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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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ziemlich das Schlimmste, was passieren kann. Wir brauchen einen geordneten Abzug. Können Sie mir jetzt erst mal sagen, wie viele Kinder bei Ihnen in der Nähe sind?«
    Gaynor zählte rasch. »Ungefähr zehn.«
    »Gut. Zuerst mal muss jedes Kind einzeln ins Haus bugsiert werden, ganz vorsichtig, damit die Leute rundherum nicht merken, was da passiert. Es muss leise und unauffällig geschehen. Ist das so weit klar?«
    »Ja.«
    »Suchen Sie sich die zwei größten und kräftigsten unter den Kindern aus. Eines soll einen Durchgang zum Garten freimachen, das heißt, alle Möbel aus dem Korridor entfernen und die Hintertür von Mrs Carthews Haus öffnen. Das andere soll sich an die vordere Haustür stellen. An der Haustür brauchen wir jemanden, der wirklich kräftig ist – wenn ein Erwachsener in der Nähe ist, umso besser. Der Türsteher gibt Ihnen das Signal, sobald der Weg frei ist, und muss die Rolle des Regulators übernehmen, weil ich Sie draußen als Ordnerin brauche. Sollten zu viele Menschen versuchen, sich durchzudrängen, wenn die Tür sich öffnet, müssen Sie und der Türsteher sie augenblicklich schließen und verriegeln. Wenn Sie das nicht tun, werden sich die Leute im Korridor gegenseitig niedertrampeln und den Ausgang blockieren. Stellen Sie sich vor die offene Tür und lassen Sie immer nur eine Person durch. Es muss absolut geordnet zugehen. Haben Sie das verstanden?«
    Gaynor war einen Meter sechzig groß und fünfzig Kilo schwer. Wie zum Teufel sollte sie eine Menschenmenge in panischer Flucht aufhalten? »Ja.«
    »Wunderbar. Weiter – ich habe mir die Lage der Humbert Street angesehen. Hinten sind Gärten, die direkt an die Gärten der Bassett Road stoßen. Der Junge oder das Mädchen an der Hintertür muss sofort den Zaun niederzureißen, um Platz zu schaffen. Wir müssen versuchen, Ausweichzonen für alle die einzurichten, die weg wollen. Am Besten lassen Sie den Jungen oder das Mädchen hinten die Zäune in Richtung Forest Road South demontieren. Wir müssen dafür sorgen, dass die Leute nach Hause gehen – um die Situation zu entschärfen – und sich nicht hinten in den Gärten sammeln.«
    »Okay.«
    »Und zum Schluss noch eins: Lassen Sie nichts von der Möglichkeit zum Abzug verlauten. Wenn die Leute spüren, dass der Druck hinter ihnen nachlässt, werden sie in den frei gewordenen Raum nachrücken und ganz von selbst zur offenen Tür gelangen. Und das wird Ihnen die Aufgabe, für Ordnung zu sorgen, wesentlich erleichtern.« Er schwieg einen Moment, um Jenny zuzuhören, die ihrerseits Instruktionen erteilte. »Ausgezeichnet«, sagte er dann. »Mrs Carthew hat versprochen, die Tür aufzusperren, aber sie hat uns gebeten, ihr Zeit zu lassen, nach oben zu gehen, ehe Sie die Tür öffnen. Sie hat Angst, umgestoßen zu werden. Sie hat ein schnurloses Telefon und wird Jenny Monroe Bescheid geben, sobald sie in Sicherheit ist. Dann gebe ich Ihnen das Signal. In Ordnung?«
    »O Gott!« Gaynor stockte der Atem vor Angst. »Aber ich hab das doch den Kindern hier noch gar nicht erklärt.«
    »Tun Sie das in aller Ruhe«, sagte er beschwichtigend. »Es ist wichtig, dass sie alle verstehen, worum es geht. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie so weit sind.«
    Eines der Mädchen kannte sie schon, Lisa Shaw, ein aufgewecktes kleines Ding, das mit Colin in eine Klasse ging. Sie besaß nicht die Statur, um die Aufgabe des Regulators zu übernehmen, aber ganz sicher konnte sie den Korridor frei machen und den Weg zur Forest Road hinaus bahnen. Sie nickte sofort, als Gaynor ihr erklärte, was sie von ihr erwartete, und die anderen nickten eifrig mit, als Gaynor sie mit Nachdruck darauf hinwies, wie wichtig ein »geordneter Abzug« war. Als sie allerdings versuchte, dem größten und kräftigsten unter den Mädchen klarzumachen, welche Aufgabe sie übernehmen sollte, stieß sie auf absolute Verständnislosigkeit. Das Mädchen war eine Riesin mit einem Spatzenhirn und begann zu weinen, als Gaynor sie bat, den Posten an der Haustür zu übernehmen.
    »Das übernehme ich«, sagte Lisa. »Sie kann mir helfen. Und die anderen können den Gang freiräumen.« Sie lächelte Gaynor an. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich pass schon auf, dass sie alles richtig machen. Col würde mich ja umbringen, wenn Ihnen was passiert. Sie sind doch seine Supermum.«
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