Der mysterioese Zylinder
Sohn,
beugten sich voller Anspannung und mit aufmerksamem Blick
nach vorne. Um 9.30 Uhr schaute Ellery auf seine Uhr; beide
lehnten sich wieder entspannt zurück, während das Stück
weiter vorandonnerte.
Um genau 9.50 Uhr erhoben sie sich, nahmen ihre Hüte und
Mäntel und schlichen sich aus ihrer Reihe in den rückwärtigen
Teil des Zuschauerraumes. Eine Reihe von Leuten stand dort,
denen der Inspektor zulächelte, wobei er insgeheim die Macht
der Presse verwünschte. Madge O’Connell, die blasse
Platzanweiserin, stand steif gegen eine Säule gelehnt und
starrte mit leerem Blick vor sich hin.
Zusammen mit seinem Sohn ging der Inspektor auf Panzer
zu, der in der Tür zu seinem Büro stand und entzückt die
ausverkauften Reihen betrachtete. Der Inspektor gab ihm ein
Zeichen hineinzugehen und betrat selbst rasch mit Ellery dicht
hinter sich den kleinen Vorraum. Der Ausdruck des
Entzückens wich aus Panzers Gesicht.
»Ich hoffe, der Abend hat sich für Sie gelohnt?« fragte er
nervös.
»Gelohnt? Nun – das hängt davon ab, was Sie darunter
verstehen.« Der alte Mann machte eine knappe Handbewegung
und ging durch die zweite Tür voran in Panzers Büro. »Hören Sie, Panzer«, sagte er und schritt in dem kleinen
Raum erregt auf und ab, »haben Sie einen Plan des
Zuschauerraums zur Hand, auf dem jeder einzelne Sitz mit
Nummer und alle Ausgänge eingezeichnet sind?«
Panzer blickte erstaunt. »Ich glaube schon. Einen
Augenblick.« Er machte sich an einem Aktenschrank zu
schaffen, durchstöberte einige Mappen und brachte schließlich
einen großen, zweigeteilten Plan des Theaters – ein Teil für das
Erdgeschoß, der andere für den Balkon – hervor.
Der Inspektor schob den zweiten Teil ungeduldig beiseite
und beugte sich zusammen mit Ellery über den Plan des
Parketts. 1
Einen Augenblick lang betrachteten sie ihn prüfend. Dann
schaute Queen auf zu Panzer, der nervös auf dem Teppich von
einem Fuß auf den anderen trat und anscheinend gespannt war,
was man als Nächstes von ihm erwartete.
»Kann ich diesen Plan mitnehmen, Panzer?« fragte der
Inspektor knapp. »Ich werde ihn unversehrt in einigen Tagen
zurückgeben.«
»Aber selbstverständlich!« sagte Panzer. »Gibt es sonst
noch etwas, was ich im Moment für Sie tun kann, Inspektor? …
Ich möchte mich bei Ihnen noch für Ihr Entgegenkommen bei
der Bekanntmachung des heutigen Aufführungstermins
bedanken. Gordon Davis ist von dem vollen Haus heute abend
außerordentlich angetan. Er bat mich, Ihnen seinen Dank zu
übermitteln.«
»Wirklich keine Ursache«! knurrte der Inspektor, während
er den Plan faltete und ihn in seine Brusttasche steckte. »Das
war nur recht und billig … Und nun, Ellery, würdest du bitte
mit mir kommen. Guten Abend, Panzer. Und kein Wort
hiervon, denken Sie daran!«
Die beiden verließen Panzers Büro, während dieser sich
noch in Versicherungen über sein Stillschweigen erging. Noch einmal durchquerten sie den rückwärtigen Teil des
Zuschauerraums in Richtung des linken Seitenganges. Mit einer knappen Handbewegung winkte der Inspektor Madge O’Connell heran. »Ja?« fragte sie atemlos mit kreideweißem
Gesicht.
»Machen Sie nur kurz für uns die Tür soweit auf, daß wir
hindurch können, O’Connell, und danach vergessen Sie das
Ganze wieder. Verstanden?« sagte der Inspektor grimmig. Sie murmelte im Flüsterton vor sich hin, als sie eine der
großen Eisentüren zur Linken nicht weit von der letzten Reihe
aufstieß. Mit einer letzten warnenden Kopfbewegung schlüpfte
der Inspektor hinaus: Ellery folgte ihm – und leise wurde die
Tür wieder geschlossen.
1 Der von Ellery Queen gefertigten Skizze, die sich auf S. 12 findet, liegt dieser Plan des Managers Panzer zugrunde. – Der Herausgeber.
Um elf Uhr, als die weit geöffneten Ausgänge nach dem Schlußvorhang die ersten Gruppen von Theaterbesuchern wieder ausspieen, betraten Richard und Ellery Queen erneut durch den Haupteingang das Römische Theater.
Siebzehntes Kapitel
in welchem sich weitere Hüte finden
»Setzen Sie sich, Tim – möchten Sie eine Tasse Kaffee?« Timothy Cronin, ein mittelgroßer Mann mit wachen Augen und feuerroter Haarpracht, setzte sich in einen von Queens bequemen Stühlen und nahm etwas verlegen das Angebot des Inspektors an.
Es war Freitag morgen, und der Inspektor und Ellery, romantisch in farbenprächtige Hausmäntel gekleidet, waren bester Laune. Am Abend zuvor waren sie zu einer für ihre Verhältnisse ungewöhnlich frühen Stunde zu Bett
Weitere Kostenlose Bücher