Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
Vom Netzwerk:
niedergerungenen Mann auf dem Gehweg.
Vorsichtig, so als hinge sein Leben davon ab, ließ der alte Mann seine Hand in die Tasche gleiten und fühlte an ihren Außenseiten entlang. Er bekam etwas zu fassen, zog es genauso vorsichtig wieder hervor und hielt es gegen das Licht.
Es war eine Injektionsnadel. Die bläßliche Flüssigkeit im Innern schimmerte im Schein der Straßenlaterne.
Inspektor Queen lächelte, als er sich neben dem verwundeten Mann niederkniete. Er zog ihm den schwarzen Filzhut vom Kopf.
»Auch noch maskiert«, brummte er. Er riß den grauen Schnurrbart ab und fuhr mit seiner Hand rasch über die Furchen in seinem Gesicht. Sofort war die Haut verschmiert.
»Schön, schön!« sagte der Inspektor ruhig, während die fieberglänzenden Augen des Mannes zu ihm aufblickten. »Freut mich, Sie wiederzutreffen, Mr. Stephen Barry, Sie und Ihren guten Freund, Mr. Tetrableiäthyl!«

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    in welchem der Inspektor alles erklärt
    Inspektor Queen saß an seinem Schreibtisch im Wohnzimmer und schrieb eifrig auf einen Briefbogen mit dem Aufdruck DIE QUEENS.
    Es war Mittwoch morgen – ein sehr schöner Morgen; durch die Mansardenfenster schien die Sonne in das Zimmer, und die heitere Betriebsamkeit der 87. Straße drang gedämpft vom Straßenpflaster herauf. Der Inspektor trug seinen Morgenrock und Hausschuhe. Djuna war gerade damit beschäftigt, den Frühstückstisch abzuräumen.
    Der alte Mann hatte geschrieben:
    Mein lieber Sohn, wie ich Dir letzte nacht bereits telegrafiert habe, ist der Fall abgeschlossen. Wir haben Stephen Barry geschnappt, indem wir Michaels’ Namen und Handschrift als Köder benutzt haben. Ich sollte mir wirklich selbst dazu gratulieren, wie psychologisch durchdacht mein Plan war. Barry befand sich in einer verzweifelten Lage, und wie so viele andere Verbrecher dachte auch er, er könnte sein Verbrechen wiederholen, ohne gefaßt zu werden.
    Nur sehr ungern schreibe ich Dir, wie müde ich mich fühle und wie wenig mich bisweilen diese Jagd auf einen Mörder innerlich befriedigt. Wenn ich zum Beispiel an Frances, dieses arme liebenswerte Mädchen, denke, das nun vor aller Welt als das Liebchen eines Mörders dasteht … Nun, El, es gibt nur wenig Gerechtigkeit und sicherlich kein Erbarmen in dieser Welt. Und natürlich bin ich mehr oder weniger verantwortlich für ihre Schmach … Dennoch war IvesPope selbst recht freundlich, als er mich anrief, nachdem er die Neuigkeit erfahren hatte. Nun, ich nehme an, in gewisser Weise habe ich ihm und Frances damit auch einen Dienst erwiesen. Wir …
    Es klingelte an der Tür; Djuna trocknete sich eilig am Küchenhandtuch die Hände ab und lief zur Tür. Staatsanwalt Sampson und Timothy Cronin traten ein – beide redeten gleichzeitig und schienen glücklich und aufgeregt. Queen erhob sich; den Briefbogen bedeckte er mit einem Löschpapier.
    »Q, alter Knabe!« rief Sampson und streckte ihm beide Hände entgegen. »Meine Glückwünsche! Hast du die Zeitungen heute morgen schon gelesen?«
    »Ruhm und Ehre dem großen Entdecker!« sagte Cronin grinsend und hielt eine Zeitung hoch, auf deren Titelseite mit einer reißerischen Überschrift New York von der Festnahme Stephen Barrys in Kenntnis gesetzt wurde. Ein Photo des Inspektors fiel sofort ins Auge, und ein überschwenglicher Bericht, der über zwei Spalten lief, war überschrieben: ›Queen erntet neue Lorbeeren.‹
    Der Inspektor jedoch schien davon seltsam unbeeindruckt. Er bot seinen Besuchern einen Platz an, verlangte nach Kaffee und begann dann, über eine geplante personelle Veränderung in einer der Abteilungen zu reden, so als würde ihn der Fall Field überhaupt nicht interessieren.
    »Also wirklich«, sagte Sampson murrend. »Was ist denn mit dir los? Eigentlich solltest du mit stolzer Brust dasitzen. Man könnte meinen, du hättest gerade eine Niete gezogen, dabei hast du doch allen Grund, zufrieden zu sein.«
    »Das ist es nicht, Henry«, sagte der Inspektor seufzend. »Ich kann mich ganz einfach über nichts richtig freuen, wenn Ellery nicht bei mir ist. Verdammt – ich wünschte, er wäre hier und nicht in diesen verfluchten Wäldern Maines!«
    Die beiden Männer lachten. Djuna servierte den Kaffee, und eine Zeitlang war der Inspektor zu sehr mit seinem Gebäck beschäftigt, als daß er wieder ins Grübeln hätte verfallen können. Eine Zigarette rauchend, bemerkte Cronin: »Ich bin eigentlich nur vorbeigekommen, um Ihnen meine Anerkennung auszusprechen, Inspektor,

Weitere Kostenlose Bücher