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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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eine Beschreibung bekommen, als sie mit Townsends Nachbarin sprachen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie hat die Frau nie gesehen. Sie hat nur gesagt, die Neue wär wahrscheinlich der Grund für den Bruch mit Laura Biddulph.«
    »Oder mit Amy«, warf Tyler ein. »Wir halten es alle für selbstverständlich, dass sein Interesse der Mutter galt.«
    Der Sergeant runzelte verwirrt die Stirn. »Versteh ich nicht, Chef.«
    »Wenn man dem Hoteldirektor in Mallorca glauben kann, sieht Franny aus wie eine Zwölfjährige und benimmt sich auch so. Sie ist dunkel und zierlich und »ziemlich niedlich«. Das sind die Worte des Direktors, nicht meine. Erinnert Sie das vielleicht an jemanden?«
    »Hey!«
    »Genau. Townsend hat das Mädchen an einem Nacktbadestrand gefilmt, aber am Freitagmorgen hat er sich in aller Frühe aus dem Staub gemacht, nachdem er mit jemandem namens Martin telefoniert hatte und dann eine schriftliche Nachricht erhielt – möglicherweise ein Fax.« Er deutete auf die E-Mail-Adresse, die Franny ihm gegeben hatte. »Versuchen Sie, Townsend eine Mail zu schicken. Mal sehen, ob er anbeißt. Schreiben Sie, Sie müssten ihn wegen Laura und Amy Biddulph sprechen. Nur nichts Bedrohliches. Schreiben Sie einfach, Sie bräuchten die Namen und Adressen aller Personen, mit denen sie sich in der Zeit angefreundet haben, als sie mit ihm zusammenlebten.«
    »Soll ich eine Kontaktnummer angeben?«
    Tyler nickte. »Geben Sie ihm meine Handynummer – schreiben Sie, es wäre die Ihre.«
    »Was wollen Sie denn wirklich von ihm?«
    »Ich möchte wissen, was er die letzten vierundzwanzig Stunden getrieben hat«, antwortete Tyler. Dann ging er in sein Büro, und nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wählte er die Nummer, die Franny ihm angegeben hatte.
    »Hallo?« Es war eine weibliche Stimme.
    »Spreche ich mit Mrs Gough?«
    »Ja.«
    »Ich bin Chief Inspector Tyler von der Kriminalpolizei Hampshire. Ich rufe für Ihre Tochter an.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen. »Was hat sie denn jetzt wieder angestellt?«
    Keine Besorgnis um das Befinden ihrer Tochter. Kein »Ihr ist doch nichts zugestoßen?«, die übliche Reaktion auf einen solchen Anruf.
    »Sie sitzt ganz allein in einem Hotel auf Mallorca, wo ihr Begleiter sie zurückgelassen hat, und die Hotelleitung ist nicht bereit, sie abreisen zu lassen, solange die Rechnung nicht bezahlt ist. Der Hoteldirektor hat mir bestätigt, dass der Mietwagen und das Gepäck ihres Begleiters verschwunden sind. Ich denke also, man kann sich darauf verlassen, dass sie die Wahrheit sagt.«
    »Und der reizende Begleiter war Edward Townsend, nehme ich an?«
    »Ja, das ist der Name, den sie mir genannt hat.«
    Er hörte das Klicken eines Feuerzeugs. »Wieso interessiert sich die Polizei für diese Geschichte?«
    »Wir versuchten, in einer anderen Angelegenheit mit Mr Townsend Verbindung aufzunehmen. Als der Hoteldirektor entdeckte, dass er bereits heimlich abgereist war, ließ er Ihre Tochter mit mir sprechen.«
    »Was war das für eine andere Angelegenheit?«
    Es gab keinen Grund, es ihr zu verschweigen; sie würde es ohnehin in Kürze von ihrer Tochter erfahren. Im Übrigen konnte er jede Information gebrauchen. »Das verschwundene Kind, nach dem wir fahnden – Amy Biddulph –, lebte sechs Monate lang in seinem Haus.«
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus – oder eine Wolke Zigarettenqualm. Dem gleichmütigen Ton ihrer Stimme war nicht zu entnehmen, ob Emotionen mit im Spiel waren. »Ich habe Francesca gewarnt«, sagte sie, »aber sie wollte nicht auf mich hören. Das ist das Alter. Da glaubt man noch, man hätte alles im Griff.« Sie sprach so sachlich, als wäre von einer Fremden die Rede.
    »Kennen Sie Townsend gut?«
    »Ich kenne ihn kaum. Ich bin mit seiner ersten Frau befreundet.«
    Er zog sich ein frisches Blatt Papier heran. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir alles sagen würden, was Sie wissen, Mrs Gough. Vielleicht fangen wir mit der Frage an, warum Sie Ihre Tochter vor dem Mann gewarnt haben.«
    »Er ist fünfundvierzig. Sie ist achtzehn. Ist das nicht Grund genug?«
    Tyler hörte die Schärfe ihres Tons und hakte sogleich ein. »Aber gibt es noch einen anderen Grund?«
    »Darüber werde ich ganz sicher nicht mit jemandem sprechen, der mir völlig unbekannt ist.«
    »Ich bin von der Polizei, Mrs Gough. Alles, was Sie mir mitteilen, wird absolut vertraulich behandelt. Die Zeit drängt. Amy Biddulph ist seit mehr als vierundzwanzig Stunden verschwunden. Wenn Sie

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