Der Nacht ergeben
einen Krieg an zwei Fronten zu führen und dadurch die Streitkräfte zu teilen. »Wir müssen Amelie finden.«
»Wohin auch immer sie verschwunden sein mag«, schnaubte Eve. »Wenn sie überhaupt noch...«
»Nicht«, flüsterte Claire. Unruhig rieb sie über das goldene Armband an ihrem Handgelenk, bis es sich in ihre Haut grub.
»Wir brauchen sie.«
Mehr denn je, vermutete sie.
***
Eines der letzten Funkgeräte gaben sie in ihrem eigenen Zuhause ab, das momentan von einer Meute total verängstigter Menschen und ein paar Vampiren bewohnt wurde. Die hatten wohl noch nichts von dem verspürt, was einige von den anderen weggelockt hatte, was auch immer das war. Inzwischen wurde es wirklich hell. Der Horizont war karibisch blau, mit einem Hauch Gold und Rot, der ab und zu wie das Rampenlicht in einer Show aufleuchtete. Claire überbrachte das Funkgerät, den Code und eine Warnung, die sich an Menschen und Vampire gleichermaßen richtete. »Ihr müsst die Vamps beobachten«, warnte sie. »Lasst sie nicht rausgehen. Nicht bei Tageslicht.«
Monica Morrell, die das Funkgerät mit ihren rot lackierten Klauen umklammerte, schaute sie finster an. »Wie sollen wir das anstellen, Freak? Sollen wir sie schriftlich vorwarnen und sie dann ordentlich ausschimpfen? Also ehrlich!«
»Wenn ihr sie gehen lasst, werden sie vielleicht niemals dort ankommen, wohin sie vor Sonnenaufgang gerufen werden - wo immer das ist«, sagte Hannah. Sie zuckte die Schultern - eine fließende Bewegung, die ihre Muskeln betonte - und lächelte. »Hey, eigentlich ist mir das ja schnurz, aber vielleicht brauchen wir sie später noch. Und dir könnte man die Schuld zuschieben, weil du nicht eingegriffen hast.«
Monica schaute weiterhin finster drein, aber sie schien es nicht darauf anzulegen, mit Hannah zu streiten. Niemand wollte das, wie Claire feststellte. Die ehemalige Soldatin von den Marines hatte Ausstrahlung, ein Selbstbewusstsein, das überhaupt nicht arrogant rüberkam.
»Großartig«, sagte Monica schließlich. »Wunderbar. Als würde ich noch mehr Probleme brauchen. Ach übrigens, Claire, euer Haus ist echt das Letzte. Ich hasse es.«
Nun war Claire an der Reihe zu lächeln. »Wahrscheinlich hasst es dich ebenfalls. Ich bin mir sicher, da wirst du noch dahinterkommen«, sagte sie. »Du bist von Natur aus ein helles Köpfchen, nicht wahr?«
»Ach, leck mich. Eines Tages wird dein Freund nicht da sein, um...« Monicas Augen weiteten sich. »Oh, Shit! Er ist gar nicht da, oder? Wird niemals wiederkommen. Erinnere mich daran, dass ich Blumen zu seiner Beerdigung schicke.«
Eve packte Claire von hinten am T-Shirt. »Whoa, Kleines, mach dich locker. Wir müssen weiter. So gern ich den Ringkampf gesehen hätte - wir haben eine Art Zeitplan.«
Der heiße blutrote Nebel vor Claires Augen verschwand und sie holte tief Luft und nickte. Ihre Muskeln schmerzten. Ihr wurde bewusst, dass sie es geschafft hatte, alle Muskeln in ihrem Körper eisenhart anzuspannen, und sie versuchte, sich zu entspannen. Ihre zu Fäusten geballten Hände taten weh, als sie sie wieder ausstreckte.
»Bis bald«, sagte Monica und machte ihnen die Tür vor der Nase zu. »Oder Moment - wahrscheinlich eher nicht, Loser. Deine Klamotten sind übrigens erbärmlich!«
Der letzte Teil war gedämpft, aber dennoch deutlich zu hören - so deutlich wie die Schlösser, die einrasteten.
»Gehen wir«, sagte Hannah und scheuchte sie über die Terrasse den Weg entlang zu dem weißen Lattenzaun.
Auf der Straße ging ein Vampir in Richtung Norden. »Oh, Mist«, sagte Eve alarmiert, aber der Vamp schien sie nicht zu beachten oder er merkte gar nicht, dass sie da waren. Er trug eine Polizeiuniform und Claire erinnerte sich an ihn; er war von Zeit zu Zeit mit Richard Morrell unterwegs gewesen. Schien kein übler Typ zu sein, außer dass er eben ein Vampir war. »Das ist Officer O'Malley. Hey! Hey, Officer! Warten Sie doch!«
Er ignorierte sie und ging weiter.
Claire schaute nach Osten. Der goldene Schein der Sonne ließ den Himmel rasch erstrahlen. Sie war noch nicht über dem Horizont, aber es war nur eine Frage von Sekunden, allerhöchstens Minuten. »Wir müssen Ihn uns schnappen«, sagte sie. »Er muss raus aus der Sonne.«
»Und dann? Sollen wir ihn vielleicht den Rest des Tages babysitten oder was? O'Malley ist nicht wie Myrnin«, sagte Eve. »Du kannst ihn nicht pfählen. Er ist noch nicht so alt. Siebzig, achtzig, um den Dreh herum. Er ist nur ein bisschen älter als
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