Der Nacht ergeben
die unterwegs zum Unterricht waren, als wäre alles in bester Ordnung. Sie plauderten, lachten und rannten, um es zum frühmorgendlichen Glockenläuten auf den Campus zu schaffen.
»Was soll das, zum Henker ?«, sagte Eve. Claire war froh, dass sie nicht die Einzige war, die darüber entsetzt war. »Ich wusste, dass sie den Befehl hatten, sich bedeckt zu halten, aber das hier ist einfach lächerlich, verdammt. Wo ist das Büro des Dekans?«
Claire zeigte mit dem Finger darauf. Eve steuerte den Wagen um die gewundenen Kurven, vorbei an Wohnheimen und Hörsälen, und parkte auf dem ersten freien Parkplatz vor dem Verwaltungsgebäude. Dort standen zwei Polizeiautos und ein paar schwarze Jeeps. Zivile Autos standen nur wenige auf dem Parkplatz.
Während sie die Stufen zu dem Gebäude hinaufgingen, bemerkte Claire zwei weitere Wachleute vor dem Haupteingang. Hannah kannte diese Typen nicht, aber sie wiederholte ihre Namen und weshalb sie gekommen waren und nach einer kurzen, unpersönlichen Durchsuchung durften sie eintreten.
Das letzte Mal, als Claire hier gewesen war, hatte sie Kurse hinzugefügt und abgewählt und das Gebäude hatte nur so gewimmelt von mürrischen Beamten und panischen Studenten, die hektisch von hier nach dort gerannt waren. Nun war es sehr still hier. Einige Leute saßen an ihren Schreibtischen, aber Studenten sah Claire keine und die Angestellten der TPU sahen entweder gelangweilt oder nervös aus. Der Großteil der Aktivitäten schien sich auf den mit Teppichen ausgelegten Gang zu konzentrieren, in dem die offiziellen Porträts früherer Dekane und Würdenträger der Universität hingen.
Ein oder zwei der ehemaligen Dekane könnten ihrer blassen Haut nach Vampire gewesen sein, wie Claire jetzt erst auffiel. Vielleicht waren es aber auch nur alte blasse Kerle. Schwer zu sagen.
Am Ende des Ganges fanden sie keine weitere Wache, sondern eine Sekretärin in einem Büro - die allerdings ebenso taff war wie die bewaffneten Männer draußen. Sie saß hinter einem teuer aussehenden, antiken Schreibtisch, auf dem weder ein Körnchen Staub noch sonst etwas zu sehen war, außer einem Blatt Papier, das genau in der Mitte platziert war, und einem Stift, der im rechten Winkel dazu lag, sowie eine schicke schwarze Telefonanlage. Computer konnte Claire keinen entdecken - doch, da war einer, versteckt in einem ausziehbaren Seitenschrank.
Das Zimmer war mit einem so plüschigen Teppich ausgestattet, dass Claires Füße mindestens zwei Zentimeter tief einsanken; es war, als würde man über Schaum gehen. Solide Täfelung aus dunklem Holz. Gemälde und gedämpfte Lichter. Die Fenster waren mit extravaganten Samtvorhängen zugehängt und man hörte Musik - etwas Klassisches natürlich. Claire konnte sich nicht vorstellen, dass jemals irgendwer auf einen Rocksender umschalten würde. Nicht hier.
»Ich bin Miss Nance«, sagte die Frau und stand auf, um ihnen allen nacheinander die Hand zu schütteln; sie zögerte nicht einmal bei Eve, die die meisten Leute einschüchterte. Sie war eine hochgewachsene, schlanke, grauhaarige Frau in einem maßgeschneiderten grauen Anzug und einer Bluse in einem helleren Grau unter der Jacke. Ihr graues Haar wellte sich zu exakt gleichmäßigen Locken. Claire konnte ihre Schuhe nicht sehen, aber sie wäre jede Wette eingegangen, dass sie grau, modisch und trotzdem irgendwie vernünftig waren. »Ich bin die Sekretärin von Dekan Wallace. Haben Sie einen Termin?«
Eve sagte: »Ich muss Michael sprechen.«
»Pardon? Ich glaube nicht, dass ich diese Person kenne.«
Eves Gesichtszüge erstarrten und Claire konnte die schreckliche Furcht in ihren Augen sehen.
Hannah, die es auch sah, sagte: »Lassen Sie den Quatsch, Miss Nance. Wo ist Michael Glass?«
Miss Nances Augen wurden schmal. Sie waren blassblau, nicht so blass wie Amelies, aber irgendwie ausgebleicht, wie Jeansstoff, der der Sonne ausgesetzt war. »Mr Glass ist in einer Konferenz mit dem Dekan«, sagte sie. »Ich fürchte, Sie müssen...«
Die Tür am anderen Ende ihres Büros öffnete sich und Michael kam heraus. Claires Herz schmolz praktisch vor Erleichterung. Er ist okay. Michael ist okay.
Nur, dass er die Tür hinter sich zumachte und geradewegs an ihnen vorbeiging - ein Mann mit einer Mission.
Er ging schnurstracks an Eve vorbei, die völlig verblüfft mit offenem Mund dastand. Angst keimte in ihrem Gesicht auf.
»Michael!«, schrie Claire auf. Er hielt nicht einmal an. »Wir müssen ihn aufhalten!«
»Na
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