Der Musikversteher
Haus«; je nach Funktion und Ort der Bridge kann sie kontrastieren (break), vorbereiten (pre-chorus), vermitteln oder ein größerer selbstständiger Formteil sein (meist instrumental); eine Coda kann zusammenfassend sein, aber auch die Funktion eines poetischen Nachklangs/Verklingens haben (dann meist mit fade out).
Kleine Intervall-Lehre I:
Die halbtonlose Pentatonik (»Fünftonordnung«)
Der Tonbestand: Ganzton (= »große Sekund«), Ganzton, kleine Terz, Ganzton, also z. B. als Skala von c aus dargestellt: c-d-e-g-a. (Von Fis aus gerechnet bildet übrigens auf dem Klavier die Pentatonik exakt alle schwarzen Tasten: Fis-Gis-Ais-cis-dis). Diese fünf Töne können als »Dur-Pentatonik« (Dur-Dreiklang c-e-g) eingesetzt werden, aber auch als »Moll-Pentatonik«, wie z. B. in osteuropäischer Volksmusik, Blues, Rhythm ’n’ Blues; vom Grundton A aus ergibt sich jetzt aus diesen fünf Tönen der Skalen-Aufbau A-c-d-e-g mit dem Moll-Dreiklang A-c-e. In chinesischer, japanischer und anderer Musik sind solche Anbindungen an Dur und Moll ursprünglich nicht gegeben, aber durch die Adaption europäischer Harmonik wurden die eigenen Melodien mehr und mehr »europäisiert«.
Kleine Intervall-Lehre II:
Heptatonik als Grundlage unseres Tonsystems
Ton- und Klangfolgen aus anderen Tonordnungen können ebenso »Ohrwürmer« generieren. Vor über 2500 Jahren (Sumerer, Pythagoreer) entstand die siebenstufige »heptatonische Diatonik«: Sie ergänzt die halbtonlose Pentatonik um zwei Töne und fügt so zwei Halbtöne zwische e und f und h und c’ ein. Dieser Zyklus wiederholt sich im gesamten Tonraum von »tief« bis »hoch«. Jeder 8. Ton (Oktave) ist identisch in der Tonqualität: Wenn Frauen und Männer gemeinsam eine Melodie singen, so ist das ein Oktav-Abstand von Tönen, die wir aber als identisch empfinden. Ich beschränke die Skala hier auf vier Oktaven, C-c-c 1 -c 2 -c 3 :
Dieser Tonbestand entsteht (wie auch der oben demonstrierte »pentatonische«) aus übereinander aufgetürmten »Quinten«, also aus dem jeweiligen »quintus«, »5. Ton« (s. hier weiter unten, »Intervalle«): F-c-g-d 1 -a 1 -e 2 -h 2 . Diese also aus dem Intervall der Quinte abgeleiteten sieben Töne werden als Skala angeordnet. (Die Halbtöne sind unterstrichen; unser Fünf-Linien-Notationssystem, über 1000 Jahre alt, suggeriert übrigens visuell identische Abstände zwischen den Skalentönen – das ist nicht nur für Kinder sehr verwirrend!) Dieses System ist ein »unnatürliches« Kulturprodukt auf physikalischer Basis.
Tief- und hochgestellte Zahlen bezeichnen die exakte Tiefe bzw. Höhe im Tonraum. Der moderne Flügel z. B. hat einen Umfang vom tiefsten Ton A 2 bis zum höchsten C 5 . Wenn also ein Flügel sein breites Maul aufmacht und sein weiß-schwarzes Gebiss bleckt, dann ist das, bis heute, ein Triumph einer kleinen Gruppe von antiken Esoterikern, den Pythagoreern, die sich auf den Philosophen Pythagoras von Samos beriefen.
Was sind Intervalle? Als Intervall wird der Abstand zwischen zwei Tönen bezeichnet. Wenn eine Melodie gesungen oder gespielt wird, dann erklingen Intervalle nacheinander, sukzessiv, aufwärts wie abwärts; wenn zwei Stimmen oder Melodie-Instrumente gleichzeitig erklingen, ergeben sich simultane Intervalle als Zusammenklänge. (Da jede dieser beiden Stimmen aber auch Melodien hat, erklingen die Intervalle sowohl simultan als auch sukzessiv, gleichzeitig und nacheinander.) Die – lateinischen – Namen der Intervalle meinen also Abstände von einem jeweils ersten Ton einer Skala zu einem nächsten aufwärts, in der Skala oben also: von c zu c Prim (zwei Stimmen mit identischer Tonhöhe), von c zu d Sekund (= »zweiter Ton«), von c zu e Terz (= »dritter Ton«), von c zu f Quarte (= »vierter Ton«), von c zu g Quinte (= »fünfter Ton«), von c zu a Sext (= »sechster Ton«), von c zu h Septime (= »siebter Ton«), von c zu c 1 Oktave (= »achter Ton«), usw. All das ist auf- wie abwärts möglich.
Jetzt hat aber dieses Tonsystem in seiner Skala ja Ganztöne und Halbtöne, und so gibt es diese Intervalle in jeweils zwei Ausprägungen: zwischen e und f und zwischen h und c 1 sind Halbtöne, zwischen c und d, d und e, f und g, g und a, a und h Ganztöne; kleine Terzen finden wir zwischen d und f, e und g, a und c 1 , große Terzen zwischen c und e, f und a und g und h; Quarten sind zwischen c und f, d und g, e und a, g und c, a und d 1 , h und e 1 , eine übermäßige Quarte, auch Tritonus genannt
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