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Der mysterioese Zylinder

Der mysterioese Zylinder

Titel: Der mysterioese Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellery Queen
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von allen gemeinen Tricks –« Er wurde leiser und murmelte nur noch vor sich hin.
Queen saß da und betrachtete ihn spöttisch. Morgan machte ein großes Getue mit seinem Taschentuch und seiner Zigarre. Johnson hustete mißbilligend und sah zur Decke hinauf. Erneuter Lärm drang durch Wände, nur um wiederum auf halbem Wege erstickt zu werden. Queens Stimme unterbrach die Stille. »Das ist alles, Morgan. Sie können gehen.«
Der Anwalt stand schwerfällig auf, öffnete den Mund, als wollte er noch etwas sagen, preßte die Lippen zusammen, setzte seinen Hut auf und spazierte aus dem Zimmer. Auf ein Zeichen des Inspektors hin stand Johnson ebenfalls auf, um ihm die Türe aufzuhalten. Beide Männer verschwanden.
Allein in seinem Zimmer, verfiel Queen in eine wilde Geschäftigkeit. Er nahm die vier Kontrollabschnitte aus der Tasche, den Brief, den Morgan ihm gegeben hatte, und die straßbesetzte Handtasche, die er in der Jacke des Toten gefunden hatte. Diese öffnete er zum zweiten Mal an diesem Abend und breitete ihren Inhalt vor sich auf dem Schreibtisch aus. Einige Visitenkarten, zierlich mit dem Namen ›Frances Ives-Pope‹ bedruckt; zwei verzierte Spitzentaschentücher; ein Kosmetiktäschchen mit Puder, Rouge und Lippenstift; eine kleine Geldbörse, die zwanzig Dollar in Scheinen und einige Münzen enthielt; ein Haustürschlüssel. Queen beschäftigte sich einen Moment lang gedankenverloren mit diesen Gegenständen, legte sie in die Handtasche zurück, und während er Tasche, Papierschnitzel und Brief wieder in seine Taschen zurücksteckte, stand er auf und sah sich langsam um. Er ging herüber zum Kleiderständer, nahm einen einzelnen Hut herunter, einen runden Filzhut, der dort hing, und untersuchte dessen Innenseite. Die Initialen ›L.P.‹ und das Hutmaß ›6¾‹ schienen ihn zu interessieren.
Er hängte den Hut zurück und öffnete die Tür.
Die vier Menschen, die im Vorzimmer saßen, sprangen erleichtert auf. Queen stand lächelnd auf der Türschwelle, die Hände in seine Manteltaschen vergraben.
»Jetzt sind wir endlich so weit«, sagte er. »Würden Sie bitte alle in das Büro kommen?«
Er trat höflich beiseite und ließ sie vorbeigehen – die drei Frauen und den jungen Mann. Sie marschierten aufgeregt herein; die Frauen nahmen Platz, sobald der junge Mann Stühle für sie zurechtgestellt hatte. Vier Augenpaare blickten ernst auf den alten Mann an der Tür. Er lächelte väterlich, sah noch einmal kurz in das Vorzimmer, schloß die Tür und schritt würdevoll zum Schreibtisch, wo er sich niederließ und seine Tabakdose hervorholte.
»Nun!« sagte er freundlich. »Ich muß mich dafür entschuldigen, daß ich Sie so lange habe warten lassen – dienstliche Angelegenheiten, Sie wissen ja … Jetzt wollen wir mal sehen. Hmmm. Ja … Ja, ja. Ich muß! Also gut! Nun, zunächst einmal, meine Damen, mein Herr, was haben wir miteinander zu tun?« Er richtete seinen freundlichen Blick auf die schönste der drei Frauen. »Ich nehme an, Miss, Ihr Name ist Frances Ives-Pope, obwohl ich noch nicht das Vergnügen hatte, Ihnen vorgestellt zu werden. Habe ich recht?«
Das Mädchen zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Das stimmt genau, Sir«, sagte sie mit klangvoller Stimme. »Aber ich verstehe nicht, woher Sie meinen Namen kennen.«
Sie lächelte. Es war ein faszinierendes Lächeln, voller Charme und einer Art von Weiblichkeit, die ungeheuer anziehend wirkte. Ein wohlgeformtes Wesen in der Blüte der Jugend, mit großen braunen Augen und einem cremefarbenen Teint, so strahlte sie eine Vollkommenheit aus, die der Inspektor als erfrischend empfand.
Er strahlte sie an. »Nun, Miss Ives-Pope«, kicherte er. »Ich nehme an, für einen Laien ist das etwas mysteriös. Und die Tatsache, daß ich ein Polizist bin, macht es wahrscheinlich noch schlimmer. Aber es ist ganz einfach. Sie sind doch nicht gerade eine unbekannte junge Dame – tatsächlich habe ich Ihr Bild heute noch in der Zeitung gesehen, auf der Gesellschaftsseite.«
Das Mädchen lachte ein wenig nervös. »So war das also!« sagte sie. »Ich fing schon an, mich zu fürchten. Und was ist es nun, was Sie von mir wünschen?«
»Beruf – immer der Beruf«, sagte der Inspektor wehmütig. »Immer, wenn ich mich für jemanden zu interessieren beginne, komme ich in Konflikt mit meinem Beruf … Bevor wir mit unserer Befragung anfangen, darf ich Sie fragen, wer Ihre Freunde sind?«
Ein verlegenes Hüsteln war von den drei Leuten zu hören, auf die Queen nun sein

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