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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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entscheiden – rufen Sie bitte ihre Tochter an und sprechen Sie mit ihr. Es gibt eine kleine Chance, dass ein Rückflug für sie gebucht ist. Einer meiner Leute überprüft das im Moment. Ich werde ihn bitten, Sie anzurufen, sobald er Genaueres weiß. Im Übrigen muss ich noch einmal mit Ihnen sprechen. Wenn Sie bis heute Abend sechs Uhr keine Nachricht hinterlassen haben, komme ich nach Southampton – entweder noch heute Abend oder morgen Vormittag.«
    »Habe ich überhaupt eine Wahl?«, fragte sie, nachdem er ihr die Nummern angegeben hatte.
    Er ging nicht auf die Frage ein. »Eines noch: Sie sagten vorhin, dass Sie mit Townsends erster Frau befreundet sind. Ich vermute, Sie werden mir ihren Namen und ihre Adresse nicht geben, solange Sie nicht sicher sind, wer ich bin, aber würden Sie so freundlich sein, sich mit ihr in Verbindung zu setzen und sie zu bitten, unsere Einsatzzentrale anzurufen?«
    Sie schwieg so lange, dass er schon fürchtete, sie hätte aufgelegt.
    »Mrs Gough?«
    »Ich hoffte, sie würde nie erfahren, dass Francesca mit Edward ein Verhältnis hatte«, sagte sie bedrückt. »Ich dachte, die ganze Geschichte würde im Sand verlaufen, ohne dass sie etwas davon mitbekommt.«
    »Warum sollte es sie kümmern?«
    »Sie hat selbst eine Tochter«, antwortete sie, bevor sie auflegte.
Nightingale Health Centre
    Harry Bonfield wollte Sophies Eltern eigentlich nicht anrufen, bevor er mit ihrem Verlobten, Bob Scudamore, gesprochen hatte, aber in ihrer Akte war unter der Rubrik »Nächste Angehörige« nur die Adresse ihrer Eltern angegeben. Ihm fiel ein Freund ein, ein Psychiater in London, von dem Bob einmal bei einem Abendessen bemerkt hatte, er sei ein enger Kollege von ihm, und ein Anruf bei ihm lieferte ihm Bobs private Telefon- und Handynummern. Nicht zum ersten Mal war er froh und dankbar, dass die Welt beim staatlichen Gesundheitsdienst so klein war. Obwohl die Behörde der größte Arbeitgeber des Landes war, fand sich, wie in einem Dorf, immer jemand, der jemanden kannte, der einem in einem Notfall weiterhelfen konnte.
    Harry hatte die Fernbeziehung, die zwischen Bob und Sophie bestand, seit diese im Nightingale Health Centre angefangen hatte, mit Sorge beobachtet. Bob, der fünf Jahre älter war als sie, hatte einen guten Posten in der psychiatrischen Abteilung einer der Londoner Universitätskliniken, und Harry war überzeugt gewesen, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis er Sophie einen Heiratsantrag machen und diese nach London zurückkehren würde. Es wurde von Jahr zu Jahr schwieriger, gute junge Allgemeinärzte zu finden, und er schätzte die Chancen ihrer Praxisgemeinschaft, eine der tüchtigsten jungen Kolleginnen, die sie seit Jahren aufgetrieben hatten, zu halten, als sehr gering ein.
    Seine schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu erfüllen, als vor zwei Monaten Sophie zu ihm gekommen war und ihm einen Brillantring unter die Nase gehalten hatte. »Na, was meinst du?«, hatte sie gefragt. »Bin ich nicht ein kluges Kind?«
    »Bob?«
    Sie lachte und gab ihm einen freundschaftlichen Puff. »Wer denn sonst? Ob du's glaubst oder nicht, Harry, ich hab den Schrank nicht voll heimlicher Liebhaber.«
    Reichlich verspätet stand er auf und nahm sie herzlich in die Arme. »Und was für ein kluges Kind du bist! Er ist ein prachtvoller Mensch. Ich hoffe nur, er weiß sein Glück zu schätzen. Wann ist denn der große Tag?«
    »Im August.«
    »Hm«, sagte er bekümmert. »Du willst mir wohl durch die Blume zu verstehen geben, dass demnächst mit deiner Kündigung zu rechnen ist?«
    »Aber nein!«, rief sie überrascht. »Bob hat endlich den Posten ergattert, auf den er schon seit Ewigkeiten scharf ist. Er ist Oberarzt am Krankenhaus in Southampton geworden. Das heißt, dass wir nun endlich zusammenleben können. Darum machen wir's jetzt amtlich.« Sie zog irritiert eine Augenbraue hoch. »Wie um alles in der Welt kommst du auf die Idee, dass ich hier aufhören will?«
    Altersschwachsinn und Engstirnigkeit, dachte er mit bitterer Ironie, als er sich wieder setzte. Es war ihm, obwohl dies das einundzwanzigste Jahrhundert war, überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass ein Mann bereit sein könnte, sich um seiner Frau willen beruflich zu verändern.
    Er erreichte Bob in seiner Wohnung in London.
    »Hallo, Harry«, sagte der junge Mann liebenswürdig. »Was verschafft mir die Ehre? Rufen Sie an, um mir mitzuteilen, dass Sophie sich verspäten wird?«
    »Nein, das nicht.« Ohne Umschweife und in

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