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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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großartig«, sagte Hannah und die drei rannten ihm hinterher.
    Es war gut, dass Michael eigentlich nicht rannte , er bewegte sich nur zielgerichtet voran. Claire und Eve drängten sich im Gang an ihm vorbei und stellten sich ihm in den Weg.
    Seine blauen Augen waren weit geöffnet, doch er sah sie einfach nicht. Aber wenigstens merkte er, dass da ein Hindernis war, und hielt an.
    »Michael«, sagte Claire. Verdammt, warum hatte sie kein Beruhigungsmittel dabei? Warum? »Michael, du kannst da nicht rausgehen. Es ist schon hell. Du wirst sterben.«
    »Er hört dich nicht«, sagte Hannah. Und sie hatte recht; er hörte nicht auf sie. Er versuchte, sich zwischen ihnen hindurchzudrängen, aber Eve legte ihre Hand auf seine Brust und hielt ihn zurück.
    »Michael? Ich bin's. Du kennst mich, nicht wahr? Bitte?«
    Er starrte sie mit völlig ausdruckslosen Augen an und dann schubste er sie heftig aus dem Weg.
    Hannah warf Claire einen raschen, befehlenden Blick zu. »Hol Hilfe. Schnell. Ich versuche, ihn aufzuhalten.«
    Claire zögerte, aber Hannah war zweifellos besser ausgestattet als sie, wenn es darum ging, mit einem möglicherweise feindselig gestimmten Michael zurechtzukommen. Sie drehte sich um und rannte an erschrockenen Bürohengsten und kaffeetragenden Staatsdienern vorbei. Vor einem der schwarz uniformierten Soldaten kam sie schlitternd zum Stehen. »Richard Morrell«, sprudelte es aus ihr heraus. »Ich brauche ihn. Jetzt! «
    Der Soldat zögerte nicht. Er griff nach dem Funkgerät, das an seiner Schulter klemmte, und sagte: »Verwaltung an Morrell, bitte kommen.«
    »Morrell, was gibt's?«
    Der Soldat löste das Funkgerät von seiner Schulter und reichte es schweigend an Claire weiter. Sie nahm es - es war schwerer als die Walkie-Talkies - und drückte auf die SPRECHEN-Taste. »Richard? Hier ist Claire. Wir haben ein großes Problem. Wir müssen Michael und alle anderen...« Wie konnte man Vampir sagen, ohne es auszusprechen? »Alle anderen mit einer Sonnenallergie davon abhalten rauszugehen.«
    »Warum zum Teufel sollten sie...«
    »Ich weiß nicht! Sie tun es einfach!« Das Bild des brennenden Officer O'Malley kam ihr wieder in den Sinn und sie sog mit einem Schluchzer die Luft ein. »Helfen Sie uns. Sie gehen hinaus in die Sonne.«
    »Gib das Funkgerät zurück«, befahl er. Sie händigte es dem schwarz uniformierten Mann aus. »Sie gehen jetzt mit diesem Mädchen mit und helfen ihm. Keine Fragen.«
    »Ja, Sir.« Er knipste das Funkgerät aus und schaute auf Claire hinunter. »Nach dir.«
    Sie führte ihn zurück in den Flur. Sie waren kaum dort angekommen, als sie etwas splittern hörten. Hannah kam durch eine Glasscheibe geflogen und landete flach auf dem Rücken. Sie blinzelte.
    Michael lief einfach über sie hinweg. Eve zerrte an seinem Arm, um ihn zurückzuhalten, aber er schüttelte sie ab.
    »Wir dürfen ihn nicht nach draußen lassen!«, sagte Claire. Sie wollte ihn packen, aber es war, als würde man versuchen, einen Güterzug festzuhalten. Sie hatte ganz vergessen, wie stark er inzwischen war.
    »Aus dem Weg«, sagte der Soldat und zog eine Handfeuerwaffe aus einem Halfter an seiner Seite.
    »Nein, nicht...«
    Die Beamten stoben auseinander, versteckten sich unter Schreibtischen und ließen ihren Kaffee fallen, um sich in den Teppich zu krallen.
    Der Soldat zielte auf Michaels Brust und feuerte dreimal schnell hintereinander. Claire hatte lautes Knallen erwartet, aber stattdessen hörte man nur ein druckluftgedämpftes, hustenartiges Geräusch.
    Drei gefiederte Pfeile steckten in Michaels Brust, dicht beieinander über seinem Herzen.
    Er ging trotzdem noch drei Schritte weiter auf den Soldaten zu, bevor er in Zeitlupe in die Knie ging und dann aufs Gesicht fiel.
    »Alles klar«, sagte der Soldat. Er packte Michael, drehte ihn um und zog die Pfeile mit einem Ruck heraus. »Es wird etwa eine Stunde dauern, bis er zu sich kommt, länger wahrscheinlich nicht. Schaffen wir ihn ins Büro des Dekans.«
    Hannah wischte sich ein Rinnsal Blut vom Mund, hustete und rollte sich auf die Füße. Sie und Eve halfen Claire, Michael an Schultern und Füßen zu packen. Sie trugen ihn den Gang entlang, vorbei an Gemälden, die jetzt eine gründliche Restaurierung und neue Rahmen brauchen würden, vorbei an gesplitterten und zerbrochenem Glas bis in Miss Nances Büro.
    Miss Nance warf einen Blick auf sie und ging blitzschnell zu der Tür mit dem dezenten Messingschild, auf dem DEKAN WALLACE stand. Sie klopfte an und

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