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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Informationen habe ich aus einem schier endlosen Wortschwall über zahllose Einzelheiten ihres Lebens herausgefiltert. Ich hielt es für unklug, sie wegen weiterer Informationen in der Sache zu bedrängen. Orientalen hören ihren Frauen nie zu, so daß sie fast dafür gestorben wäre, sich endlich einmal aussprechen zu können.«
    Dies war, wie sich herausstellen sollte, eine überaus unglückliche Wortwahl.

VI
    »Der Name des Mannes ist Eunos«, sagte Amphitryon. »Er stammt aus Rhodos und war seit zwei Jahren persönlicher Kammerdiener von Iphikrates.«
    »Kann er lesen?« fragte ich.
    »Selbstverständlich. Alle Museion-Sklaven, die zur persönlichen Betreuung eines Gelehrten abgestellt sind, müssen gewisse Standards erfüllen. Schließlich muß ein Sklave, wenn man ihn aus einem Vorlesungssaal losschickt, um ein bestimmtes Buch zu holen, auch diesen Titel entziffern können.«
    »Das leuchtet ein«, sagte ich. »Weißt du, ob der General Achillas oder andere Vertreter der militärischen Führung Iphikrates häufiger besucht haben?«
    Er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Ohne den Dienern seiner Majestät nahe treten zu wollen, aber die Militärs sind ein ignoranter Haufen makedonischer Bergbauern.
    Was hätten sie mit einem Gelehrten wie Iphikrates zu besprechen?«
    »War Iphikrates je für längere Zeit abwesend?« fragte ich.
    »Aber ja. Er hat monatlich auf dem Fluß Messungen über ansteigendes und sinkendes Wasser sowie die Strömungen am Ufer angestellt. Die Dynamik des Wassers hat ihn nachhaltig beschäftigt. Du hast die Schleuse gesehen, an der er gearbeitet hat.«
    »Ja, in der Tat. Wie lange dauerten diese Fahrten jeweils?«
    »Ich kann die Relevanz dieser Frage nicht erkennen, aber er hat sich für seine Exkursionen jeweils sechs Tage am Monatsanfang genommen.« »Ist das eine übliche Absprache hier?« fragte ich.
    »Innerhalb vernünftiger Grenzen genießen unsere Gelehrten absolute Freiheit, ihren Studien in der Weise nach zu gehen, die ihnen angemessen erscheint. Sie müssen nicht einmal Vorlesungen abhalten, wenn sie nicht wollen. Unser Ziel hier im Museion ist das reine Wissen.«
    »Überaus lobenswert«, murmelte ich, obwohl ich, was die Reinheit von Iphikrates' Wissen anging, Zweifel zu hegen begann. Es klopfte, und ein Grieche mittleren Alters, der das Einheitsgewand des Museions trug, kam herein. Er verbeugte sich vor Amphitryon und meiner Wenigkeit und wartete dann mit jener würdevollen Selbstbeherrschung, wie sie Sklaven zu eigen ist, die sich ihrer eigenen Überlegenheit innerhalb der Sklavengesellschaft' bewußt sind.
    »Eunos, der Senator möchte dir einige Fragen betreffs des verstorbenen Iphikrates von Chios stellen.«
    »Eunos«, begann ich, »hast du Iphikrates am Abend des Mordes bedient?«
    »Ja, Senator. Ich habe ihm bei seinen Vorbereitungen für das Bankett geholfen, und dann hat er mich entlassen. Als ich durch die Galerie zu meinem Quartier ging, rief er mich zurück und trug mir auf, ein paar zusätzliche Lampen zu bringen. Ich tat, wie mir geheißen, und stellte die Lampen in sein Arbeitszimmer.
    Ich wollte sie auch entzünden, aber er entließ mich, und ich ging.«
    »Hast du eine Ahnung, warum zusätzliche Lampen vonnöten waren, wo er sich doch auf die Teilnahme an dem Bankett vorbereitet hatte?«
    »Er hatte einen Besucher. Ich hatte den Mann nicht kommen hören.«
    »Hast du ihn zu Gesicht bekommen?« fragte ich.
    »Als ich mit den Lampen kam, saß der Mann in dem hinteren Schlafzimmer. Es war recht düster. Er schien mittelgroß zu sein mit dunklem Haar und einem nach griechischer Mode gestutzten Bart. Er hat nicht in meine Richtung geblickt. Mehr habe ich nicht gesehen.«
    »Erinnerst du dich sonst noch an irgend etwas, das uns helfen könnte, den Fremden zu identifizieren? Vielleicht irgend etwas Ungewöhnliches, das Iphikrates getan hat?«
    »Es tut mir leid, Herr, aber sonst war nichts.« Ich entließ ihn und saß eine Weile grübelnd da. Es überraschte mich nicht, daß der Maiin mit dieser Information nicht früher herausgerückt war.
    Jeder intelligente Sklave wird sich hüten, ungefragt etwas mitzuteilen. Amphitryon hatte natürlich weniger Grund, ihn nicht gefragt zu haben, aber auch das war verständlich. Es wäre wohl unter seiner philosophischen Würde gewesen, einem Sklaven zuzuhören.
    »Ich würde mir gern noch einmal Iphikrates' Gemächer ansehen«, erklärte ich Amphitryon, als ich mich schließlich von meinem Stuhl erhob.
    »Wie

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