Der mysterioese Zylinder
Zylinder war und da niemand, der einen normalen Anzug trug, mit einem Zylinder das Theater verlassen hat – das haben wir uns sehr genau angeschaut –, muß also derjenige, der den Hut weggenommen hat, in Frack und Zylinder gekleidet gewesen sein. Man könnte einwenden, daß jemand, der ein solches Verbrechen im voraus plant, ohne einen Hut ins Theater gekommen wäre, um so dann auch keinen verschwinden lassen zu müssen. Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, wird man einsehen, daß dies äußerst unwahrscheinlich ist. Vor allem beim Betreten des Theaters wäre es ziemlich auffällig gewesen, ohne einen Zylinder dort zu erscheinen. Es war natürlich eine Möglichkeit, und wir behielten sie im Auge. Aber wir dachten uns, daß jemand, der ein solch vollendetes Verbrechen plant, nicht das unnötige Risiko eingehen würde, aufzufallen. Zudem war Ellery davon überzeugt, daß der Mörder vorher nichts von der Bedeutung des Zylinders wußte. Das machte es noch unwahrscheinlicher, daß der Mörder ohne eigenen Hut dort ankam. Wir dachten, daß er seinen eigenen Hut vielleicht während der ersten Pause hätte verschwinden lassen können – das heißt, bevor das Verbrechen begangen wurde. Aber Ellerys Schlußfolgerung, daß der Mörder vorher nichts von dem Hut wußte, machte dies unmöglich; denn dann hätte für ihn in der ersten Pause noch nicht die Notwendigkeit bestanden, sich seines Hutes zu entledigen. Auf jeden Fall scheint es mir eine berechtigte Annahme gewesen zu sein, daß unser Mann seinen Hut im Theater zurücklassen mußte und daß dies nur ein Zylinder gewesen sein konnte. Ist das soweit einleuchtend?«
»Es klingt ziemlich logisch«, gab Sampson zu, »wenn auch sehr kompliziert.«
»Du machst dir keine Vorstellung davon, wie kompliziert das war«, sagte der Inspektor grimmig, »denn zur gleichen Zeit mußten wir auch noch die anderen Möglichkeiten im Auge behalten – wie etwa, daß derjenige, der mit Fields Hut hinausging, gar nicht der Täter, sondern nur ein Komplize war. Aber laßt uns jetzt weitermachen.
Die nächste Frage, die wir uns stellten, war: Was passierte mit dem Zylinder, den der Mörder im Theater zurückließ? Was machte er damit? Wo hatte er ihn versteckt …? Ich kann euch sagen, das war ein schwieriges Problem. Wir hatten das Gebäude von oben bis unten durchwühlt. Sicher, wir fanden mehrere Hüte hinter der Bühne, die laut Mrs. Phillips, der Garderobenaufsicht, verschiedenen Schauspielern gehörten. Aber keiner davon war ein Zylinder. Wo also war der Zylinder, den der Mörder im Theater zurückgelassen hatte? Mit dem ihm eigenen Scharfsinn traf Ellery genau ins Schwarze. Er sagte sich: ›Der Zylinder des Mörders muß sich hier befinden. Wir haben keinen einzigen Zylinder gefunden, dessen Existenz auffällig oder ungewöhnlich gewesen wäre. Deshalb muß der Zylinder, nach dem wir suchen, dort sein, wo er überhaupt nicht auffällt.‹ Eigentlich lächerlich einfach, nicht wahr? Aber selbst ich bin nicht darauf gekommen.
Was für Zylinder gab es dort, an deren Gegenwart es so ganz und gar nichts Ungewöhnliches gab, daß sie gar nicht erst in Betracht gezogen wurden? Für das Römische Theater, das die komplette Theaterbekleidung von Le Brun bezog, schien die Antwort einfach: die geliehenen Zylinder, die für das Stück benötigt wurden. Wo befinden sich solche Zylinder gewöhnlich? Entweder in den Umkleideräumen der Schauspieler oder im allgemeinen Garderobenraum hinter der Bühne. Als Ellery zu dieser Schlußfolgerung gelangt war, nahm er Mrs. Phillips mit hinter die Bühne und überprüfte jeden Zylinder in den Umkleideräumen und in der Garderobe. Jeder Zylinder dort – sie waren komplett, keiner fehlte – gehörte zu den Requisiten und trug auf seinem Futter das Zeichen von Le Brun. Fields Hut, unzweifelhaft ein Zylinder von Browne Bros., befand sich nicht unter den zur Requisite gehörenden Zylindern und auch sonst nirgendwo hinter der Bühne.
Da niemand an jenem Montag abend das Theater mit mehr als einem Zylinder verlassen hatte und da ohne Zweifel Monte Fields Zylinder an dem gleichen Abend mit aus dem Theater genommen wurde, war damit eindeutig bewiesen, daß sich des Mörders eigener Zylinder die ganze Zeit über, in der das Römische Theater versiegelt war, dort befunden haben mußte und sich auch zum Zeitpunkt unserer zweiten Suche noch dort befand. Nun, die einzigen Zylinder, die im Theater verblieben, gehörten zur Requisite. Daraus folgt, daß der Zylinder
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