kann ich ihn ein Stück flußaufwärts versetzen lassen. Dieser Achillas macht mir sehr viel mehr Sorgen. Er ist der führende Mann der königlichen Armee. Hör dich mal um und sieh, was du über ihn in Erfahrung bringen kannst.«
    Ein paar meiner besten Gedanken sind mir beim Spazierengehen gekommen, und ich hatte jetzt eine Menge, worüber ich nachdenken mußte. Iphikrates hatte angeblich nie militärisches Gerät entworfen. Offenbar hatte er gelogen.
    Typisch griechisch. Aber wozu all die Heimlichtuerei? fragte ich mich. Schließlich war die Tätigkeit nicht illegal. An der Sache mußte mehr dran sein.
    Bald fanden wir uns im Judenviertel wieder. Die Juden waren eine seltsame Rasse mit einem eklatanten Mangel an Göttern. Ansonsten unterschieden sie sich kaum von anderen Orientalen.
    Viele Menschen fanden es eigenartig, daß es von ihrem Gott kein Bild gab, aber bis vor ein paar Jahrhunderten hatte es auch keine Statuen römischer Götter gegeben. Die ersten Generationen der Ptolemäer hatten die Juden als Gegengewicht zu den einheimischen Ägyptern begünstigt. Offenbar gab es eine uralte Antipathie zwischen den beiden. Als Ergebnis dieser Politik waren die Juden in Scharen in die Stadt geströmt.
    Die Straßen waren still und fast menschenleer, ein seltsamer Anblick mitten in

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