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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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wies auf ein anderes Papyrus, »ist eine Auflistung sämtlicher Gegenstände, die wir in diesen Räumen gefunden haben.« Ich begann, die letztere der beiden Listen durch zu sehen. Es wäre eine unermeßliche Hilfe gewesen zu wissen, was sich vor dem Mord schon an Ort und Stelle befunden hatte, aber dies war besser als gar nichts.
    »Und was ist deine Aufgabe hier?« fragte ich den dritten Mann. Es handelte sich um einen Griechen mit langer Nase und Glatze, der gekleidet war wie die Bibliothekare, die ich kennengelernt hatte.
    »Ich bin Eumenes von Eleusis, Bibliothekar der Sammlung von Pergamon. Ich kam hierher, um eine Schriftrolle zu suchen, die der verstorbene Iphikrates aus meiner Abteilung ausgeliehen hatte.«
    »Ich verstehe. War es zufällig eine große Pergamentrolle auf einem Rollstab aus Olivenholz mit zinnoberrot gefärbten Griffen?«
    Er sah mich überrascht an. »Aber ja, Senator. Hast du sie gesehen? Ich suche schon den ganzen Vormittag danach.«
    »Was ist das Thema des Buches?« bohrte ich weiter, ohne seine Frage zu beachten.
    »Verzeihung, Senator, aber Iphikrates hat sich dieses Buch unter dem Siegel striktester Verschwiegenheit ausgeliehen.«
    »Iphikrates ist tot, und man hat mich mit den Ermittlungen betraut. Und jetzt sag mir...«
    »Wer bist du?« wurde ich rüde unterbrochen. Verärgert drehte ich mich um und sah zwei Männer in der Tür stehen. Den Frager kannte ich nicht, aber direkt hinter ihm stand ein Mann, dessen Gesicht mir vage bekannt vorkam.
    Ich richtete mich zu voller Größe auf. »Ich bin Senator Decius Caecilius Metellus und ermittle in der Mordsache Iphikrates von Chios. Und mit wem habe ich die Ehre?«
    Der Mann betrat, gefolgt von seinem Kollegen, den Raum.
    Jetzt fiel mir auch wieder ein, wo ich den zweiten schon einmal gesehen hatte. Es war der Offizier mit den kantigen Gesichtszügen, der mich vom Exerzierplatz der makedonischen Kaserne vertrieben hatte.
    »Ich bin Achillas«, sagte der erste Mann, »Oberbefehlshaber der königlichen Armee.« Er trug Stollenstiefel und eine prachtvolle rote Tunika. Darüber hatte er einen Brustpanzer aus Lederriemen angelegt, wie ihn Militärs manchmal tragen, um den Eindruck einer Rüstung vorzutäuschen, ohne deren Gewicht tragen zu müssen. Sein Haar und sein Bart waren fein gestutzt.
    »Ich bin Memnon, Befehlshaber der makedonischen Garnison«, sagte der andere. »Wir haben uns bereits getroffen.«
    Sie waren beide Makedonier, Angehörige einer Nation, deren Männer schlicht ihren Namen benutzten ohne das Vonhieroderda, an dem die Griechen solchen Gefallen fanden.
    »In der Tat. Was führt euch beide hierher?«
    »Und in wessen Namen ermittelst du hier?« wollte Achillas wissen.
    Darauf war ich vorbereitet.
    »Im Namen des Königs«, sagte ich, ihm mein besiegeltes Dokument unter die Nase haltend. Er studierte es mit zusammengekniffenen Augen.
    »Dieser verdammte, besoffene Idiot«, murmelte er. Und dann an mich gewandt: »Welches Interesse hast du an dieser Angelegenheit, Römer?« »Rom ist ein Freund Ägyptens», sagte ich, »und es ist uns stets eine Freude, den König Ptolemaios, dem Freund und Verbündeten des römischen Volkes, jede nur erdenkliche Hilfe zu gewähren.« Diese Art von hoher diplomatischer Heuchelei hatte ich schon immer geliebt. »In Rom bin ich als fachkundiger Ermittler in Kriminalfällen bekannt, und ich schätze mich sehr glücklich, meine Erfahrung in den Dienst des Königs stellen zu dürfen.« Ich faltete meine Ernennungsurkunde zusammen und verstaute sie wieder in meiner Tunika, wo ich meine Hand fürs erste auch ließ. Memnon drängte vor und starrte mich wütend an. Er trug einen Brustharnisch und Beinschienen, aber keinen Helm. Ich bemerkte äußerst interessiert das kurze Schwert, das er um die Hüfte gegurtet trug.
    »Du bist hier unerwünscht, Römer«, knurrte er. »Geh zurück in deine Botschaft, trinke und treibe Unzucht wie der Rest deiner nichtsnutzigen Landsleute. Dies ist Ägypten.«
    Unsere erste Begegnung hatte auf seinem Grund und Boden stattgefunden, umgeben von seinen Soldaten. Diesmal lag der Fall anders.
    »Ich befinde mich nicht nur in Diensten des Senates und des Volkes von Rom, sondern auch in Diensten ihres Verbündeten, deines Königs. Ich wage zu behaupten, daß ich ihm gegenüber weit loyaler bin als du.«
    Bevor sie zur Waffe greifen, blitzt in ihren Augen immer dieses gewisse Funkeln auf. Mit einem unterdrückten Wutschrei packte er mit der einen Hand die Scheide, mit der

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