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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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Mann. »Irgendwie stinkt dieses Geld nach Bonomo-Seide.
Aber was soll’s!« Er lachte und fragte den Uniformierten:
»Keine Flasche?« Der Polizist schüttelte den Kopf. »Irgend
etwas unter seiner Weste oder seinem Hemd versteckt?«
Wieder negativ. Queen schwieg, bis die Durchsuchung beendet
war. Pfarrer Johnny seufzte erleichtert.
»Gut, Johnny, das ist ja ein gelungener Abend für dich.
Herein!« sagte Queen, als es an der Türe klopfte. Sie wurde geöffnet, und zum Vorschein kam das schlanke Mädchen in der Uniform der Platzanweiser, das er vorher schon befragt hatte.
Johnson kam hinter ihr herein und schloß die Tür.
Madge O’Connell stand da und starrte mit finsterem Blick
auf ihren Liebhaber, der gedankenverloren den Boden
musterte. Sie warf einen kurzen Blick zu Queen herüber. Der
Zug um ihren Mund herum verhärtete sich, und sie fuhr den
Gangster an: »Nun? Haben sie dich schließlich geschnappt, du
Flasche! Ich hab’ dir gesagt, du sollst nicht versuchen
abzuhauen!« Sie kehrte dem Pfarrer verächtlich den Rücken zu
und fing an, sich kräftig mit Puder zu bestäuben.
»Warum haben Sie mir nicht direkt erzählt, mein Kind«,
sagte Queen mit sanfter Stimme, »daß Sie Ihrem Freund
Johnny Cazzanelli eine Freikarte besorgt haben?«
»Ich erzähl’ doch nicht alles, Mr. Bulle«, antwortete sie
schnippisch. »Warum sollte ich? Johnny hat mit dieser Sache
nichts zu tun.«
»Davon ist auch nicht die Rede«, sagte der Inspektor und
spielte dabei mit seiner Schnupftabakdose. »Was ich jetzt
gerne von Ihnen wissen möchte, Madge, ist, ob sich Ihr
Erinnerungsvermögen in irgendeiner Weise gebessert hat, seit
ich mit Ihnen gesprochen habe.«
»Was soll das heißen?« wollte sie wissen.
»Das heißt folgendes. Sie haben mir erzählt, daß Sie an
Ihrem gewöhnlichen Standort waren, bevor die Vorstellung
begann, daß Sie eine Menge Leute auf ihre Plätze gewiesen
haben, daß Sie sich nicht daran erinnern, ob Sie Monte Field –
den Toten – in seine Sitzreihe geführt haben oder nicht und daß
Sie während der ganzen Vorstellung am Anfang des linken
Ganges gestanden haben. Während der ganzen Vorstellung,
Madge. Ist das richtig?«
»Natürlich, Inspektor. Behauptet jemand das Gegenteil?«
Das Mädchen wurde immer unruhiger, aber als Queen auf ihre
zitternden Finger schaute, hielt sie sie wieder ruhig.
»Oh, Madge, hör auf damit«, platzte der Pfarrer plötzlich
heraus. »Mach’s nicht schlimmer, als es schon ist. Er wird
früher oder später eh rausfinden, daß wir uns getroffen haben,
und dann hat er was gegen dich in der Hand. Du kennst diesen
Vogel nicht. Nur raus damit, Madge!«
»So!« sagte der Inspektor und blickte gutgelaunt zuerst auf
den Gangster und dann auf das Mädchen. »Pfarrer, mit
fortschreitendem Alter wirst du noch richtig vernünftig. Hab’
ich das richtig gehört, daß ihr zwei euch getroffen habt? Wann,
warum und für wie lange?«
Madge O’Connells Gesicht war abwechselnd rot und weiß
geworden. Sie bedachte ihren Liebhaber mit einem
vernichtenden Blick und wandte sich dann wieder Queen zu. »Anscheinend kann ich es genauso gut ausplaudern«, sagte
sie angewidert, »wo dieser Schwachkopf es schon hat
durchblicken lassen. Das ist jetzt alles, was ich weiß, Inspektor
– und wehe Ihnen, wenn Sie das diesem Bastard von Manager
erzählen!« Queen zog die Brauen nach oben, unterbrach sie
jedoch nicht. »Ich habe eine Freikarte für Johnny besorgt, das
stimmt«, fuhr sie trotzig fort, »weil – nun, Johnny mag solche
Räuberpistolen, und das war sein freier Abend. Also hab’ ich
ihm die Freikarte besorgt. Sie war für zwei Personen – das sind
alle Freikarten –, so daß der Platz neben Johnny die ganze Zeit
über frei blieb. Es war ein Eckplatz auf der linken Seite, das
Beste, was ich für diesen vorlauten Knirps bekommen konnte!
Während des ersten Aktes war ich zu beschäftigt, um mich
neben ihn zu setzen. Aber nach der ersten Pause, als der
Vorhang zum zweiten Akt aufging, flaute der Betrieb ab, und
das gab mir Gelegenheit, mich zu ihm zu setzen. Gut, ich gebe
es ja zu – ich habe fast den ganzen Akt über neben ihm
gesessen! Warum auch nicht – kann ich mir nicht auch ab und
zu eine Pause gönnen?«
»Ich verstehe.« Queens Brauen senkten sich wieder. »Sie
hätten mir eine Menge Zeit und Ärger erspart, junge Frau, wenn Sie mir das direkt erzählt hätten. Sind Sie während des
ganzen zweiten Aktes nicht aufgestanden?«
»Doch, ich glaube, sogar einige Male«, sagte sie

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