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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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vorsichtig.
»Aber da alles in Ordnung und der Manager nicht in Nähe war,
ging ich wieder zurück.«
»Haben Sie diesen Field bemerkt, als Sie vorbeigingen?« »Nein – nein, Sir.«
»Haben Sie bemerkt, ob jemand neben ihm saß?« »Nein, Sir. Ich wußte ja nicht einmal, daß er im Theater
war. Ich hab’ wahrscheinlich einfach nicht in seine Richtung
geguckt.«
»Dann gehe ich auch davon aus«, fuhr Queen kühl fort,
»daß Sie sich nicht daran erinnern, jemanden während des
zweiten Aktes in die letzte Reihe, direkt neben den Eckplatz
geführt zu haben?«
»Nein, Sir … Oh, ich weiß, ich hätte das nicht machen
sollen, wahrscheinlich, aber ich habe den ganzen Abend über
nichts Außergewöhnliches bemerkt.« Sie wurde bei jeder Frage
nervöser. Sie blickte verstohlen zum Pfarrer herüber, der aber
immer noch auf den Boden stierte.
»Sie waren eine große Hilfe, junge Frau«, sagte Queen,
während er sich plötzlich erhob. »Und jetzt raus mit Ihnen!« Als sie sich zur Tür wandte, schlich der Gangster mit
unschuldigem Blick durch das Zimmer, um ihr zu folgen.
Queen gab dem Polizisten ein Zeichen. Der Pfarrer fand sich
mit einem Satz wieder in seine Ausgangsposition befördert. »Nicht so hastig, Johnny«, sagte Queen eisig. »O’Connell!«
Das Mädchen drehte sich um und versuchte, einen
unbeteiligten Eindruck zu erwecken. »Im Augenblick werde
ich Mr. Panzer noch nicht davon unterrichten. Aber ich rate
Ihnen, aufzupassen, was Sie tun, und sich im Umgang mit
Höhergestellten zurückzuhalten. Gehen Sie jetzt, und wenn
Ihnen noch ein Schnitzer passiert, dann gnade Ihnen Gott!« Sie fing an zu lachen, war einen Augenblick unschlüssig
und lief dann aus dem Zimmer.
Queen wandte sich rasch an den Polizisten. »Legen Sie ihm
die Handschellen an, Officer«, befahl er kurz, indem er mit
einem Finger auf den Gangster wies, »und bringen Sie ihn zur
Wache!«
Der Polizist salutierte. Man sah das Aufblitzen von Stahl,
hörte ein schnappendes Geräusch, und der Pfarrer starrte
verblüfft auf die Handschellen an seinen Gelenken. Bevor er
noch den Mund aufmachen konnte, hatte man ihn schon aus
dem Büro befördert.
Queen machte eine verächtliche Handbewegung, ließ sich in
den Ledersessel fallen, nahm eine Prise Schnupftabak und
sagte in einem völlig anderen Tonfall zu Johnson: »Johnson,
mein Junge, ich möchte, daß Sie Mr. Morgan hereinbitten.«
    Benjamin Morgan betrat Queens augenblickliches Heiligtum mit festem Schritt, der jedoch eine gewisse Erregung nicht vollständig verbergen konnte. Er sagte mit heiterer und kräftiger Baritonstimme: »Nun, Sir, da bin ich« und ließ sich in einen der Sessel fallen, wie ein Mann, der es sich nach einem harten Tag in seinem Club bequem macht. Queen ließ sich nicht darauf ein. Er bedachte Morgan mit einem langen ernsten Blick, der den fülligen, grauhaarigen Mann unruhig hin-und herrutschen ließ.
    »Ich heiße Queen, Mr. Morgan«, sagte er freundlich. »Inspektor Richard Queen.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, sagte Morgan, während er aufstand, um die ihm dargebotene Hand zu schütteln. »Ich glaube, Sie wissen, wer ich bin, Inspektor. Sie haben mich Vorjahren mehr als einmal im Gericht beobachten können. Da gab es einen Fall – erinnern Sie sich daran? – Ich verteidigte Mary Doolittle, als sie wegen Mordes angeklagt war …«
»Genau, ja!« rief der Inspektor erfreut. »Ich habe mich schon gefragt, woher ich Sie kenne. Sie haben sie auch frei bekommen, wenn ich mich recht entsinne. Das war ein schönes Stück Arbeit, Morgan – sehr, sehr gut. Sie sind das also! Gut, gut!«
Morgan lachte. »Ich war damals nicht schlecht«, gab er zu. »Aber ich fürchte, die Zeiten sind längst vorbei, Inspektor. Wissen Sie – ich arbeite nicht mehr als Strafverteidiger.«
»Nein?« Queen nahm eine Prise Tabak. »Das wußte ich nicht. Irgend etwas« – er mußte niesen – »irgend etwas schiefgelaufen?« fragte er mitfühlend.
Morgan gab keine Antwort. Nach einem Augenblick des Nachdenkens schlug er die Beine übereinander und sagte: »Einiges ist schiefgelaufen. Stört es Sie, wenn ich rauche?« fragte er plötzlich. Auf Queens Zustimmung hin zündete er sich eine dicke Zigarre an, deren Rauch ihn nach und nach einhüllte.
Für eine Weile sprach keiner der beiden Männer. Morgan schien genau zu spüren, daß er scharf beobachtet wurde, da er seine Beine immer wieder nervös übereinanderschlug und Queens Blick mied. Der alte Mann machte einen gedankenverlorenen Eindruck, sein

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